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Nerd forever

Nerd forever

Titel: Nerd forever
Autoren: Manfred Theisen
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Kapitel 1
Nenn mich Nerd!
    Sie nennen mich Nerd. Meine ganze Familie heißt so.
    Denn wir sind die Nerds:
    Marc Nerd,
    Mia Nerd,
    Ich Nerd und meine Schwester Extreme Nerd, die eigentlich Sarah heißt, aber extrem nervt.

    Wir tragen alle Brillen, denn wir vertragen keine Kontaktlinsen. Wir vertragen auch keine Milch, nur Soja.

    »Nerd, komm bitte! Sarah und ich warten!« Meine Mutter legt großen Wert darauf, dass wir zusammen frühstücken, ehe wir uns vor unsere Computer setzen.

    Ihr wundert euch bestimmt, dass ich von morgens bis abends vor dem Bildschirm abhängen darf und ihr bei Wind und Wetter in die Schule müsst. Selbst die Hochbegabten müssen in die Albert-Einstein-Hochbegabtenschule im Osten der Stadt. Aber ich
nicht. Und das ist mir erlaubt, weil ich extrem höchstbegabt bin, mit meinem fotografischen Gedächtnis die Texte scanne und jedes halbe Jahr von Schulinspektor Professor Pisa getestet werde.

    Sollte ich den Test mal verhauen, müsste ich am nächsten Tag sofort zur Schule. Einigen Nerds passiert genau das. Ich habe auf YouTube Videos davon gesehen. Es ist schrecklich. Ich möchte euch diese Bilder ersparen …

    Am wichtigsten sind für Professor Pisa jedoch nicht Mathematik oder Englisch, sondern STILLSITZEN!

    Das ist mein Hauptfach. Ihr kennt das aus eurer Schule. Papa hat mir deshalb eigens einen Bewegungsmelder konstruiert. Der sieht aus wie ein handgroßer Türsteher und thront auf meinem Schreibtisch. Er hat ein Kabel im Rücken, der an die USB-Schnittstelle hinten am PC geklemmt wird. Sobald ich aufstehe oder nur einen Furz lasse, schreit er mich an: »Ruhe! Setzen! Still sein!«
    Ihr hört also, ich brauche keinen Lehrer. Mein Türsteher macht das schon!
    Zudem ist in meinem Stuhl ein Zeitmesser eingebaut, den Pisa kontrolliert. Er sieht ein bisschen so aus wie der Stromzähler bei euch im Haus.

    Im Moment aber liege ich noch im Bett und der Türsteher guckt gelangweilt mit den Händen in den Hosentaschen zu mir rüber. Und Mama kann so lange rufen, wie sie will. Warum? Weil ich den verfluchten Darth-Vader-Wecker nicht ausgeschaltet bekomme. Dazu muss ich erst vier aufleuchtende farbige Knöpfe unter Vaders Maske in einer bestimmten Reihenfolge drücken, die sich ständig ändert. Das ist echt schwer morgens um 7.35 Uhr, wenn dein Hirn noch eine frisch formatierte Festplatte ist.

    Die Weckkonsole ist gnadenlos. Darth Vader hat kein Herz und kein Mitleid. Wieder ruft er: »Angriff! Tod dir, Jedi-Ritter! Du Versager, wach endlich auf!«

    Nach gefühlten Trillionen Versuchen gelingt es mir, trotz Schwierigkeitsstufe hundert, ihn zu besiegen. Ich schlage dreimal kurz hintereinander auf die blaue, dann zweimal die gelbe, wieder die gelbe und einmal jeweils die grüne und die rote Taste.
    Geschafft!
    Ein normaler Junge hätte das nicht gepackt. Probiert es mal! Falls es euch gelingt, seid ihr auch extrem höchstbegabt und dürft getrost auf die Schule verzichten. Schreibt mich an, ich besorge euch dann noch ein Duplikat vom Türsteher, damit ihr STILLSITZEN! lernt.

    Darth Vader sagt jetzt unterwürfig zu mir: »Nun hast du die Macht. Beginne den Tag, Gebieter!«

    Ich hebe den Daumen, schlurfe ins Bad und werfe mir warmes Wasser ins Gesicht.

    Die Zahnpaste schmeckt nach Himbeerkaugummi wie die der Hobbits im Auenland. Und beim ersten Ausatmen riechst du wie
Bilbo Beutlin unterm Arm – ekelig nach Kuhkacke! Deshalb verziehe ich angeekelt das Gesicht, als ich ausatme. Es ist ein rundliches Gesicht. Nicht so rund wie eine Radkappe, aber auch kein Oval wie ein Ei. Genau genommen ist es 12,4 Zentimeter breit und 19 Zentimeter hoch.

    Damit ihr euch ein genaues Bild von mir machen könnt, verrate ich euch noch: Meine Nase sticht 1,6 Zentimeter hervor und meine Lippen sind weder dick noch dünn, genau wie meine Ohren mit einem Durchmesser von 2,8 Zentimetern weder groß noch klein sind. Einzig meine Füße lassen darauf schließen, dass ich mal außergewöhnlich groß werde. Ich brauche jetzt schon Schuhgröße 40 1/2. Ich bin also eigentlich ein ganz normaler Junge, halt nur anders.

    Mama und meine Schwester sitzen schon in der Küche, als ich endlich eintreffe.
    Mama guckt aus dem Fenster. Sie sagt: »Es ist ein schöner sonniger Tag.«
    Typisch meine Mutter! Ungenau! Es ist nicht nur ein schöner sonniger Tag, sondern mit 28,8 Grad wird es laut wetter.de der heißeste Montagmorgen im Mai in den vergangenen 17 Jahren.

    Papas Platz mir gegenüber ist noch frei, weil er am längsten
von
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