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Nerd forever

Nerd forever

Titel: Nerd forever
Autoren: Manfred Theisen
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sicher sagen können, dass das passiert. Du bist echt eine Schnarchnase!«

    Ich könnte heulen und starre auf den Elektroschrott.
    »Hast du schon mal versucht, ihn einfach auszuschalten und neu hochzufahren?« , sagt sie und kann sich nicht mehr vor Lachen halten.

    Angelockt durch den Krach, steckt meine Mutter den Kopf in die Tür. Als sie meinen kaputten PC sieht, geht sie sofort wieder weg. Sie mag keine Probleme, die sie nicht lösen kann. Und dazu zählen auf jeden Fall die Probleme zwischen mir und meiner Schwester.
    »Du bist schuld«, sage ich zu Sarah.
    »Och, ich bin schuld. Das ist ja furchtbar. Ich zitiere deinen Liebling Yoda: Viel zu lernen du noch hast .« Sie lacht mich aus …
    … und rennt so schnell sie kann in ihr Zimmer. Ich versuche sie festzuhalten. Vergebens! Sarah ahnt, was ich vorhabe: Ich will ihren PC. Und obwohl es mir gelingt, in ihr Zimmer zu schlüpfen, habe ich keine Chance, denn Sarah fährt plötzlich ihre Nägel wie Schwerter aus und sagt: »Begonnen der Angriff der Klonkrieger hat.« Sie meint es ernst.
    Ich versuche es auf die sanfte Tour, bitte sie, ob ich mal ihren PC benutzen darf.
    Am Ende knie ich mich demütig vor sie hin. Das muss funktionieren. Sie kann doch kein Herz aus Hartplastik haben.
    Falsch gedacht!

    Statt mir zu helfen, pfeift sie laut mit den Fingern, und schon rumpelt es in ihrem Schrank. Die Türen fliegen auf und heraus stampft Pinki Panza, direkt auf mich zu. Ihre Scheren sind riesig und klappen auf und zu, auf und zu. Was soll ich tun? Ich renne raus, werfe die Tür hinter mir zu und
höre erneut ein lautes Pfeifen. Rums! Rums! Rums! Pinki Panza rast von der anderen Seite gegen die Tür. Wieder Sarahs Pfiff.

    Rums! Noch mal und noch mal. Und wieder und wieder. Pinki hört nicht auf ihre Schöpferin.
    »Bleib endlich stehen! Du blöder Misthaufen! Ich säbel dir die Beine ab, wenn du nicht damit aufhörst!« Dann höre ich nur noch ein Crash! Puff! Bang!!!!
    Und es ist still. Zu still im Flur. Denk nach, Nerd! Denk nach! Was soll ich machen? Mein PC ist kaputt und ich fühle mich plötzlich allein. Ich brauche einen PC.

    Meine letzte Hoffnung ist Papa.
    Ich klopfe an seine Tür, zuerst leise, laut, lauter – er öffnet: »Komm rein.«

    Papa hat schon eine Powerpoint-Präsentation für mich vorbereitet, weil ihm Mama bereits meinen Schicksalsschlag gepostet hat. Anhand einiger eindringlicher Bilder beweist er mir, dass ein Nerd seinen PC nicht verleihen darf, weil das bislang immer Unheil gebracht hat.
    »Aber ich habe keine Freunde mehr, sie sind alle im WWW. Du musst mir helfen.«
    Papa zuckt mit den Schultern. »Bestell doch einfach einen neuen PC. In zwei bis vier Tagen wird er geliefert.«
    Ich sage ihm, dass ich nicht so lange alleine sein möchte. »Ich brauche meine Freunde aus dem Netz und ich brauche das Netz, sofort.«
    »Ich verstehe dich«, aber er verweist auf seine Powerpoint-Präsentation.
    Ich muss mir also etwas ausdenken.

Kapitel 4
Der Pizzablitz nimmt kein galaktisches Geld
    Und da bin ich: ein Nerd ohne PC, ein Nerd ohne Kabel zur Welt, ein Nerd, allein und verlassen im Kerker der Verzweiflung. Wie kommt ein Nerd wie ich nur ohne Computer blitzschnell an einen neuen PC und zu seinen Freunden? Ich muss ins Real Life – ins wirkliche Leben, in die City – und genau da muss ich in einen Computerladen.
    Aber wie komme ich dahin? Schließlich lebe ich nur indoor , nie outdoor . Geh logisch vor, Nerd!
    Die einzigen Kontaktpersonen zum Real Life sind: der Postbote, der Bofrostfahrer und der Pizzabote. Denn außer Mikrowellenessen und Pizza nehmen wir nichts zu uns. Doch da der Postbote mal früher, mal später kommt und heute Mittwoch ist und der Bofrost-Mann immer nur dienstags bei uns klingelt, muss ich mir eine Pizza bestellen.

    Gesagt getan.
    Zehn Minuten später knattert er auf seinem Moped heran. Sein roter Pizzablitzhelm mit der Aufschrift Pizza & Pasta glitzert unter der Sonne. Es ist ein heißer Tag. Ich muss mit der Rechten meine Augen beschirmen, um sein Gesicht zu erkennen. Es ist rund und seine Nase dick wie ein Joystick. Aber er will mir
nicht helfen. »Ich bin nicht dafür zuständig, dich auch noch in die Stadt zu fahren.«

    »Aber ich brauche Ihre Hilfe.«
    Er sagt: »15 Euro«, und hält die Hand auf.
    »Nehmen sie auch galaktische credits ?«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Silberpfennige aus dem Auenland? Oder Saurons Augentaler?«
    Er schüttelt den Kopf.

    Was erwartet er von mir? Warum nimmt er mein Geld
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