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Seerache

Seerache

Titel: Seerache
Autoren: Manfred Megerle
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leblosen Körper durch das Garagentor ins Freie und legten ihn ab. Tief durchatmend, füllten sie ihre Lungen mit frischer Luft, bevor sie wieder zu den Wagen eilten, um die Prozedur zu wiederholen.
    Das Bergen des zweiten Mannes erwies sich als ungleich schwieriger, da der dichtauf stehende Audi die Fahrertür des  BMW  blockierte. Wie sie auch zerrten und zogen, stets war das Lenkrad im Weg. Erst als Jo durch die hintere Tür in den Wagen stieg, um von innen nachzuhelfen, konnten sie Bullock – um diesen handelte es sich – ins Freie ziehen. Sie legten ihn unweit der Garagentür neben Luca ab.
    Erleichtert stellte Wolf fest, dass die beiden noch lebten. Ihr Brustkorb hob und senkte sich, kaum merklich zunächst, doch mit jedem Atemzug kräftiger. Langsam kehrte die Farbe in ihre Gesichter zurück.
    »Ruf den Notarzt«, forderte Wolf seine Kollegin auf.
    Jo hatte das Gespräch gerade beendet, da vernahmen sie hinter sich Graberts krächzende Stimme.
    »Das werden wir mal hübsch bleiben lassen. Drehen Sie sich um und kommen Sie langsam her – aber vorsichtig, wenn ich bitten darf, ich habe eine Waffe in der Hand.«
    Die Waffe entpuppte sich als eine 44er Magnum. Weit mehr erstaunte Wolf jedoch etwas anderes: Trotz des exzessiven Whiskeygenusses schienen Graberts Reaktionen nur wenig beeinträchtigt; es war, als hätte die drohende Aufdeckung seiner Tat seine letzten Kräfte mobilisiert. Mit steinernem Gesicht, wenn auch leicht schwankend, stand er nur wenige Meter von ihnen entfernt, und bereits sein nächstes Kommando bewies, dass er zum Äußersten entschlossen war.
    »Sehr schön. Und jetzt legen Sie Ihre Dienstwaffen auf den Boden und schieben sie zu mir rüber.« Als wollte er seiner Anweisung Nachdruck verleihen, ließ er ein zischend hervorgestoßenes »Wird’s bald?« folgen und fuchtelte unkontrolliert mit seiner Waffe herum.
    »Machen wir, bitte bleiben Sie ganz ruhig.« Wolfs Antwort war weniger an Grabert denn an Jo gerichtet. Mit vorsichtigen Bewegungen kamen sie Graberts Aufforderung nach.
    Kaum lagen die Waffen am Boden, sagte Jo mit fester Stimme: »Sie können sich sicher denken, dass wir nicht allein gekommen sind, Herr Grabert, das würde unserem Einsatzreglement widersprechen. Ich rate Ihnen darum, jetzt langsam Ihre Waffe zu senken und sie unserem Kollegen zu übergeben, der hinter Ihnen steht.«
    Es war ein Schuss ins Blaue, doch zu Wolfs Verblüffung funktionierte er. Graberts Hand sank nach unten, und reflexartig wandte er den Kopf. Noch ehe er den Schwindel erkennen konnte, packte Jo ihn am Handgelenk. Rigoros setzte sie dabei ihre Fingernägel ein, sodass Grabert schmerzhaft das Gesicht verzog und die Magnum fallen ließ. Mit dem Fuß stieß Jo die Waffe nach hinten. In der Zwischenzeit hatte sich Wolf nach ihren Dienstwaffen gebückt, er brauchte allerdings nicht mehr einzugreifen, Jo hatte Grabert fest im Griff.
    »Das Spiel ist aus, Herr Grabert. Je eher Sie das einsehen, desto besser für Sie.« Wolf rang sich ein mattes Lächeln ab. »Ich muss sagen, Sie haben wirklich nichts ausgelassen … bis hin zu dem Mordversuch an Ihren beiden Schützlingen.«
    »Pah, Schützlinge«, rief Grabert in schrillem Diskant, »dass ich nicht lache! Sie vergessen wohl, dass die beiden mich übel zusammengeschlagen und gefesselt haben …« Er fuhr herum, als hinter ihnen ein Schuss fiel. Wolf und Jo waren ebenfalls bis ins Mark erschrocken. Was dann passierte, ließ Wolfs Blutdruck in ungeahnte Höhen schnellen.
    In geringer Entfernung bemerkte er eine kräftige Gestalt, in der rechten Hand hielt sie eine entsicherte Waffe. Wolf ahnte, dass es sich dabei um Graberts Magnum handelte. Als etwas schwieriger erwies sich die Identifikation des Mannes. Erst auf den zweiten Blick erkannte Wolf, wer da vor ihnen stand: Es war der von den Toten wiederauferstandene Häftling Samuel Bullock – in einem abenteuerlichen Mix aus Gefängniskleidung und Teilen von Graberts Garderobe. Schneller als erwartet war er wieder zu Kräften gekommen. Als dann noch die Magnum so unverhofft in seine Reichweite gerutscht war, hatte er zugegriffen.
    »Tut mir leid, Herr Wolf, wenn ich Ihnen quasi in den Rücken falle«, sagte er verzwungen grinsend. Er schien wieder ganz der Alte zu sein. Jetzt stupste er mit dem linken Fuß Maroni an. »Was ist mit dir, Luca? Muss ich mal wieder alles selbst machen, oder was?«
    Mit glasigen Augen rappelte sich Maroni auf.
    »Nimm den Staatsdienern dort ihre Handys und Waffen ab«,
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