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Nerd forever

Nerd forever

Titel: Nerd forever
Autoren: Manfred Theisen
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Jungen stecken sich den Finger in den Hals. »Würg!!!!« Dann wendet sich Bauklo wieder direkt an die Klasse. »Darf ich euch euren neuen Mitschüler vorstellen. Er heißt…«

    »… Opfer!«, ruft jemand.
    »Wer war das!?«, will Bauklo wissen.
    Keiner meldet sich. Die Wahrscheinlichkeit, dass er den Rufer zufällig herauspickt, ist gering, denn in der Klasse sitzen an Einzel-, Zweier- und Dreiertischen 27 Schüler. Seine Chance wäre also eins zu siebenundzwanzig.
    Bauklo fragt noch einmal: »Wer war das?«
    Niemand gibt zu, Opfer gerufen zu haben.
    Bauklo fährt mit meiner Vorstellung fort: »Das ist Nerd.«
    »Also doch Opfer!«, ruft wieder jemand. Ich weiß nicht, was sie mit dem Wort Opfer andeuten wollen? Soll hier etwas geopfert werden?

    Vorn in der ersten Reihe sitzt ein Mädchen. Ihre Lippen sind nicht voll, sie trägt ebenfalls eine Zahnklammer, ihr Gesicht ist schmal, und sie hat fast die gleiche Brille wie ich. Ihre ist braun
und übergroß, meine schwarz und übergroß. Und ihre Haare sind wie die eines Playmobilmännchens geschnitten! Sie flippt ihr Haar mit der Rechten nach hinten.

    Findet sie mich attraktiv? Ich habe gelesen, dass Mädchen sich so verhalten, wenn sie Jungen gut finden. Jungen heben daraufhin ihre Arme leicht zur Seite und zeigen so ihre Achselhöhlen. Die Geruchsstoffe, die von den Haaren in den Achselhöhlen entweichen, machen die Mädchennasen ganz wild. Das Problem: Ich habe da noch gar keine Haare. Ihr Verhalten verwirrt mich daher. Es ist wissenschaftlich unlogisch.

    Ich höre Dr. Bauklos Stimme. »Ja, Nerd, das ist Nerdine.«
    Prompt wird das Mädchen rot und schämt sich.
    Alle grölen noch lauter. Es freut sie also, dass sie sich schämt.
    Dr. Bauklo schreit: »Ruhe!«
    Er führt mich zu der einzigen freien Zweierbank in der Klasse, hinten in der letzten Reihe.
    »Du wirst neben Rick sitzen, da, wo vor zwei Wochen noch unser Buchstabiergenie Friedrich gesessen hat.« Der Platz zu meiner Rechten bleibt frei, denn »Unser Calvin ist heute krank«, erklärt Bauklo.
    »Karohemd Calvin! Karohemd Calvin!«, ruft jemand, und alle lachen.

    Rick sagt nicht »Hallo« oder »Tag« oder sonst eine übliche Begrüßung zu mir, sondern nur »Höhöhö«. Das klingt wie der vergebliche Versuch das Wort Höhö-Höhle auszusprechen. Aus einer solchen kommt er vermutlich, denn sein Schädel ist breit und seine Stirn lang und flach wie die eines Neandertalers. Kaum dass Dr. Bauklo mir und Rick den Rücken zudreht, tönt Rick wieder: »Höhö-höhö, Friedrich weg, du da. Höhöhöhö!«
    Ich sehe ihn fragend an, weil ich nicht weiß, warum er so gerne »Höhöhö« macht. Was mir noch an Rick auffällt: Seine Haare sind zottelig, als sei eine Bombe in eine Nudelfabrik eingeschlagen, er hat große Augen und einen Mund, der so breit ist, dass er damit Salzstangen quer essen kann. Zudem steht Adidas auf seinem T-Shirt, und zwar in so großen Buchstaben, dass ich den Schriftzug ohne Brille auf hundert Meter Entfernung erkennen könnte. Ich setze mich und lächele ihn an. Unter seinem Tisch liegen Handys, ein ganzer Haufen Handys. Und auf seinem Tisch liegt ebenfalls eines. Das ist rosa und daran hängt ein silbernes Kettchen mit Herzchen. Ist das normal?
    Rick macht wieder: »Höhöhö!« Dann sagt er: »Was guckst du? Das ist Patrizias Handy. Hat sie mir gegeben. Sie mag mich.«

    Er zeigt Gefühle. Vielleicht ist er doch ein Mensch?
    Dr. Bauklo steht vorne und fährt mit dem Unterricht fort, während Rick Nutella mit dem Löffel aus dem Glas isst.
    »Alle tun«, sage ich freundlich.

    Er schaut verwundert mit seinem schokobraunen Mund.
    »Na, NUTELLA. Wenn du es von hinten liest, heißt es ALLETUN …«
    »Bist schlau, ne. Hast Hirn in der Schüssel. Pass bloß auf.« Er hebt seine Faust.
    Was soll ich darauf sagen?
    Soviel habe ich schon im Netz über die Verhaltensweise von Mobbern gelesen:
    Mobber haben die besten Handys, weil sie natürlich nur die besten Handys klauen.

    Sie können besonders gut:
kloppen
erpressen
klauen
Klo beschmieren
nur das Nötigste lesen
aufhetzen
Nerd in einer Sprechblase korrigieren

    Rick geht mit seinem Zeigefinger in das Nutellaglas, beugt sich zu mir rüber und putzt seinen braunen Finger an meinem dunkelgelben Hemd ab. Warum tut Rick das? Ist das auch ein typisches Mobberverhalten? Das stand so nicht im Netz. Ich könnte es auf Wikipedia bei Verhaltensweisen von Mobbern hinzufügen:
    8. bestreichen gerne gelbe Hemden mit Nutella.
    Ich frage: »Warum
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