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Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Titel: Schneeballflirt und Weihnachtszauber
Autoren: Sissi Flegel
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ist?«
    Line und Lene stöpselten sofort ihre Tränendrüsen zu.
    »Blödsinn! Die beiden haben nur einen Anlass gesucht, um jemandem einen Streich spielen zu können!«, fauchte er. »Und überhaupt! Deinen ersten Freund haben sie schon immer für einen Dummkopf gehalten. Ich übrigens auch«, schloss er und warf mir einen Blick zu, der ganz klar sagte, dass er auch mich für einen Dummkopf hielt. »Beim nächsten Freund machst du besser die Augen auf, Katinka!«
    Line und Lene ließen ihren Tränen wieder freien Lauf.
    Ich hielt meine Tränen der Wut zurück und brüllte: »Jeder Mensch hat das Recht, eigene Erfahrungen zu machen!« Dann stürmte ich aus dem Zimmer. Aber was Großtante Katrin sagte, hab ich noch mitbekommen. Sie sagte: »Adrian (so heißt mein Vater), wenn Katinka mit ihrer Meinung ernst macht, steht uns noch einiges bevor.«
    War Großtante Katrin eine Hellseherin? Konnte sie in die Zukunft blicken?

4. Dezember

A m Sonntag, den 2. Advent, fasste ich mir ein Herz und trabte todesmutig mit der Sporttasche, in der sich meine Ausrüstung befand, auf den Marktplatz. Dort flitzte ich ins Klohäuschen und stand bald darauf zwischen Wurstbude und Christbaum auf dem Marktplatz – mit zwei Polstern im Mund, dem sternchengeschmückten Reif in den Engelslocken, den dekorativen Flügeln und dem wallenden bodenlangen Gewand meiner Urgroßmutter über Jeans und Anorak. Zuerst stellte ich den Topf fürs Geld aufs Pflaster, dann schaute ich mich um.
    Zum Glück war zur Mittagszeit nicht viel los. Gut so; vor Aufregung schlotterten mir nämlich die Knie, und heiß war mir! So heiß wie im Hochsommer, obwohl der Himmel wolkenverhangen war und nichts Gutes verhieß. Mein Magen knurrte, und von der Wurstbude wehte ein köstlicher Geruch rüber, aber ich ignorierte ihn. Katinka, sagte ich mir, du hast keine Wahl, du musst Geld scheffeln! Wenn du das nicht tust, droht dir ein grauenhaftes Weihnachtsfest inmitten deiner schadenfrohen Großfamilie. Also mach schon … Zögernd hielt ich die Mundharmonika an die Lippen und blies Ihr Kinderlein kommet. Na, geht doch, frohlockte ich und setzte gleich zum zweiten Vers an. Niemand blieb stehen, niemand warf einen Euro in den Pott, nur drei Männer in schwarzem Lederoutfit vom Typ Easy-Rider, die sich Bratwurst mit Pommes in den Mund stopften, grinsten zu mir rüber. »Hallo! Lockenkopf!«, rief einer. »Ist das alles, was du auf Lager hast? Das eine Lied?«
    Ich schüttelte den Kopf und ging zu Kommet ihr Hirten über. Sie klatschten und stießen sich an. Einer machte eine Bemerkung, worauf alle in fieses Lachen ausbrachen. Schließlich hatten sie ihre Wurst und Pommes gegessen und warfen mir ein paar Münzen in den Topf, dreißig Cent waren es, zu wenig für meine Mühe, fand ich. »Wie kann man nur so geizig sein!«, schrie ich ihnen hinterher.
    »Üb noch ein bisschen«, spottete einer. »Dann läuft das Geschäft besser!«
    Idioten!
    Eine Stunde und zwei Euro zehn später legte ich eine Pause ein und verlangte beim Würstchenmann eine heiße Rote mit doppelt Senf.
    Er deutete auf ein total verkohltes Exemplar. »Die könntest du zum halben Preis bekommen.«
    Mir war kalt. Ich zog die Nase hoch und beäugte das Angebot. Die Wurst sah aus, als läge sie schon seit einem ganzen Jahr auf dem Rost.
    »Na, wie ist’s? Willst du oder willst du nicht?«
    »Drei Brötchen, doppelt Senf und Ketchup und die vertrocknete Wurst«, verlangte ich. »Halber Preis.«
    »Drei Brötchen? Wir komme ich dazu, dir drei Brötchen zur Wurst zu verkaufen?«
    »Meine Lieder bekommen Sie gratis!«
    »Ach, das waren Lieder?«, höhnte er. »Ich frag mich schon die ganze Zeit, wo die jaulende Katze sitzt. Weil –« Er hielt eine leere Bierflasche hoch, » – ich sie damit in die Flucht schlagen werde. Das Gejammer ist ja nicht auszuhalten.«
    »Ach? Sie verstehen wohl nichts von Musik? Liegt’s an den Ohren? Oder war Ihr Musiklehrer eine Niete?«
    Er schüttelte kummervoll den Kopf. »Für einen Engel bist du ganz schön frech, Mädchen. Wie heißt du denn?«
    Meine Familie war in der Kleinstadt bekannt wie ein bunter Hund. Es war ausgeschlossen, ihm meinen Namen zu verraten. »E … Excelsia«, sagte ich geistesgegenwärtig. »Wir Engel heißen entweder Gloria oder Excelsia.« Weil er so bescheuert aus der Wäsche guckte, setzte ich freundlich hinzu: »Das kommt, weil wir oben im Himmel Tag und Nacht Gloria in excelsis Deo jubilieren. Aber klar, Sie können das nicht wissen, wo Sie doch die
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