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Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Titel: Schneeballflirt und Weihnachtszauber
Autoren: Sissi Flegel
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Neue! Er will sie Weihnachten der Familie vorstellen! Erinnerst du dich jetzt?«
    »Klar … «
    »Die Neue bringt ihr Kind mit, Katinka! Meinst du, ich will wie das fünfte Rad am Wagen daneben stehen und zusehen, wie alle Bussi-Bussi machen und sich umarmen?«
    »Du wärst das vierte Rad«, stellte ich richtig. »Und du weißt nicht, wie alt das Kind ist. Vielleicht ist es ein niedliches Baby mit Kulleraugen und einem winzigen Näschen – du weißt schon, so was Nettes zum Knuddeln.«
    »Ich pfeif auf das Knuddelbaby«, fauchte Melli. »Ich haue ab. Und du musst mir dabei helfen, du musst uns die Knete erspielen.«
    »Mit zwei Liedern auf meiner Mundharmonika. In der weihnachtlichen Fußgängerzone. Klar. Nichts leichter als das.« Ich funkelte Melli an. »Und was tust du? Womit scheffelst du Knete?«
    »Ich kann kein einziges Instrument spielen. Singen kann ich auch nicht. Ich kann nichts, Katinka.«
    »O doch! Du kannst was tun, Melanie! Du wirst den Leuten die Büchse unter die Nase halten und niemand, hörst du: niemand! vorbeilassen, bevor er nicht einen halben oder ganzen Euro eingeworfen hat.« Mann, war ich wütend! »Ich verstehe ja, dass du dem Familienschlamassel entkommen möchtest! Wir beide wollen das, klar, aber nur dasitzen und sagen: Katinka, scheffel Knete! – also da mache ich nicht mit.«
    Es ging noch ein bisschen hin und her, dann war Melli einverstanden. »Gut, ich halte die Büchse. Aber nur so lange, bis ich eine bessere Idee habe. Kapiert?«
    »Das ist mir nur recht. Wir brauchen nämlich viel Geld, Melli. Oder willst du etwa in einer gottverlassenen Jugendherberge Weihnachten feiern? Hinter den Bergen, bei den sieben Zwergen? Ohne Jungs, ohne Fernseher, ohne überhaupt nichts? Vielleicht mit Würstchen in Tomatensauce? Nee du, ich will was Schickes, Komfortables.«
    »Was stellst du dir vor, Katinka?«
    »Eine Jugendherberge fällt auf alle Fälle flach. Aber ich hab da neulich was über ein Jugendhotel gelesen. Junge, da ging die Post ab! Da waren alle Zimmer belegt; ein Drittel von Mädchen, zwei Drittel von Jungs. Männerüberschuss – stell dir das mal vor! Ein Fest, bei dem ein Mädchen zwischen zwei Jungs wählen kann!«
    »Genial!«
    »Genau! Verstehst du jetzt, weshalb wir massenhaft Knete brauchen? Und weshalb ich mich tierisch aufregen würde, wenn ich deinetwegen auf ein Jugendhotel verzichten und in einer billigen Herberge versauern müsste? Und das an Weihnachten, wo es sich hier alle gut gehen lassen und feiern, dass es nur so kracht?« Fast kamen mir die Tränen. Ich schluckte sie runter. »Okay, Melli. Wir schaffen das.«
    »Klar.« Das kam nicht überzeugend rüber. »Ich hab was gespart.«
    »Echt? Wie viel ist es denn?«
    Melli runzelte die Stirn, so scharf dachte sie nach. »Zwanzig Euro werden es schon sein.«
    Ich lachte verächtlich. »Das reicht nicht mal für einen Tag, Melli!«
    »Verstehe.« Plötzlich strahlte Melli mich an. »Ich werde meinem Vater sagen: Paps, dieses Jahr wünsche ich mir nur Geld.«
    »Dann fragte er dich sofort, wofür du es haben möchtest.«
    »Für neue Skier!«
    »Die kauft er zusammen mit dir. Dann ist das Geld weg und du bist keinen Schritt weitergekommen.«
    »Auch wahr.«
    Weil bei uns miese Stimmung herrschte, blieb Melli nicht zum Abendessen. Mir war das nur recht; ich hatte nämlich eingesehen, dass zwei Lieder eindeutig zu wenig waren. Also verzog ich mich nach dem Abendessen in mein Zimmer und machte mich an Jingle Bells.
    Den ersten Teil hatte ich ziemlich schnell intus, aber beim zweiten haperte es doch gewaltig. Na ja, sagte ich mir, ich würde es eben langsam anlaufen lassen und mich von Tag zu Tag steigern.
    Ich malte mir aus, dass ich meine Zuhörer täglich mit einem neuen Lied überraschen würde. Meine Fans würden gespannt aufs neue Lied herbeiströmen …Voll der Hammer wäre das!
    Ich schwelgte in meinem Wunschtraum und übte noch ein bisschen den zweiten Teil von Jingle Bells, in dem es heißt Wenn die Winterwinde wehn, wenn die Tage schnell vergehn, als mich ein Scharren und Schleifen stutzig machte. Das kam von oben, vom Speicher – du lieber Himmel! Mein Engelskostüm im Reisekoffer!
    Die Mundharmonika landete in hohem Bogen auf dem Bett, und ich raste zum zweiten Mal an diesem Tag an den gelbstichigen Fotos meines Urgroßvaters vorbei nach oben. Dort traf mich der Schlag. Na ja, nicht ganz, aber doch beinahe: Opa Menno hatte den Schrank aufgerichtet und mit Holzklötzchen unterlegt, sodass er nicht wieder
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