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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Autoren: Unknown
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1943
Lina Helm an Hans Helm / Hans Helm an Lina Helm
     
     
    d. 21.1. 43
    Mein lieber Junge!
    Zuerst recht vielen Dank für Deinen lieben Brief vom 16.1.43, den wir am 20.1. erhielten. Wir haben uns sehr darüber gefreut. Es freut uns, daß Du gut angekommen bist und glaube ich Dir gern, daß es Dir anfangs etwas schwer war. Es ging uns auch nicht anders. Es ist von Helms sehr lieb, daß sie Dir geschrieben haben. Rank tut mir leid, denn ich glaube, es wird ihm auch nicht ganz leicht. Gestern kam auch das Paket mit Butter und Fisch an. Wurde mit großer Freude begrüßt. Über die Sprotten haben wir uns sehr gefreut und dauerte es nicht lange, so waren sie verschwunden. Sie waren prima und etwas Außergewöhnliches. Nun freuen wir uns wieder auf den Kaffee, sind wir nicht recht verfressen, prosaische Menschen?
    Uns geht es soweit gut, und werden wir immer mit Dir den Gedanken an ein gesundes Wiedersehen festhalten. Vorgestern war ich bei Frau Dr. Weise. Habe zweieinhalb Pfund zugenommen und sagte Frau Doktor, es läge hauptsächlich an der Ernährung, daß ich so rabiat abgenommen hätte, denn man merkte doch, daß das etwas bessere Essen der Feiertage eine Gewichtszunahme gebracht hätte. Nur wird sich wohl eine kleine Operation nicht verhindern lassen. Na, wir werden ja sehen und bin ich froh, daß es nichts weiter ist. Hoffentlich hebt sich auch meine Müdigkeit und Faulheit. Heute waren Leni, Heidi und ich in der Stadt und wollten wir für Heidi einen Strampelanzug kaufen, erhielten aber nichts Hübsches. Da wollen wir noch einmal gehen. Vater hat nun auch Bescheid von der Straßenbahn, er soll sich Arbeit holen. Er will morgen mit hingehen. Er ist immer fleißig und unverdrossen bei der Arbeit. Von Elli soll ich Dich herzlich grüßen. Sie war am Sonntag zu Haus. Leni hat Dir wohl geschrieben, daß wir Sonnabend und Sonntag Alarm hatten. Elli ging am Sonntag um 8 Uhr von uns weg, und ¼ 9 Uhr hatten wir Alarm. Da war ich etwas in Sorge um Elli. ½ 10 Uhr war Entwarnung, und um 10 Uhr kam Elli wieder, sie war in der Weststraße in einem Keller gewesen. Sie hat dann gleich zu Hause geschlafen. Tante Gretchen geht es auch nicht besonders gut. Ihr macht das Herz etwas zu schaffen, sie sieht auch nicht gut aus. Es wäre besser, wenn sie etwas mehr Ruhe hätte. Gestern Abend waren Vater und ich im Kino, ‘Entlassung’. Mir hat dieser Film sehr gut gefallen. Wenn man die verschiedenen Charaktere sah, wieviel Falschheit und Feigheit. Bismarck wird ja auch seine Fehler gehabt haben, aber er getraute sich doch eine Wahrheit zu sagen. Ein paar Tage vorher waren wir mit Elli im Film ‘Karusell’ mit Marika Röck, da haben wir mal herzhaft lachen können. Hast Du denn von Deinem Lehrgang etwas gehört, wird etwas daraus? Das wäre ja schön, wenn Du in unsere Nähe kämst, da könnten wir uns öfter sehen, Leni könnte Dich ja auch mal besuchen. Na, hoffen wir das Beste.
    Auch wir haben hier frühlingsmäßiges Wetter, hoffentlich wird es nicht wieder so kalt. Doch nun will ich mit meinem Geschreibsel Schluß machen.
    Dir von uns beiden viele herzliche Grüße
    von Deiner alten Mutter und von Vater und Leni und Deiner kleinen Heidi.
     
     
     
    d. 31/1. 43
    Mein lieber Junge!
    Für Deinen lieben Brief vom 26.1., hab recht vielen Dank. Wir haben uns sehr darüber gefreut. Heute waren Leni, Heidi und ich spazieren, während Elli und Frau Kühn im Kino waren, die Plätze hatten wir von der Partei erhalten. Es war sehr schönes Wetter, und sind wir drei schon um 2 Uhr fort, wir glaubten, daß Heidi unterwegs schlafen würde, aber sie hatte gar keine Zeit dazu, sie mußte sich immer in der Welt umsehen. Leni war es gar nicht recht und drohte sie ihr: “Wart nur, ich laß dich schreien, wenn du dann müde wirst.” Aber auch hier schlug uns das kleine Kerlchen ein Schnippchen, sie war heiter bis zuletzt. War sogar so anständig, als Leni sie aufs Töpfchen setzte, machte sie ihr Pfützchen und sparte eine Windel. Nun schläft sie friedlich, und wollen wir hoffen, daß es die Nacht so weiter geht.
    Von Elli soll ich Dich herzlich grüßen und freut sie sich, wenn Du ihr mal schreibst. Heute Vormittag war ich zu einer Morgenfeier zum zehnten Jahrestag der Machtübernahme, ich lege Dir die Einladung mal bei. Gleichzeitig auch ein Programm vom Neuen Theater. Wir waren am Freitag drin. Ich kannte diese Oper noch nicht. Sie hat mir sehr gut gefallen und war die Besetzung erstklassig. Es ist vieles wie im ‘Freischütz’ oder
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