Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Titel: Schneeballflirt und Weihnachtszauber
Autoren: Sissi Flegel
Vom Netzwerk:
draus, aber dalli!
    Mein Blick fiel auf die Mundharmonika und erinnerte mich an Weihnachten. Eines war klar: Meine lieben Verwandten würden mich mit Sätzen zudröhnen wie Selbst schuld; das hast du davon, wenn du dich in den Falschen verliebst, oder Der Schmerz lässt bald nach , oder Lass dir das eine Lehre fürs Leben sein. Die würden mir wirklich den letzten Nerv rauben – ich musste Weihnachten abhauen!
    Da platzte meine Cousine Melanie ins Zimmer.
    »Mensch, Katinka! Ich bin am Ende! Total durch den Wind! Wie kann mein Vater mir das antun? Ich fass es nicht!«
    Ich zog die Beine an, damit sie sich auch auf die Fensterbank setzen konnte. Vor drei Jahren ist Mellis Mutter gestorben. Seitdem lebt sie mit ihrem Vater, meinem Onkel Alois, ganz in unserer Nähe in einem kleinen Häuschen. »Was ist los?«
    »Mein Vater hat ’ne Neue!«, platzte sie heraus. »Wie kann er mir das antun?«, wiederholte sie empört, »Wo doch meine Mutter erst seit drei Jahren tot ist! Ich meine, er kann doch nicht so tun, als habe es sie nie gegeben!«
    »Klar«, sagte ich mitfühlend. »Eine Neue ist ein echter Schock für dich. Aber was macht es schon, wenn er ab und zu mal mit jemand ausgeht?«
    »Das ist es ja gerade«, schrie sie. »Er hat mir erst heute gesagt, dass er sie schon seit einem Jahr kennt! Und jetzt, jetzt …!«
    »Ja?«
    »Jetzt will sie in unser Haus einziehen!«
    »O Sch…! Das ist allerhand!«
    »Eben! Die Tussi wird meine Stiefmutter! Kannst du dir das vorstellen? Ich bekomme eine Stiefmutter!« Bei dem Wort schlug sie die Hände vors Gesicht und stöhnte. »Stiefmutter! Mir geht es wie den armen Mädchen im Märchen, Katinka!«
    »Nun mach mal langsam, Melli. Wann soll sie denn einziehen?«
    »Bald! Im Frühjahr!«
    »Ach so«, meinte ich beruhigend, »das ist noch lange hin. In ein paar Monaten kann viel passieren; wenn ich an den Kerl, an Daniel denke –«
    Melli nahm die Hände vom Gesicht. »Du verstehst nicht, Katinka. Mein Vater will die Neue der ganzen Familie vorstellen. Wann ist dafür die beste Zeit? Wann sind alle zusammen? Wann sind sämtliche Großmütter, Großväter und so weiter und so fort in Feierlaune?«
    Ich riss die Augen auf. »An Weihnachten?!«
    »Du sagst es. An Weihnachten wird er sie präsentieren. Aber das ist noch nicht alles.« Mellis Augen füllten sich mit Tränen. Normalerweise haut meine Cousine so leicht nichts um; wenn sie jetzt heulte, war die Sache ernst. Und sie war ernst – sie war sogar ein echter Schocker.
    »Die Frau ist nicht allein. Die Frau –« Melli schluckte nervös, »– hat ein Kind. Das bringt sie natürlich mit.«
    »Ach du Scheiße! Eine Stiefmutter und ein – was ist’s denn? Ein Sohn oder eine Tochter?«
    Melli hob die Schultern. »Keine Ahnung. Als mein Vater mir sagte, sie wäre seit einem Jahr seine Freundin, bin ich abgehauen. Verstehst du? Ich wollte nichts mehr hören! Ich konnte es einfach nicht!«

    »Klar. Wäre mir auch so gegangen. So ’ne Nachricht muss man erst mal verdauen.« Mir fiel etwas ein. »Kennst du sie eigentlich? Hast du sie schon mal gesehen?«
    Melli schüttelte den Kopf. »Sie wohnt in der Stadt.«
    »Aha.« Die Stadt – das bedeutete nicht unsere Kleinstadt, sondern die Großstadt, die zwanzig S-Bahn-Minuten entfernt war. »Wo? In welcher Straße?«
    »Wieso? Was soll ich mit einem Straßennamen?«
    »Wenn du wüsstest wo sie wohnt, könntest du dir einen Eindruck von ihr verschaffen. Überleg doch, Melli! Vielleicht findest du sie sogar ganz nett!«
    »Ich sie nett finden?«, jaulte sie auf. »Niemals nie! Selbst wenn sie heilig wie Maria und schön wie Heidi Klump wäre, würde ich sie hassen!«
    »Tja dann.« Ich runzelte die Stirn und wusste nicht weiter.
    »Eins sag ich dir, Katinka. Weihnachten ist für mich –«
    In diesem Augenblick platzten meine Zwillingsschwestern Line und Lene ins Zimmer.
    »Raus!«, fauchte ich sofort. »Ihr stört!« Dann stutzte ich. »Ist was?«
    Line und Lene sind elf und somit zwei Jahre jünger als ich; sie sind, um es vorsichtig auszudrücken, eine einzige Katastrophe. Keine Woche vergeht, in der sie nicht etwas anstellen, und im Moment sah es ganz danach aus, als wäre wieder etwas passiert. »Ist was?«, wiederholte ich, aufs Schlimmste gefasst.
    Line nickte. »Wir haben es aber nur gut gemeint!«
    »Ja«, bestätigte Lene, setzte sich auf den Fußboden und zog ihre Schwester nach. »Wir wollten ja nur dich rächen, Katinka.«
    »Genau. Es hat lange gedauert, bis wir uns was
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher