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Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Schneeballflirt und Weihnachtszauber

Titel: Schneeballflirt und Weihnachtszauber
Autoren: Sissi Flegel
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Vater«, flüsterte ich. »Was machen wir jetzt?«
    »Rauf auf den Speicher mit euch«, sagte Melli hastig.
    »Zu spät! Daniels Vater ist schon ins Haus gegangen.« Bei uns auf dem Land wird die Haustüre erst abends abgeschlossen. »Versteckt euch im Kleiderschrank!«
    Gesagt getan. Melli und ich warteten.
    Zuerst tat sich nichts, dann hörten wir aufgeregte Stimmen in der Halle, dann knarrte die Treppe unter den Schritten, dann stand Großtante Katrin im Zimmer. Sahib hockte auf ihrer Schulter und krächzte Gib Küsschen ! und Wo bleibt mein Futter ? »Halt den Schnabel, Sahib! Wir suchen Line und Lene.«
    Hinter ihr drängelte Daniels Vater herein.
    Melli und ich sahen erstaunt aus der Wäsche. »Du suchst Line und Lene, Großtante Katrin? Also wir beide sitzen schon seit einer Ewigkeit am Fenster.«
    Großtante Katrin drehte sich um. »Hier sind die Zwillinge nicht. Überzeugen Sie sich selbst, Herr Garstig, schauen Sie nur auch unters Bett.«
    Melli stieß mich an, Daniels Vater knurrte Unverständliches. Er gab zu, dass Line und Lene nicht zu erblicken waren und zog mit Großtante Katrin ab.
    Melli und ich warteten. Wir holten die Zwillinge erst dann aus dem Schrank, als der garstige Herr Garstig abgefahren war. »Versteckt euch auf dem Speicher, ich bringe euch später etwas zu essen«, drängte ich. Dann schaute ich Melli streng an. »Was ist mit Weihnachten?«
    Meine Cousine strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Eins sage ich dir, Katinka. Weihnachten ist für mich –
    Wie von einer Wespe gestochen fuhr sie zusammen. Ich schnellte vom Sitz und horchte. »W … was war das?«, stammelte ich.

3. Dezember

D er Krach kam von oben, vom Speicher«, sagte ich hastig und war auch schon an der Treppe. Melli und ich jagten hoch, vorbei an den gelbstichigen Fotos, die in schwarzen Rahmen meinen Urgroßvater Jobst auf seiner Wanderschaft durch die Schweiz und Italien zeigen, stießen die Türe auf – und standen in einer dicken grauen Staubwolke. Wir husteten und kniffen die Augen zusammen, bis wir endlich Line und Lene in einem Haufen alter Kleidungsstücke liegen sahen, und dicht daneben den umgestürzten wurmstichigen Schrank.
    »Nix passiert«, sagte Line und nieste.
    »Ne. Ehrlich nicht«, versicherte Lene sofort.
    Plötzlich standen alle neben uns: Oma Anni, Opa Menno, Großtante Katrin mit Sahib auf der Schulter, Vater und Mutter, die ganz verzweifelt rief: »Ist euch etwas passiert, Kinder? Seid ihr verletzt?«
    Opa Menno hatte nur Augen für den Schrank. »Das schöne gute Stück«, jammerte er. »Anni, dein Aussteuerschrank ist futsch!«
    »Quatsch, Menno«, widersprach Großtante Katrin. »Du übertreibst mal wieder.« Sie beugte sich zu Line und Lene runter. »Warum steht ihr nicht auf?«
    »Wir können nicht.« Line deutete auf etwas, das sich unter dem Haufen Kleidungsstücke verbarg. Mit einem Ruck zog Vater alles beiseite. Da sahen wir die Bescherung: Die beiden saßen in der Falle. Einer rot-gelben Falle. »Katrin«, sagte Oma Anni, »ist das nicht deine Hängematte?«
    Da kam Leben in unseren Vater! »Was hattet ihr vor?«, brüllte er.
    Mit einem zitternden Finger deutete Line zuerst auf einen Balken, dann auf den umgestürzten Schrank. »Wir haben das eine Ende an dem Balken befestigt und das andere Ende der Hängematte in die Schranktüre geklemmt, aber –«
    »Wir konnten ja nicht wissen, dass der Schrank auf morschen Füßen stand«, fiel ihr Lene ins Wort. »Aber uns ist ja nichts passiert, also macht kein solches Theater!«
    »Theater?«, schnaubte Vater. »Nur Theater?! Ich werde euch Beine machen! Zuerst setzt ihr Garstigs Kneipe unter Wasser, dann schrottet ihr den schönen alten Schrank! Das ist zu viel an einem einzigen Tag!«
    Wie begossene Pudel zogen meine Schwestern mit der Familie ab. Melli und ich blieben zurück. »Mensch, wenn sie mein Engelskostüm gefunden hätten? Daran habe ich in der ganzen Aufregung überhaupt nicht mehr gedacht!«
    »Ja. Nochmals gut gegangen«, sagte Melli knapp. »Übrigens – zum Thema Weihnachten: Das Fest ist für mich gelaufen. Katinka, du musst so viel Geld verdienen, dass ich mit dir abhauen kann.«
    Ich starrte auf den Schrank und dachte gerade daran, dass er ja auch auf meine Schwestern stürzen und sie unter sich hätte zerquetschen können und entgegnete zerstreut: »Du? Wieso willst du abhauen?«
    »Mensch, hast du mir nicht zugehört?«, empörte sich Melli. »Für mich ist das Fest auch gestorben! Überleg doch: Mein Vater hat ’ne
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