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Blind ist der, der nicht lieben will

Blind ist der, der nicht lieben will

Titel: Blind ist der, der nicht lieben will
Autoren: Mathilda Grace
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- Prolog -

    Er würde zu spät kommen. Was nichts Neues war, in letzter Zeit kam er ständig zu spät, egal worum es ging. Nick stöhnte genervt, während seine Finger ungeduldig auf das Lenkrad trommelten und er darauf wartete, dass die Ampel auf grün sprang. Dabei war es heute nicht einmal seine Schuld. Was konnte er für einen Auffahrunfall direkt vor dem Gerichtsgebäude? Nichts. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass der betrunkene Autofahrer eingeklemmt gewesen war und von der Feuerwehr mit Großgerät aus seinem Wagen hatte befreit werden müssen.
    Der Verkehr rund um das Gericht war dadurch natürlich völlig zum erliegen gekommen. Und das mitten im täglichen Wahnsinn der Rush Hour und ausgerechnet heute, wo er verabredet war. Nick konnte von Glück reden, wenn ihn der finstere Blick seiner Sekretärin Linda nicht gleich an der Tür seiner Kanzlei umwarf. Den Blick seiner 'Verabredung', der entweder geduldig auf ihn wartete, oder bereits wutentbrannt gegangen war, wollte er sich im Augenblick lieber gar nicht genauer vorstellen. Das hätte vermutlich einen weiteren Stau durch einen Autounfall ausgelöst, mit ihm als Opfer im Wagen.
    Als er eine knappe halbe Stunde später endlich an seiner Kanzlei eintraf, waren das Vorzimmer sowie sein Büro noch hell erleuchtet. Nick nahm seine Tasche, verschloss den Wagen und atmete einmal tief durch, bevor er ins Haus trat. Jetzt erwartete ihn gleich ein Donnerwetter. Das war so sicher, wie das Amen in der Kirche.
    Im Vorzimmer saß seine Sekretärin an ihrem Schreibtisch und sah auf, als er eintrat. Nick ließ ihr keine Gelegenheit, zu ihrem tadelnden Blick die passenden Worte zu finden. „Linda, meine treue Seele. Immer da, wenn ich Sie brauche. Ich könnte Sie küssen. Ist er noch da?“ Statt zu antworten, schüttelte Linda den Kopf, was weitaus besser wirkte, als jeder ausgesprochener Tadel es hätte tun können. Nick räusperte sich verlegen. „Ich stand im Stau. Da war ein Unfall...“
    „Vor dem Gericht, ich weiß. Es kam bereits in den Nachrichten. Und das ist Ihr Glück, Mister Kendall“, erklärte Linda rigoros und deutete mit dem Kopf in Richtung seines Büros. „Er wartet seit einer Stunde auf Sie. Neben einem Stapel neuer Fälle, die der Staatsanwalt Ihnen zugeschickt hat.“
    „Heute?“ Nick stöhnte frustriert auf. „Lassen Sie mich raten. Er will bis möglichst gestern Bescheid wissen.“ Er bekam keine Antwort, was in diesem Fall auch eine war. „Na toll.“ Nick fuhr sich durch die Haare. Damit war die geplante Clubtour gestorben.
    Linda räusperte sich, während sie sich ihrem Computer zuwandte. „Das war noch nicht alles, denn wenn ich richtig mitgezählt habe, dürfte...“ In dem Moment klingelte das Telefon. „Pünktlich auf die Minute. Nehmen Sie das Gespräch an, Mister Kendall, sonst kündige ich auf der Stelle.“
    „Bloß nicht.“ Nick schauderte allein bei dem Gedanken. „Wer ist es denn?“ Linda schenkte ihm ein schadenfrohes Lächeln, was ihn erneut stöhnen ließ. „Oh nein.“
    Keine zehn Minuten später verdrehte Nick theatralisch die Augen, während das Gezeter seiner Mandantin weiter sein Ohr strapazierte. Streitereien unter Nachbarn waren lästig und nervend, aber vor allem waren sie zeitaufwendig. Zeit, die er viel lieber bei seinen Freunden verbracht hätte, aber nein, seit er sich vor sechs Monaten mit einem eigenen Büro und seiner Sekretärin Linda, die in ihrem Beruf ein Ass war und auf über dreißig Jahre Berufserfahrung zurückgreifen konnte, selbstständig gemacht hatte, blieb ihm für derartige Vergnügungen kaum noch Zeit.
    Sehr zum Verdruss seines besten Freundes Tristan, der gerade damit beschäftigt war, ihm gegenüber auf einem Besucherstuhl eine bequemere Sitzposition zu finden, während er ihm nebenbei finstere Blicke zuwarf.
    „Nein, Misses Murphy. Sie können Ihre Nachbarin nicht verklagen, weil sie im Bikini ihre Blumen gießt... Nein, es gibt kein Gesetz, das von ihr verlangt, dabei einen Bademantel zu tragen. Dass ihre Figur mit achtundfünfzig Jahren nicht mehr die Straffeste ist, ist dabei ebenfalls völlig unerheblich.“
    Nick wusste nicht, ob er sich selbst eine Runde Leid tun, oder sich lieber bei Tristan entschuldigen sollte, denn der Aktenberg auf seinem Tisch war zu hoch, als dass er ihn ignorieren konnte. Ihm würde nichts Anderes übrig bleiben, als ihre seit drei Wochen geplante Clubtour für heute Abend ins Wasser fallen zu lassen. Es war nicht die Erste. Und mittlerweile
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