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Nerd forever

Nerd forever

Titel: Nerd forever
Autoren: Manfred Theisen
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nicht?
    Da kommt Mama und gibt mir 15 Euro. »Das will der Pizzabote.«
    Ich verstehe.
    Das Wort Euro ruft meine Schwester auf den Plan. »Wenn Nerd 15 Euro kriegt, will ich auch 15 Euro.«
    Mama möchte jeden Streit vermeiden und gibt auch meiner Schwester Geld.
    Die sagt: »Ich will mehr!«

    Mama ist jetzt sauer, richtig sauer. Streit ist schon schlimm für sie, aber Ungerechtigkeit ist der T-Rex unter den Abscheulichkeiten für Mama. Sie findet auch schnell eine Lösung und drückt nicht nur meiner Schwester, sondern auch mir noch mehr Euros in die Hand. »Was ist denn hier los? Was soll das Geschrei?« Papa taucht auf dem Flur auf. »Wie soll ein Nerd so arbeiten können?«

    Sarah sagt: »Nerd geht ins Real Life .«

    »Ins Real Life ? Unser Kind?«
    Der Pizzabote schaut meine Schwester erstaunt an. Klar, ihm muss das Wort geht in diesem Zusammenhang merkwürdig vorkommen. Deshalb sage ich: »Nein. Ich gehe nicht, sondern ich fahre ins Real Life . Schließlich muss ich endlich Kontakt zu meinen Freunden herstellen.«

    »Was meinst du mit Real Life ?«, fragt mich der Pizzabote.
    »Draußen. Die Welt hinter der Tür. Dort, wo Menschen wie Sie leben und Pizzas von einem Ort zum anderen fahren.«
    Das Gesicht des Pizzaboten ist völlig verzerrt. Vermutlich nennt ihr seinen Zustand baff! Papa geht zurück in sein Zimmer zu seiner Arbeit, Mama geht zurück in ihr Zimmer zu ihrer Arbeit, nur meine Schwester bleibt und zischt mir fies ins Ohr: »Das wirst du nicht überleben. Da draußen im Real Life lauern Monster.«

    Ich steige hinten auf die Maschine in den Pizzaaufbewahrungskasten. Schlimmer als meine Schwester können die Gollums dieser Welt auch nicht sein.
    »Wohin willst du?«, fragt mich der Pizzabote.
    »Ich habe meine Freunde verloren, denn …«
    Er unterbricht mich: »Ach ja, ich weiß. Wo soll denn ein Junge in deinem Alter um diese Uhrzeit schon Freunde finden? Ich kenne den besten Ort für dich.« Der Motor heult auf und hustet Ruß aus dem Auspuff. Offensichtlich hat seine winzige Maschine
einen Formel-1-Rennwagen verschluckt. Ohne mit der Wimper zu zucken und meine Hilfeschreie ernst zu nehmen, schlängelt er sich durch den Verkehr, heftet sich an einen Rettungswagen, der uns mit Blaulicht den Weg frei macht. Gefühlte 276 PS und 1000 Kilometer später bremst er endlich ab. Das Sirenengeheul des Rettungswagens entfernt sich, aber das Adrenalin in meinem Körper klopft mir noch unter der Schädeldecke. Ich schwitze. Ich schwitze sonst nie.
    »Hier findest du Freunde. Glaub es mir«, sagt der Pizzabote und gibt Gas.
    Weg ist er, verschwunden in einer Wolke aus Abgasen.
    Wohin hat er mich gebracht? Was glaubt ihr?
    Zu einem Kasten, in den ich nie wollte! Damit ist nicht der Fernseher gemeint, nicht der Trockner, nicht der Drucker oder die Druckerpatrone, sondern der allerallerübelste Kasten des Universums: die Schuuuuuuule. Und das hier ist nicht die Albert-Einstein- Schule, sondern eine ganz normale Schule. Das ist für Nerds wie mich ungefähr so wie ein Haifischbecken für Surfer. Kurz: Schule = Haifischbecken. Das Gebäude ist aus Beton und Glas und Stahl. Ich frage mich, ob diese Schule einen Computerraum hat? Dann könnte ich dort mit Bilbo chatten.

Kapitel 5
Mein erster Schultag

    Sie haben die Schule an manchen Stellen grün angestrichen, an anderen rot und rosa. Ich gehe zwischen rot und rosa durch die Glastür, auf der No Way und Keep out! in Graffiti steht. Kein Mensch ist auf dem Flur zu sehen. In Horrorfilmen kommen solche Flure immer in Krankenhäusern vor. Da gehst du entlang und plötzlich taucht irgend so ein Irrer mit einer Axt oder einem Buschmesser auf. Und jagt hinter dir her. Egal, wie sehr du dir die Bettdecke über den Kopf ziehst, er kommt dir nach und findet dich in deinem Zimmer unter deiner Bettdecke. Ich höre meine Schritte. KLACK KLACK KLACK und mein Herz macht POMM POMM POMMES . Das ist ein eindeutiges Zeichen dafür, dass ich Angst habe.

    Hinter den Türen müssen die Klassenräume liegen.
    Ruhe, dann ein Schrei: »Wenn ihr es so wollt, schreiben wir morgen einen Test! Ihr werdet schon sehen …«
    Ich gehe weiter, gehe schneller.
    Auf keinem der Schildchen steht Computerraum.
    Stattdessen sehe ich eine Schale mit Bananen, Äpfeln und Birnen, die auf einem Tisch steht. Darüber der Spruch: Ernähre dich gesund! Wir sind eine gesunde Schule!
    Ein leises Geräusch hinter mir. Ich drehe mich um … Da fährt mir der Hausmeister mit seinem Rollstuhl brutal in die
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