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Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Titel: Schneeballflirt und Weihnachtszauber
Autoren: Sissi Flegel
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dir, sondern mit ihr zur Halloween-Party.«
    »Aber – «
    »Tut mir leid«, sagte er noch. Dann rannte er raus und war weg.
    Ich starrte fassungslos auf die Tür. Was hatte Daniel gesagt? Er hatte sich verliebt. In wen hatte er sich verliebt? In Tina.
    Tina ist – war – meine allerbeste Freundin. Seit der ersten Klasse saßen wir nebeneinander, bis ich die Ehrenrunde drehte.
    Es dauerte, bis ich kapiert hatte, dass ich versetzt worden war. Dass sich meine allerbeste Freundin meinen ersten Freund gekrallt hatte. Dass die Halloween-Party Schnee von gestern war. Dass ich mir die Ausgaben fürs Make-up und den blutroten Lippenstift hätte sparen können. Dass ich gerade ganz umsonst ein Jahr meines Lebens für den miesen Kerl opferte.
    Plötzlich wurde ich so wütend, dass ich das Fenster öffnete und das Make-up und den Lippenstift in hohem Bogen in den Garten schleuderte. Meine Schulbücher und die Hefte knallte ich an die Wand, mit einem Fußtritt beförderte ich den Stuhl in die Ecke – und dann standen Großtante Katrin und meine Oma im Zimmer. »Aber Katinka! Was ist denn in dich gefahren?«
    Na ja … Meine Familie tat ihr Bestes, mir über meine Verluste hinwegzuhelfen: Die beste Freundin! Den ersten Freund! Einen solchen Schicksalsschlag verdaut man nicht so leicht, kann ich nur sagen. Ich wünsche niemand, dass er diese Erfahrung machen muss. Außer Tina und Daniel natürlich. Den beiden wünsche ich noch viel schlimmere Erfahrungen – sie sollen einen unheilbaren Ausschlag im Gesicht, ekligen Mundgeruch und Totalhaarausfall bekommen! Tausend Pro!!!
    Zurück zur Großfamilie.
    Das Ätzende ist, dass jeder alles mitbekommt. Und genau das ist der Grund, weshalb ich jetzt Weihnachten hasse und fürchte wie die Pest. Wenn nämlich alle Onkel, Tanten, Cousinen und Cousins zu Heilig Abend wie die Heuschrecken in unser Haus einfallen, wird es nur ein Thema geben: Katinka.
    Katinka, die wegen ihrer ersten Liebe eine Ehrenrunde dreht.
    Katinka, die ja mit ihrem Freund ein solches Pech hatte.
    Katinka, deren beste Freundin sich als biestiges Luder entpuppte. Katinka, der Unglückswurm, unsere Katinka, der wir über die schwere Zeit helfen müssen …
    Prost Mahlzeit!
    Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen, sagt man.
    Ich habe den Schaden. Muss ich mir auch noch den Spott – und das Mitleid – antun?
    Nein, muss ich nicht. Will ich nicht. Werde ich nicht. Ich werde Weihnachten entfliehen. Ich reise ab.
    Doch dafür brauche ich Knete.
    Genau die erspiele ich mir mit der Mundharmonika und als Engel verkleidet in der Fußgängerzone. Ich schaffe das. Ich kann immerhin zwei Lieder spielen, wohingegen Melli nicht mal weiß, wo bei der Mundharmonika oben und unten ist.
    Klar, Geige oder Flöte wären edlere Instrumente, aber leider reicht es bei mir nur zur Mundharmonika. Aber auch das ist ein schönes Instrument, finde ich. Die Frage ist nur, ob die Leute in der Fußgängerzone das auch finden.

2. Dezember

W egen des starken Regens verschob ich mein Engelsdebüt auf den nächsten Tag. Traurig machte mich das nicht, denn ehrlich gesagt ahnte ich, dass ich mich mit meiner Mundharmonika bis auf die Knochen blamieren würde.
    Ich setzte mich in die Fensternische in meinem Zimmer. Das ist mein Lieblingsplatz, den ich mit vielen Kissen gepolstert und gemütlich gemacht hatte. Der Wind heulte ums Haus, er peitschte die Regentropfen gegen die Scheibe und fegte die letzten Blätter von den Zweigen.
    So ein Wetter liebe ich, weil es so schön schaurig ist!
    Plötzlich klatschte ein großes braunes Kastanienblatt gegen das Glas und blieb daran kleben. Ich erschrak, und wie eine Woge schlug die Erinnerung an mein Pech über mir zusammen.
    Mensch, wegen eines Kerls ein ganzes Jahr länger zur Schule gehen zu müssen! Wie blöd kann man eigentlich sein, stöhnte ich und krallte meine Fingernägel so in die Handflächen, dass es richtig wehtat. Aber der Gipfel des Schlamassels war, dass er jetzt mit meiner allerbesten Freundin zusammen und meine ganze Liebe komplett umsonst gewesen war. Ich Volltrottel hatte den Kerl geliebt! Und meiner Freundin hatte ich vertraut! Ich war so sauer auf mich, dass ich mir jedes Haar hätte einzeln vom Kopf rupfen können.
    Ein Windstoß brachte das Fenster zum Klirren und mich zur Besinnung: Da musst du durch, Katinka, sagte ich mir. Nichts wird besser, wenn du nur rumjammerst und als heulendes Weichei durch die Gegend schleichst. Also nimm dich gefälligst zusammen! Mach was
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