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Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Titel: Schneeballflirt und Weihnachtszauber
Autoren: Sissi Flegel
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leben und wohnen mit meinen Großeltern und meiner Großtante Katrin, der unverheirateten Schwester meines Großvaters, mit Daisy, der Katze, und Popeye, unserem Schäferhund, in einem Haus am Rand unserer Kleinstadt mitten zwischen Feldern und Wiesen, die alle uns gehören. Das Haus ist riesig, weil es immer wieder an- und umgebaut wurde, mit dem Ergebnis, dass meine Schwestern und ich und unsere Freundinnen stundenlang Verstecken spielen können.
    Das Leben in einer Großfamilie ist herrlich. Meine Großtante Katrin zum Beispiel hat mir letzten Winter Stulpen gestrickt, die sind erste Sahne. Sie sind so lang und haben ein so tolles Muster, dass meine Freundinnen vor Neid erblassten. Überhaupt ist Tante Katrin super und ein Meister in Multitasking. Sie kann drei Sachen auf einmal erledigen: Lesen, Radio hören und mehrfarbige schwierige Muster stricken. Außerdem hat sie einen zahmen Beo, der aus Indien kommt und Sahib heißt. Ein Beo ist ein Vogel, der aussieht wie eine schwarze Krähe mit einem gelben Streifen am Kopf. Tante Katrin hat, während sie komplizierte Muster strickte, ihrem Sahib das Sprechen beigebracht . Faules Stück! Willst du einen Keks? Wo bleibt mein Futter? Gib Küsschen! Nimm die Pfoten weg, blöde Katze! – das krächzt er astrein. Etliche Flüche kann er auch; Tante Katrin behauptet aber, die habe er nicht von ihr gelernt.
    Meine Großmutter dagegen kann Geschichten erzählen. Als meine Schwestern und ich noch kleiner waren, sind wir morgens immer zu ihr ins Bett geschlüpft und haben uns Märchen erzählen lassen. Das war toll.
    Mein Großvater kann weder stricken noch Märchen erzählen. Als ich vier wurde, schenkte er mir ein Pony, auf dem ich und später auch meine Schwestern reiten lernten. Vorigen Sommer brachte er mir das Traktorfahren bei, was mein Vater und meine Mutter ziemlich ätzend fanden.
    Alles in allem muss ich sagen, dass das Leben in einer Großfamilie einfach herrlich ist. Mit geringfügigen Ausnahmen natürlich, die man normalerweise vernachlässigen kann.
    Normalerweise.
    Was mir passierte, ist leider nicht normal. Es war, ehrlich gesagt, der absolute Horror. Ich übertreibe nicht!
    Natürlich fing alles ganz harmlos und genial schön an: Ich verliebte mich.
    Das Tolle war, dass Daniel mich genauso liebte wie ich ihn. Ständig waren wir zusammen. Ich dachte den ganzen Tag nur an ihn. In den Nächten träumte ich von ihm. Morgens beim Aufwachen freute ich mich auf ihn. Die Schule konnte mir gestohlen bleiben. Meine Zeit gehörte Daniel.
    Klar, dass ich keinen Bock auf Hausaufgaben hatte, klar, dass ich miserable Noten schrieb. Klar, dass meine Versetzung gefährdet war und meine Eltern zu meiner Klassenlehrerin pilgerten, sich ihre Klagen anhören mussten und sich sehr elend fühlten.
    Sie waren stocksauer und trieben einen Nachhilfelehrer auf. Der wohnte mitten in der Stadt. Das bot mir Gelegenheit, mich mit Daniel zu treffen.
    Muss ich noch mehr sagen?
    Jetzt drehe ich eine Ehrenrunde. Voll der Mist und großes Pech. Bis Halloween machte es mir im Grunde genommen wenig aus. Leider war es aber nur das erste Kapitel meiner Pechgeschichte. Zu Halloween wurde mir das zweite, noch viel schrecklichere, serviert. Es traf mich ohne Vorankündigung und ging so:
    Die Leute von der SMV planten eine große Halloween-Party. Für mich war klar, dass Daniel und ich gemeinsam und in Pärchenverkleidung hingehen würden: er als Vampir ganz in Schwarz, und ich in einer langen schwarzen Robe, die ich mir von einer Freundin meiner Mutter geliehen hatte. Den blutroten Lippenstift und die weiße Schminke hatte ich mir natürlich auch schon besorgt.

    Am Tag vor der Party sagte Daniel, er würde am Nachmittag zu mir kommen. War ja klar, dass ich dachte, die Kostümprobe stünde auf dem Programm, oder?
    Jedenfalls – als er kam, schickte ihn Großtante Katrin in mein Zimmer. »Wo hast du dein Kostüm?«, fragte ich gleich und deutete auf die Robe, die ich schon mal aufs Bett gelegt hatte.
    »Katinka«, nuschelte er. »Katinka, ich muss dir was sagen.«
    »Was denn?«
    »Die Party fällt flach. Das heißt, sie fällt nicht flach. Sie fällt nur für uns beide flach.«
    »Ja was denn nun?«, fragte ich verdutzt. Ich stand voll auf der Leitung. »Wie kann die Party flachfallen, wenn sie doch nicht flachfällt?«
    »Es ist so …« Daniel wand sich wie ein Wurm. Dann holte er Atem und sagte so schnell, dass ich mit Hören kaum nachkam: »Ich hab mich in Tina verliebt. Deshalb gehe ich nicht mit
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