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Seerache

Seerache

Titel: Seerache
Autoren: Manfred Megerle
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befahl ihm Bullock. »Ach ja, und leg ihnen ihre Handschellen an.«
    Noch etwas benommen schritt Maroni zur Tat; wenig später waren Wolf und Jo aneinandergefesselt.
    »Und du, Freundchen, kommst zu mir … aber ein bisschen dalli, sonst setzt’s was.« Widerstrebend folgte Grabert Bullocks Aufforderung. »Leg dich vor mich auf den Boden.« Als Grabert protestieren wollte, schlug ihm Bullock kurzerhand den Lauf der Magnum ins Gesicht.
    »Bist du wahnsinnig?«, brüllte Grabert, die Hand auf seine aufgesprungenen Lippen gepresst.
    »Nee, mein Lieber, wenn hier einer wahnsinnig ist, dann bist das du«, gab Bullock zurück und verpasste ihm einen Stoß, dass er zu Boden ging. »Auf den Bauch drehen«, verlangte er. Als Grabert dem nachgekommen war, stellte Bullock seinen Fuß auf dessen Rücken. »Sehr schön«, sagte er zufrieden. »Damit wäre die Verhandlung eröffnet.«
    »Verhandlung, Sam?«, fragte Wolf erstaunt. »Was meinst du damit?
    »Sieh mal an, der Herr Kommissar hat seine Sprache wiedergefunden. Hätte übrigens niemals gedacht, dass wir ausgerechnet Ihnen mal unser Leben verdanken.«
    »Da würde ich mir nichts drauf einbilden«, wehrte Wolf großmütig ab. »Wie du dir denken kannst, brauchen wir dich als Zeugen.«
    Wie aufs Stichwort bäumte sich Grabert auf. »Glauben Sie diesen Halunken kein Wort, Herr Wolf …« Der Rest des Satzes blieb ihm im Halse stecken, Bullocks Absatz hatte sich in seinen Rücken gebohrt. Mit mildem Lächeln wandte der sich erneut an Wolf.
    »Sie spielen auf die drei toten Banker an, was?«
    »Erraten.«
    »Nun, Luca und ich haben inzwischen eh nichts mehr zu verlieren. Allerdings darf auch Grabert nicht ungeschoren davonkommen. Von wegen ›die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen‹, Sie verstehen? Schließlich haben wir die drei in seinem Auftrag eliminiert.«
    Wolf beschloss, sich dumm zu stellen. »In seinem Auftrag? Wie soll ich das verstehen?«
    Jetzt lachte Bullock höhnisch auf. »Können Sie sich das nicht denken? Der feine Pinkel da unten hat uns einen Deal angeboten: die Eliminierung der drei Banker gegen Hafterleichterungen. Und jetzt frag ich Sie: Warum sollten wir das ausschlagen? Als Knasti nimmt man mit, was man kriegen kann.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Ooch, da gibt’s ’ne Menge.« Bullock grinste und leckte sich dabei die Lippen. »Angefangen bei leckerem Essen und Arbeitsbefreiung bis hin zu … na ja, zu netten Freizeitaktivitäten …«
    »Die Weiber nicht zu vergessen«, krächzte Maroni heiser und wedelte mit Wolfs und Jos Dienstwaffen in der Luft herum.
    »Und die Weiber, richtig.« Für einen kurzen Moment schien Bullock in Erinnerungen zu schwelgen. »Ach, kommen Sie, Herr Kommissar, als ob Sie nicht selbst wüssten, was da so läuft.«
    Wolf ging nicht näher darauf ein. Ihn beschäftigte eine ganz andere Frage, die er sich bisher noch nicht hatte erklären können. »Und warum solltet ihr die drei Banker … eliminieren, wie du das nennst?«
    »Keine Ahnung, das müssen Sie schon den da unten fragen. Ich nehme an, der gute Grabert wurde von den Dreien übers Ohr gehauen.«
    In Wolfs Kopf begannen sämtliche Alarmglocken zu schrillen. Mord aus Rachsucht, begangen von einem geprellten Kapitalanleger – hatte dieses Motiv nicht vom ersten Tag an im Raum gestanden?
    Waren sie nicht unter dieser Prämisse auf Keller gestoßen? Dessen Name hatte auf Sahins Liste gestanden. Der von Grabert allerdings nicht. Warum nicht? Wolf kratzte sich mit der freien Hand am Kopf, ohne sein Barett abzunehmen.
    Er rief sich die Liste wieder vor Augen und ärgerte sich über seine Kurzsichtigkeit, denn ein anderer Name sprang ihm nun förmlich ins Gesicht. Einer, bei dem er sofort hätte hellhörig werden müssen: Sennefeldt.
    Der Name von Graberts Frau.
    Schlagartig wurde ihm klar, wie alles gelaufen war: Grabert hatte seine Einlage unter dem Namen seiner Frau getätigt. Aus diesem Grund war er auf keiner Liste aufgetaucht. Wenn Wolf sich recht erinnerte, war es um eine Anlagesumme von etwa einer halben Million gegangen – nicht gerade ein Nasenwasser.
    Sein Gedankengang wurde jäh unterbrochen, Maronis Stimme drang in sein Ohr. »Grabert hielt das für einen absolut sicheren Coup«, ließ er vernehmen. »Wer käme schon auf die hirnrissige Idee, die Täter im Konstanzer Knast zu suchen.« Er lachte kieksend.
    »Da hatte er eigentlich recht, ein wahrhaft kruder Gedanke«, räumte Wolf ein, während er gleichzeitig seine Unruhe über
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