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GK0049 - Dämonos

GK0049 - Dämonos

Titel: GK0049 - Dämonos
Autoren: Jason Dark
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Zwei Männer schlichen über den dunklen Friedhof.
    Es war die Zeit vor der Morgendämmerung. Die ersten dicken Nebelschwaden waren bereits von der Themse hochgestiegen und krochen wie große weiße Watteschleier dem nahen Friedhof entgegen.
    Die beiden Männer waren Chinesen. Sie trugen dunkle, eng am Körper liegende Kleidung und schwere, höllisch scharfe Krummdolche in den Ledergürteln.
    Die Chinesen sprachen kein Wort. Sie verständigten sich nur durch knappe Gesten.
    Ihr Ziel war die Leichenhalle. Drei Tote, die morgen beerdigt werden sollten, waren dort aufgebahrt.
    Sie lagen bereits in den Särgen, doch die Deckel waren noch nicht zugeschraubt. Die Chinesen konnten sich auf den Mann, der ihnen diese Information gegeben hatte, hundertprozentig verlassen.
    Der Nebel wurde immer dichter. Die Schleier legten sich um Gebüsche, knorrige Baumäste und wanden sich wie spielerisch um hohe verwitterte Grabsteine.
    Die beiden Männer störte der Nebel nicht. Im Gegenteil, er kam ihnen sehr gelegen. So brauchten sie wenigstens nicht damit zu rechnen, daß der Friedhofswärter auf den Beinen war.
    Das ziegelrote Backsteingebäude der Leichenhalle tauchte aus den diffusen Schwaden auf.
    Die Chinesen passierten das Hauptportal, gingen um das Gebäude herum und gelangten zu einer schmalen Hintertür.
    Hier verharrten sie einen Augenblick. Lauschten konzentriert.
    Doch kein verdächtiges Geräusch war zu hören.
    Einer der Männer griff unter seinen Pullover. Er brachte eine lange Feile und eine schmale Taschenlampe zum Vorschein. Die Lampe reichte er seinem Kumpan, der sie anknipste und das Schloß anleuchtete.
    Der zweite Chinese ging leicht in die Hocke und machte sich an dem Türschloß zu schaffen.
    Er werkelte einige Minuten daran herum und stieß ein paarmal zischende Verwünschungen aus.
    Schließlich hatte er das Schloß geknackt. Mit dem Handballen drückte er gegen das Türblatt.
    Quietschend schwang die Tür nach innen.
    Verbrauchte und abgestandene Luft schlug den Einbrechern entgegen. Sie rümpften unwillkürlich die Nasen. Doch dann huschten sie ins Innere des Leichenhauses.
    Der Lichtstrahl schnitt durch die Finsternis. Die Halle war ziemlich geräumig, und die beiden Eindringlinge mußten erst noch einige Meter zurücklegen, ehe sie die Särge sehen konnten.
    Sie standen nebeneinander. Auf einem Podest, zu dem drei Stufen hinaufführten.
    Katzengewandt schlichen die beiden Chinesen zu den Särgen hin. Es war genauso, wie ihr Informant gesagt hatte. Die Särge waren offen.
    Der Mann mit der Lampe leuchtete in jeden hinein.
    In dem ersten Sarg lag ein junges Mädchen. Es hatte pechschwarzes Haar und mandelförmige Augen. Eine Eurasierin. Sie war durch einen Verkehrsunfall ums Leben gekommen.
    In den zwei anderen Särgen lagen eine Frau und ein Mann. Beide hatten die Siebzig schon überschritten. Die Frau mußte vor ihrem Tod sehr gelitten haben, denn noch jetzt spiegelte sich der Schmerz in dem Gesicht wider.
    Die zwei Männer sahen sich kurz an.
    Dann nickten sie.
    Einer von ihnen umschloß mit den Fingern den Griff seines Dolches.
    Es gab ein leises schabendes Geräusch, als die Klinge aus der geschmeidigen Lederscheide fuhr.
    Der bläuliche Stahl blitzte im Schein der Lampe.
    Die Männer beugten sich über das junge Mädchen.
    Der Dolch näherte sich den Augen der Leiche und begann plötzlich von innen heraus zu glühen und zu pulsieren. Und dann löste sich eine leuchtende Spur aus den toten Augen und floß dem Dolch zu.
    Der Stahl erbebte, saugte die Spur förmlich in sich ein – bis die Augen eine tiefschwarze Färbung angenommen hatten.
    Gelassen wandten sie sich den beiden anderen Toten zu.
    Der Dolch war jetzt gleißend hell geworden.
    So lautlos, wie die zwei Männer gekommen waren, verließen sie auch die Leichenhalle wieder. An einer bestimmten Stelle des Friedhofs kletterten sie über die Mauer. Hundert Meter weiter parkte ein dunkelgrüner Volkswagen.
    Die Chinesen stiegen ein, und wenig später hatte sie der immer dicker werdende Nebel verschluckt.
    ***
    Old Paddy war fast 70 Jahre alt. Er hatte sein Leben meist in der freien Natur verbracht und nie große Ansprüche gestellt.
    Gearbeitet hatte er nur, wenn er mal Geld brauchte. Und da er sehr bescheiden war, hatte er auch nicht viel von Arbeit gehalten.
    Und doch gab es etwas, das Old Paddy immer wieder Spaß machte.
    Das Angeln.
    Er angelte jetzt schon seit fünfzig Jahren und fast immer an der gleichen Stelle. Nämlich dort, wo der Londoner
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