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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Autoren: Unknown
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sechsten Tage glaubten wir sie über den Berg, dann haben sich die Bakterien nach dem Gehirn gezogen, und da gab es keine Hilfe. Vom neunten vormittags 10 Uhr an war sie ohne Bewußtsein bis zum 10. früh 6 Uhr, da sie ihre Augen schloß. Mir tut Onkel sehr leid, nun müssen wir ihn erst mal zur Ruhe kommen lassen, ehe er sich mal klar macht, was werden soll. Vorderhand betreue ich ihn und zum Reinemachen kommt zweimal in der Woche die Aufwartung. Am Freitag war dann die Beisetzung der Urne. Zur Trauerfeier war von Dresden niemand da. Es kam ein Telegramm mit Beileidswünschen und daß alle krank seien.
    Am Sonntag, den 14., haben wir meinen Geburtstag gefeiert. Von mir aus ohne Kuchen. Leni hatte einen kleinen Kuchen gebacken und da bekam jeder Besucher ein Stückchen Kuchen und eine Scheibe Röstbrot.
    Wie wird es nun nächstes Jahr aussehen? Wer wird dann nicht mehr da sein? Sei nicht böse, daß ich Dir keine Osterwünsche geschickt habe, aber die Zeiten waren nicht schön, und habe ich zu spät daran gedacht, da war es mir zu dumm um noch zu schreiben. In Gedanken bin ich die ganze Zeit bei Dir gewesen. Sind denn Deine Leib- und Magenschmerzen wieder besser, nimm Dich nur vor Erkältungen in Acht. Zeitungen und Illustrierte habe ich wieder, aber ich will sie Heinz nicht mitgeben, damit er nicht so viel Ballast hat. Uns beiden geht es soweit gut, mir fehlt nur eins, und das bist Du.
    Gestern, am ersten Feiertag war herrliches Wetter, Onkel Max und ich sind nach Liebertwolkwitz in den Garten gefahren. Leni, Heidi und Mutter waren schon dort. Wir haben in der herrlichen Sonne gesessen und haben Kaffee getrunken.
    Kerlchen hat gestern früh Ostereier gesucht und auch welche gefunden. Sie war restlos glücklich. Mit ihrem Husten geht es auch besser und wird er bald ganz verschwinden.
    Sind denn nun Deine Zähne in Ordnung, und gehst Du aus der Behandlung vergnügt hervor?
    Vater und ich waren am Sonnabend in einem Russenfilm ‘Schuldig – schuldlos’. Er hat mir sehr gut gefallen. Jede Rolle war prima besetzt.
    Nun nochmals zu Deiner Heimreise. Es wäre sehr schön, wenn Ihr bald alle entlassen würdet. Ich will morgen Dienstag zu Herrn Sauerzapf gehen, er ist Praktiker der Christlichen Wissenschaft, und will mir bei ihm Rat und gute Gedanken für Dich geben lassen. Auch Du, mein lieber Junge, halte an dem Gedanken fest, daß Dein Platz hier bei uns ist und nirgends anders. Auf Dein Heimkommen freue ich mich, ich brauche Dich.
    Ich will heute Nachmittag zu Schlichts gehen und Heinz diesen Brief mitgeben. Germer ist nun auch wieder zu Hause, nachdem er 14 Tage Quarantäne durchgemacht hat.
    Nun will ich für heute schließen, bleib mir recht gesund. Von Vater viele Grüße. Es grüßt und küßt Dich in Liebe
    Deine alte Mutter.
 
 
 
Helene Jentzsch an Hans Helm
     
     
    Leipzig, d. 29.11. 45
    Mein lieber Hans!
    Vielleicht habe ich Glück mit diesen Zeilen. Eine Dame von hier fährt nach der englischen Zone und wird mir diesen Brief mitnehmen zu Deinem Schwager Heinz. Er wird denselben dann weiterbefördern. Von hier aus dauert es zu lange wenn er überhaupt ankommt! Trotzdem die Grenzen offen sind. Wir wollen aber hoffen, daß Du inzwischen ein Lebenszeichen von Deinen Lieben daheim erhalten hast.
    Dir zur Beruhigung, wir leben alle und sind noch gesund, schlank sind wir alle geworden in diesem 1945. Bis jetzt haben wir alles überstanden. Daheim wartet nun eine Mutter mit großer Sehnsucht auf ihren Jungen, hoffentlich kommst Du bald!! Es warten Leni und Heidikind auf ihren lieben Vater. Ich persönlich habe immer das Gefühl gehabt und Leni gesagt schon vor Monaten, Du kommst Weihnachten. Hoffentlich habe ich Recht. Früher hättest Du auch gar nicht kommen dürfen, Du hättest sonst mit uns gehungert. Jetzt ist es besser. Im übrigen wollen wir Gott dafür danken. Wir haben alle unser Heim, wir haben Kohle im Keller und haben Kartoffeln. Das alles ist sehr wichtig. Schleußig hat im Februar und April noch sehr viel abbekommen in Eurem Viertel, doch das siehst Du dann selbst.
    Wir hatten uns gefreut, endlich ein Lebenszeichen von Dir zu bekommen.
Erhol Dich nur noch recht von Tag zu Tag, bis Du dann an die Reihe kommst zum Abmarsch. ...Vor allem lieber Hans, halte Dich gesund und auf ein Wiedersehen freut sich außer Deinen Lieben
    der Meester und Helenchen.
     
     
     
    Probstheida, d. 25. Januar 46
    Lieber Hans!
    Recht vielen Dank für Deine lieben Briefe vom 9.12. und den Weihnachtsbrief. Letzterer kam
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