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Nerd forever

Nerd forever

Titel: Nerd forever
Autoren: Manfred Theisen
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uns arbeiten kann. Als er das Fahrstuhlprogramm für das welthöchste Hochhaus (828 Meter hoch) in Dubai geschrieben hat, hat er sechs Tage nichts gegessen und nur Doppelpower-Energie-Drinks geschluckt. Immerhin musste er 57 Aufzüge so aufeinander abstimmen, dass man überall in kürzester Zeit von einer Etage zur anderen kommt. Dabei hat er den »Dauerdurcharbeitrekord« geknackt. Schaut mal ins Guinnessbuch. Die Ex-Nummer-eins, der kleine siebenjährige Raj Kumar, Teppichknüpfer aus Indien, ist nur noch auf Platz zwei. Vielleicht habt ihr ein Hemd oder eine Hose von Raj. Ihr erkennt es an dem winzigmikrokleinen Schildchen:

    MADE IN INDIA by LITTLE FINGERS

    Papa hat sein Zimmer im zweiten Stock. Es ist ein extrem hohes Zimmer, das oben aus dem Dach ragt wie ein Spaceshuttle. Es ist deshalb so hoch, weil Papa eine Modell-Aufzugbahn besitzt. Die ist so ähnlich wie eine Märklin-Eisenbahn, nur eben senkrecht. Darin lässt er Tag und Nacht Figuren auf und ab, kreuz und quer durch Hochhäuser fahren.

    Er hat Tausende von Comics und Postern an den Wänden. Und über allem schwebt Meister Yoda und spricht:
    »Vergessen du musst, was früher du gesagt.«

    Das ist Papas Reich, das wir nur zu Nerd-Feiertagen, wie dem Kinostart des ersten Star Wars -Films (25. Mai 1977) und dem Geburtstag von Computererfinder Konrad Zuse (22. Juni 1910), betreten dürfen. Ansonsten ist sein Zimmer verbotene Zone.

Kapitel 2
Als mir Papa das Laserschwert überreichte

    Ich sitze also an unserem Küchentisch mit Mama und meiner Schwester und wir warten auf Papa. Auf der Fensterbank steht unser Kaktus und wartet nicht auf Wasser. Kakteen sind wie Nerds. Sie bewegen sich nicht und mögen keine Berührung. Darum ist der mexikanische Kaktus (lateinischer Begriff: cactus mexicanus ) unser Wahrzeichen.

    Unser Tisch ist quadratisch, weil das Quadrat die perfekte Form ist. Alle Seiten sind gleich lang, wie ein Computerchip, und wenn du auf deiner Seite genau in der Mitte sitzt, hast du beim Essen genug Platz für deine Ellbogen.

    Papa kommt. Er ist schlank und hoch wie ein Leuchtturm, trägt Jeans und Batman-T-Shirt. Unter dem Shirt hat er ein zweites langärmeliges grünes T-Shirt. Das machen Nerds in seinem Alter so. New Nerds wie ich können anziehen, was sie wollen. Manchmal trage ich sogar einen Känguru-Pulli. Da kannst du den Kopf mit einer Kapuze bedecken und gleichzeitig deine Hände vorne in die Taschen stecken. Das ist praktisch.

    Ich bevorzuge aber in der Regel Hemden, weil diese auf Kante zu bügeln sind, ganz gerade. Darauf ist auch kein Batman oder so was, sondern höchstens ein Ork, der kleine Hobbit, Yoda oder Eragon abgebildet. Papa hat keinen Bart. Wenn ich mal alt genug bin, trage ich einen Bart wie Santa und bringe mir selbst die Geschenke – kleiner Scherz! Nicht ernst gemeint, denn wir Nerds hassen Bärte. Ihr tut das hoffentlich auch. In ihnen verfangen sich nämlich Chips, Flips, Zahnpaste, Bolognese-Soße und Suppe. Das einzig gute an Bärten ist, dass du als Bartträger immer weißt, wohin mit deinen Popeln.

    Papa setzt sich und schaut Mama an. »Liebe Mia, ich musste noch den Artikel über die neue Bambus-PC-Mouse ins Netz stellen.« Papa schreibt nebenbei für das Onlinemagazin The New Nerd und ist da für die Gadgets zuständig. Gadgets sind solche Sachen wie mein Türsteher, irgendwelche kleinen technischen Spielereien. Das kann auch eine Paniktaste auf der Tastatur sein oder ein kleiner Tannenbaum für den Rechner. Sie werden meistens hinten an die USB-Buchse vom PC angeschlossen. MEISTENS! Denn einige laufen auch auf Batterie. So mein Darth-Vader-Wecker, den ich zurzeit für Papa teste. Davor hatte ich einen Wecker, den ich erst fangen musste, um ihn auszustellen – und davor
einen, den ich nur mit einer Laserpistole zur Ruhe bringen konnte. Ich musste dem Ork genau zwischen die Augen zielen.

    Papa sagt: »Und? Wo ist das Warme-Sojamilch-Müsli?«
    Da klingeln auch schon die Mikrowellen – Mamas Mikrowelle, meine Mikrowelle, Papas Mikrowelle und die meiner Schwester. Deren Klingeltöne ergeben gemeinsam eine kleine Melodie.
    Siiiii!-liiiiii!-ziiiiii!-uuuuum!

    Ich bin uuuum! Die Melodie ertönt nicht nur, wenn das Frühstück fertig ist, sondern auch, wenn unsere Computer hoch- und runterfahren oder der Mann von Bofrost an der Tür klingelt.
    Meine Schwester tritt mich unter dem Tisch. Verdammt! Sie hat mein Schienbein erwischt. Ich könnte schreien oder weinen, aber ich tue so, als ob nichts wäre. Wenn
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