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Seerache

Seerache

Titel: Seerache
Autoren: Manfred Megerle
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überraschten Luca zu. »Aussteigen und bäuchlings auf den Boden legen, zack, zack!«
    Vespermann schien seinen Standort mit Bedacht so gewählt zu haben, dass er beide Ganoven im Blickfeld hatte. Er brauchte die Waffe nur wenige Zentimeter zur Seite zu schwenken und hatte Maroni im Visier, ohne den Blick von Bullock abzuwenden.
    »Du legst dich jetzt daneben«, herrschte er Bullock an, der, augenscheinlich noch immer geschockt, der Aufforderung widerspruchslos Folge leistete. Als die beiden Ganoven einträchtig nebeneinander lagen, nestelte Vespermann kurz an seinem Gürtel herum, dann trat er neben sie. Es machte »Klick«, und die Arme der beiden waren aneinandergefesselt. Vespermann durchsuchte sie kurz nach weiteren Waffen, bevor er sich aufrichtete und einen amtlichen Ton anschlug. »Samuel Bullock und Luca Maroni, Ihr seid festgenommen wegen des dringenden Tatverdachts, die drei Bankleute Hauschild, Hörmann und Sahin ermordet zu haben.«
    Vespermann war damit wohl der einzige Polizist, der zwei rechtmäßig verurteilte Ausbrecher nicht nur wieder eingefangen, sondern erneut verhaftet hatte, dieses Mal wegen dreifachen Mordes.
    Er winkte einen der Sanitäter zu sich heran und drückte ihm einen Schlüssel in die Hand. »Geh bitte durch die Garage, im Garten befinden sich zwei meiner Kollegen. Sei so lieb und schließ ihre Handschellen auf.« Der Sanitäter nickte und verschwand.
    Noch immer wachsam, zog Vespermann sein Handy aus der Tasche. »Hier ist Kriminaloberkommissar Vespermann. Sag Scharf, er kann sich die beiden Entsprungenen abholen. Er soll sich beeilen.« Er nannte dem Kollegen Straße und Hausnummer, bevor er die Verbindung unterbrach.
    Im gleichen Moment traten Wolf und Jo mit Grabert und dem Sanitäter aus der Garage. Inzwischen brannten die Straßenlaternen. In deren Schein übergaben sie den sichtlich demoralisierten Grabert der Obhut des Notarztes.
    »Wurde aber auch langsam Zeit«, sagte Jo zu Vespermann. Ihre lockere Miene relativierte den gespielt vorwurfsvollen Ton.
    Vespermann winkte grinsend ab. »Du kennst doch den Spruch: Willst du was gelten, dann mache dich selten.«
    »Jo hat recht, wieso bist du nicht früher aufgekreuzt?«, murrte Wolf. »Ich bin bei der Warterei tausend Tode gestorben. Wir hatten doch ausgemacht …«
    »Ich weiß, was wir ausgemacht hatten, Leo. Aber wie soll das gehen, wenn das Tor verschlossen ist? Hätte ich klingeln sollen?«
    »Nein. Aber vielleicht drübersteigen?«
    »Drübersteigen? Nee, mein Lieber,  die  Zeiten sind längst vorbei. Dabei ist der hier im Weg.« Liebevoll tätschelte er seinen Bauch. »Also blieb mir nichts anderes übrig, als an der Grundstücksgrenze entlangzuschleichen und zu hoffen, dass die Mauer irgendwo endet. Zum Glück ist der Garten seeseitig offen. Aber warum regst du dich auf? Hat doch alles wunderbar geklappt.«
    Wolf stieß hörbar die Luft aus. »Deine Ruhe möchte ich haben.« Dann besann er sich. »Wie man hört, bist du unter die Scharfschützen gegangen. Ganz schön riskant, würde ich sagen. Aber der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel, was?« Er überwand sich und klopfte Vespermann anerkennend auf die Schulter. Die Degradierung zum Dorfpolizisten würde er sich noch einmal überlegen. »Wusste gar nicht, dass du so gut schießen kannst«, fügte er hinzu.
    »Hättest eben meine Personalakte genauer studieren sollen«, antwortete Vespermann. »Im Schießen bin ich fast so gut wie im Kochen.«
    »Und im Essen«, ergänzte Jo. Beide lachten.
    Die gute Stimmung war dahin, als plötzlich ein Schuss die Stille zerriss. Aufs Höchste überrascht fuhren Wolf, Jo und Vespermann herum. Auf dem Boden hinter dem Rettungswagen lag eine zusammengekrümmte Gestalt. Rufe ertönten, Notarzt und Sanitäter rannten zu der Gestalt und beugten sich über sie, machten sich an ihr zu schaffen, bis sie sich mit langsamen, resignierten Bewegungen wieder erhoben.
    Auch Wolf und seine Kollegen waren zu der Gruppe geeilt. Wie die Helfer sahen sie fassungslos auf den toten Grabert hinab.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, stieß Jo hervor.
    Dem Notarzt neben ihr stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
    Wolf ging in die Knie und wies auf Graberts rechte Hand. »Wo hat er die Pistole her? Ist das nicht seine Magnum?«
    »Ich glaube, die lag hier unten, direkt neben dem Rettungswagen«, meldete sich kleinlaut einer der Sanitäter.
    Bestürzt fuhr sich Vespermann mit der rechten Hand über das Kinn. »Dann ist das die Waffe, die ich
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