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C001 - Truckers Tod

C001 - Truckers Tod

Titel: C001 - Truckers Tod
Autoren: Eugen Thomass
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Es war zwei Uhr morgens – eine Zeit, zu der sich der Verkehr in überschaubaren Grenzen hielt. Bill Sturgess war hellwach, war voller Mut und Zuversicht. Er hatte das Gefühl, er könnte zehn Tage und Nächte durchfahren, ohne zu ermüden, ohne einen Fehler zu begehen. Er hielt das Steuer nur mit einer Hand, holte sich seine Zigaretten aus der Tasche, bot seinem Mitfahrer eine an und steckte sich, als dieser ablehnte, selbst eine an. Es war dies die erste Fahrt für ihn seit acht Wochen.
    An die Zeit ohne Job dachte er nur ungern zurück – es war eine verdammt harte Zeit gewesen. Aber nun sollte alles anders werden. Er nahm einen tiefen Zug und erinnerte sich an die vergangenen Wochen.
    Er war Tag für Tag zu Fuß unterwegs gewesen, um an einen Job zu kommen – für die Fahrkartenautomaten der Underground hatte er keinen Cent übrig gehabt.
    Und wieder sah er sie vor sich – die groben, abweisenden Gesichter der Personalchefs, wenn er vorsprach und um einen Job bat. Er sah ihre unwilligen, hastigen Gebärden, mit denen sie ihn wieder zur Türe hinaus baten.
    Er dachte an das enttäuschte Gesicht seiner Frau in diesen Wochen, an seine beiden Kinder, die sich für ihn, den arbeitslosen Vater, geschämt hatten. Wie oft war er nach Hause gekommen und hatte nichts in der-Tasche gehabt als seine geballte Faust? Er und seine Familie hatten von der Fürsorge gelebt…
    Bill Sturgess schob das Fenster einen Spalt auf und warf die halb gerauchte Zigarette ins Freie. Das war nun wirklich vorbei. Er verstand heute noch nicht ganz, wie er aus dieser Misere herausgekommen war.
    Eines Tages hatte er gehört, eine Firma würde Fahrer einstellen. Er war schon zahlreichen Gerüchten dieser Art nachgegangen, und stets hatte er seine Zeit vergeudet. So hatte er sich ohne allzu große Hoffnung auf den Weg gemacht…
    Die Sam Fletcher Inc. schien eine seriöse und solide Firma zu sein. Sie existierte schon seit über 100 Jahren und hatte sogar die Umstellung von Pferdefuhrwerken auf die immer monströser werdenden Lastkraftwagen miterlebt.
    Inzwischen gehörten zweihundert große Trucks, fünfzig kleinere Lieferfahrzeuge und überdies eine Hundertschaft Fahrradboten zum Betrieb. Damit war die Sam Fletcher Inc. eines der führenden Unternehmen im Großraum New York.
    Sturgess schaltete in den vierten Gang zurück. Der Motor heulte auf, ohne zu rucken sprang der Gang ein. Sturgess lächelte. Es machte ihm Spaß, den Wagen zu beherrschen. Die Strecke führte in leichten Kurven durch Hügel und Täler und wand sich an Abhängen vorbei.
    Abgesehen vom Highway gab es keine Anzeichen menschlicher Zivilisation – keine Häuser, keine Stromleitungen… rein gar nichts. Sturgess fühlte sich wohl fernab der brodelnden Metropole New York.
    Manchmal dachte er, dass diese einsamen Nächte der Grund waren, warum er seinen Job als Truck Driver so liebte, und warum er ihn niemals mit einem anderen, noch so gut bezahlten tauschen wollte.
    Er bedauerte es, dass er diesmal nicht allein unterwegs war. Er warf einen Bück auf seinen Beifahrer. Der Kerl saß mit schmalen, aufmerksamen Augen da und beobachtete die Straße vor ihnen.
    Sturgess griff nach seiner Thermosflasche und bot seinem Begleiter einen Schluck Kaffee an.
    Der schüttelte ablehnend den Kopf.
    Bill Sturgess verzog missmutig das Gesicht. Sein Begleiter schwieg schon die ganze Fährt über und hatte sich nicht einmal vorgestellt. Bis jetzt hatte er das klaglos hingenommen – immerhin war der Typ ein Cop… vielleicht war er sich zu fein dafür, mit einfachen Truckern zu sprechen. Doch Sturgess wollte jetzt endlich wissen, mit wem er es zu tun hatte.
    »Wie heißt du eigentlich?«, fragte er mit Nachdruck.
    »Peter Lomas«, erwiderte der Cop.
    Sturgess zog überrascht die Brauen nach oben. Sein Begleiter war also doch nicht stumm!
    »Ist das Zeug im Laderaum wirklich so wertvoll, dass ich Polizeischutz brauche?«, wollte er wissen.
    Lomas zuckte mit den Achseln. »Es wäre nicht der erste Truck, der auf dieser Route überfallen wird.«
    »Du würdest diese verfluchten Straßenräuber gern erwischen, stimmt’s?«
    »Das schon«, erwiderte Lomas knapp.
    Sturgess spürte, dass er nicht viel mehr aus dem Polizisten herausbekommen würde und konzentrierte sich wieder aufs Fahren. Plötzlich lachte er laut auf. Der Gedanke, dass man einem Kraftpaket wie ihm einen Polizisten zur Seite gestellt hatte, kam ihm zu komisch vor. Mit diesen Straßenräubern würde er schon allein fertig werden.
    Er
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