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Sexualitaet mit Leib und Seele

Sexualitaet mit Leib und Seele

Titel: Sexualitaet mit Leib und Seele
Autoren: Irene Lang-Reeves
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logistisch verhindern. In der ersten Zeit mit einem Baby kommen noch andere Kalamitäten hinzu: viel Aufregung, Schlafmangel sowie ein Hormoncocktail für die Frau, der es in sich hat, bestehend aus Prolactin (für die Milchbildung) und Oxytocin. Auch der Mann produziert diese Hormone, wenn er sich um sein Kind kümmert, damit er vom Draufgänger zum geduldigen Papa mutiert.
    In diesen Wochen und Monaten ist es nicht leicht mit der körperlichen Liebe. Denn Prolactin schickt das Östrogen in den Keller, was bewirkt, dass die Vagina nicht mehr einladend feucht wird. Die Energien sind tendenziell eher aufs Elternglück gerichtet denn auf erotische Freuden. Dennoch hat so mancher Mann in dieser Zeit viel Lust auf Sex. Er ist (unbewusst) eifersüchtig auf das Baby, das seine Frau so vollständig in Beschlag nimmt und auch noch »seinen« Busen annektiert. Er würde sich gern über Sex rückversichern, dass seine Frau noch ihm gehört. Und manch einer nimmt ständige Antworten wie »Ich bin zu müde« oder »Muss das sein?« nicht unbegrenzt hin und beginnt außer Haus zu suchen, was er im eigenen Bett nicht mehr bekommt. Aber auch wenn das Baby ein Kleinkind geworden ist und der – meist anstrengende – Familienalltag einkehrt, ist nicht alles wieder so, wie es vorher war. Es wird noch viel schwieriger, als Paar ungestörte Momente miteinander zu finden.
    Frauen sollten darauf achten, sich nach dem anfänglichen Hormon-Vollbad wieder verstärkt weiblich wahrzunehmen und nicht im Zustand eines »Muttertiers« zu bleiben. Wenn sie anhaltend auf die Kinder fixiert sind, entsexualisieren sie die Beziehung, verlernen eine Kommunikation, wie sie zwi schen Erwachsenen üblich ist, und stellen den Mann als Mann ins Abseits.
    Eine erfüllende »Alltagssexualität« zu entwickeln trägt viel dazu bei, dass eine Beziehung langfristig lebendig bleibt.

Bewusst
    die Liebe pflegen

Wie wir uns verführen lassen
    Männer sind triebgesteuert, Frauen aber auch. Das Zusammenspiel der Hormone ist spannend und mittlerweile nahezu Standardwissen. Über das Warum und Wie Bescheid zu wissen ist oft entlastend, kann einen aber auch deprimieren. Da fragt man sich schon, ob wir nicht wie Marionetten an den Haltefäden dieser Botenstoffe hängen. Doch ein wenig mehr Wahlfreiheit als etwa der Chef einer Pavianhorde, der jedem feuerroten weiblichen Affenhintern hinterherspurtet, haben wir trotzdem. Unser Bewusstsein befähigt uns im Bereich der Sexualität zu echten Entscheidungen. Und damit ist hier nicht der Triebverzicht gemeint, den viele Religionen ihren Anhängern gern als göttlichen Willen verkaufen. Es geht darum, eine Lust zu entwickeln und zu pflegen, die über die rein hormonell gesteuerte animalische Lust hinausgeht.
    Wenn wir in unserer Sexualität nur das ausleben, wozu unsere Hormone uns treiben, reduzieren wir uns auf die Ebene jedes anderen Säugetiers. Der Mensch ist das einzige Lebewesen, das keine festen Paarungszeiten mehr hat und Sex nach Belieben genießen kann.
    Aber wie nutzen wir dieses Geschenk?
    Noch viel zu wenig.
    Reiz-Reaktion – der Kick, der sich richtig anfühlt
    Der Pavian folgt einem einfachen Reaktionsmuster: roter Hintern = Paarungsbereitschaft = go! Das funktioniert bei uns Menschen eigentlich nicht viel anders, nur mit dem Unterschied, dass wir den Reizen, die uns ständig begegnen, nicht zwangsläufig folgen. Da wäre ganz schön was los, wenn wir das täten! Man kann es Über-Ich, soziale Normen und/oder Bewusstsein nennen, all diese Instanzen regulieren – zum Glück – unser Verhalten.
    Trotzdem ist das, was wir als normale und »richtige« Sexualität betrachten, größtenteils reaktiv gesteuert. Wir sehen reaktive Muster sogar als geradezu ideal an: Man schaut sich an, und – Bling! – schon ist man scharf aufeinander. So schnell das gehen mag, ausgelöst wurde das Bling durch Reize, manche von ihnen bewusst ausgesendet, viele nicht. Die uralten Flirt- und Fortpflanzungssignale kennt jeder: Männerschweiß und Frauenbrüste, tiefe, verhangene Blicke, schwingende Hüften, nacktes Fleisch.
    Daran ist nichts verkehrt. Aber wenn man den Autopiloten einschaltet, darf man sich über die Flugroute nicht beschweren. Wer beim Sex blind dem Reiz-Reaktions-Schema folgt, hat keine Wahl, wo es ihn erotisch hinzieht. Verlässt man sich beim Essen darauf, was einem schmeckt, greift man meist zu Nahrungsmitteln, die viel Zucker und Fett enthalten. Da sich die Menschheit entwickelt hat, als es Speisen noch nicht
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