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Doktor Haus (House) - Der Heiler (Wahre Geschichten aus dem Alltag eines Arztes)

Doktor Haus (House) - Der Heiler (Wahre Geschichten aus dem Alltag eines Arztes)

Titel: Doktor Haus (House) - Der Heiler (Wahre Geschichten aus dem Alltag eines Arztes)
Autoren: Georg Galus
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DER Zeckenstich

    An einem schoenen Fruehsommerabend sassen wir im Notfallstationszimmer, als die Sekretaerin uns einen neuen Patienten ankuendigte. Dieser Tag war einer der besonders ruhigen gewesen, einer von jenen, an denen man so richtig lethargisch herumsitzen kann. Ich glaube, es war ein Samstag oder Sonntag. Auf jeden Fall war es fuer die meisten Mitbuerger ein freier und ueberdies malerischer Tag, an welchem es sich ganz klar nicht lohnte, krank zu sein. (Lohnt es sich ueberhaupt jemals, krank zu sein? Ich wuerde mal ganz frech behaupten: nein! Und doch gibt es in unserer Gesellschaft besonders schlaue Individuen, die aus einer   - vermeintlichen - Krankheit Profit schlagen koennen. Doch dies nur am Rande.)
    Wie dem auch sei: Der Patient, ein zehnjaehriger Junge, wurde also gemeinsam mit seiner Familie sogleich in Koje 1 4 geleitet. Die Pflegeperson, welche ihn empfangen hatte, meldete mir, dass es sich um einen Zeckenstich an der rechten Hand handelte.
    In meinem Hirn schwirrten sofort folgende Gedanken herum:
    Was will ich erfragen? Was moechte ich untersuchen? Borreliose 2 ? FSME 3 ? Das weitere Procedere?
    Ich betrat also die Koje und musterte erst die Familie im Kollektiv, dann den Patienten im Speziellen. Noch bevor ich ueberhaupt meine Begruessung zu Ende sprechen konnte, streckte mir der Junge bereits seine Hand entgegen und kreischte: Ich habe hier eine Zecke - machen Sie sie WEEEG! . - Dir auch einen wunderschoenen guten Tag , dachte ich fuer mich und schaute verdutzt in die ausdruckslosen Gesichter der Eltern, dann auf die mir fast in der Nase steckende Hand des Jungen, und wieder zu den Eltern. Schliesslich trat ich einen Schritt zurueck. In meiner Nase bohren, das kann ich immer noch selber. Dazu brauche ich keine fremde Hilfe. Ich begutachtete also die Hand zunaechst von weitem - mal von rechts, dann von links, von oben und unten - Fehlanzeige! Es war rein gar nichts zu sehen. Ich versuchte es nochmals. Diesmal strengte ich meine Augen an, wie Clark Kent 4 , wenn er die Brille auf die Nase herunterschiebt, um die Gefahrenquelle zu scannen. Ich wollte nicht als der inkompetente Arzt dastehen, der nicht einmal im Stande ist eine Zecke zu finden und zu entfernen. Und siehe da: Ich fand den Uebeltaeter, die Quelle der Angst, der Unruhe, der Aufregung ... Ich wischte einmal ueber den schwarzen Fleck, da war er weg, naemlich ein Dreckfleck.
    Das war wohl die kuerzeste Konsultation, die ich in meiner bisherigen Karriere verbuchen konnte. Ich weiss nicht einmal, ob es der Familie peinlich war; sie wirkte gelassen und, wie bereits erwaehnt, ausdruckslos. Weder ein Auf (Nimmer) Wiedersehen noch eine Dankesbekundung durfte ich erwarten. Vielleicht haette die Konsultation ja statt voller drei Minuten nur zweidreiviertel Minuten dauern muessen. Vielleicht, aber nur vielleicht, waere dann ein Dankeschoen heruebergeflattert. Wir werden es nie erfahren!
    Tipp fuer Patienten : Mit lauwarmem Wasser und etwas Seife gehen Schmutzflecken auch gut weg. Durch regelmaessiges Duschen oder auch Baden kann gar der ganze Koerper gesaeubert werden. Wer haette so etwas gedacht?
    Tipp fuer Aerzte : Immer schoen laecheln und freundlich bleiben. Nicht jeder Fleck, der da nicht hingehoert, ist boesartig, wie man sieht.
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    1 Koje: Wir befinden uns nicht etwa auf einem Schiff. Die Notfallstation hat mehrere Kojen, in welchen jeweils ein Patient seinen abgeschirmten Platz hat, damit man ihn beurteilen und behandeln kann.
    2 Borreliose: Bakterielle Erkrankung, welche von Zecken und Laeusen uebertragen werden kann.
    3 FSME: Frueh-Sommer-Meningo-Enzephalitis (Hirnentzuendung), wird ebenfalls von Zecken uebertragen. Dagegen koennt Ihr Euch impfen, also tut es, damit ich mir das naechste mal nicht den Kopf zerbrechen muss!
    4 Clark Kent: alias Superman

Drei Uhr morgens

    Es war Samstag Nacht oder vielmehr Sonntag Morgen, 3Uhr. Auf dem Notfall befanden sich bereits mehrere Patienten, welche den Notfall zwecks Ausnuechterung als Hotel missbrauchten. Jedenfalls torkelte erneut ein Betrunkener auf die Notfallstation. Er kam alleine und er t-o-r-k-e-l-t-e, also musste er betrunken sein. Oder war es etwas Ernstes? War er brutal zusammengeschlagen worden, oder ... oder ... Ich konnte und wollte gar nicht weiterueberlegen, denn die Situation wirkte beunruhigend. In dieser Nacht wurden alle Schnapsleichen, von jemandem begleitet oder hereingetragen - dieser Patient kam jedoch alleine. Ich ging sofort auf ihn zu und
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