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GK379 - Das Auge des Bösen

GK379 - Das Auge des Bösen

Titel: GK379 - Das Auge des Bösen
Autoren: A.F.Morland
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Der Höllenschein kam von weither. Zunächst war er nur ein Lichtpunkt am nachtschwarzen Himmel, sah aus wie einer von den vielen Sternen, die über New York funkelten.
    Aber zum Unterschied von den Sternen war er nicht stationär, sondern raste mit Lichtgeschwindigkeit vom schwarzen Firmament herab.
    Niemand sah ihn kommen, den Strahl des Bösen.
    Sein Ziel war die Aussichtsplattform des Empire State Building im 102. Stock. Hoch über New York, dem Schmelztiegel der Nationen, kam das personifizierte Grauen an.
    Der Tod. Die Angst. Das Leid…
    Lautlos traf das Strahlenbündel die Terrasse. Ein heller Fleck bildete sich, auf dem sich ein Lichtkern aufbaute und rasch in die Höhe wuchs.
    Für Sekunden war das Gleißen so grell, daß sich jedes menschliche Auge davon hätte abwenden müssen. Doch dann wurde es schwächer, und in seinem Schein wurde ein grauenerregendes Wesen sichtbar.
    Es hatte nichts Menschliches an sich. Seine Erscheinung war einmalig auf der ganzen Welt und hätte den Wissenschaftlern und Forschern ein unlösbares Rätsel aufgegeben, wenn es diese Gestalt beibehalten hätte.
    Sein massiger, klumpiger Körper war mit langen schwarzen Spinnenhaaren bedeckt. Die beiden stecknadelkopfgroßen Augen starrten böse.
    Im Maul – irgendwo in der Mitte dieses Körpers – schimmerten gefährliche Zahnreihen, die entfernt an das Gebiß eines Hais erinnerten.
    Das schreckliche Wesen gab gutturale Laute von sich, die selbst dem mutigsten Mann kalte Schauer über den Rücken gejagt hätten.
    Sobald das Leuchten erloschen war, wandte sich der Unheimliche um und blickte ungefähr in die Richtung, aus der er gekommen war.
    Seine Haare sträubten sich wie das Fell eines Wolfs kurz vor dem Angriff. Die winzigen Augen fixierten den Mond, der fast voll war.
    Beinahe hatte es den Anschein, als würde der Schreckliche in diesem silbernen Schein baden. Er streckte sich, richtete sich zu seiner vollen furchteinflößenden Größe auf, knurrte und machte in rascher Aufeinanderfolge mehrere Metamorphosen durch.
    Ständig veränderte sich nun sein Aussehen, doch er blieb immer häßlich und schreckeinflößend.
    Allmählich aber ähnelte seine Gestalt der eines Menschen.
    Nur der Kopf zeigte noch zu sehr die Züge des Höllenfürsten – die Ohren waren spitz, das Kinn gleichfalls, und aus der Stirn ragten zwei dicke, nach hinten gekrümmte Hörner.
    Aber auch dieses Aussehen behielt das Wesen der Verdammnis nicht lange bei. Nach einer weiteren Metamorphose stand ein gutaussehender Mann auf der Aussichtsplattform.
    Er trug eine Hornbrille, die ihn intelligent erscheinen ließ. Sein jettschwarzes Haar war links korrekt gescheitelt. Er war tiptop gekleidet und machte den seriösen Eindruck eines Managers der Großindustrie.
    Niemand sah ihm jetzt noch an, wer er wirklich war und woher er kam.
    Er war zu einem Teil der menschlichen Gesellschaft geworden.
    Und doch war er ein gefährlicher Fremdkörper in ihr, der aufs Zerstören programmiert war.
    Aber man hätte ein Hellseher sein müssen, um darauf zu kommen.
    ***
    »Wie war die Hochzeit deiner Schwester, Kenneth?« fragte Noel Wynn.
    Kenneth Eggar verzog das Gesicht, als hätte er Essig getrunken. Er winkte ab. »Erinnere mich nicht daran.«
    »Wenn ich schon deinen Dienst tun durfte, habe ich auch ein Recht, danach zu fragen«, sagte Wynn grinsend. »Es war ein Fiasko.«
    »Wieso denn das?«
    »Alle haben geheult.«
    »Das gehört dazu. Bei Hochzeiten und Beerdigungen gibt es immer Tränen. Ma verliert ihr süßes Kind an einen fremden Mann. Der fremde Mann verliert seine Freiheit – und es gibt noch ein Dutzend Gründe mehr, weshalb geheult wird, wenn zwei den Bund fürs Leben schließen.«
    »Bei uns flossen keine Tränen der Rührung«, stellte Kenneth Eggar klar.
    »Sondern?« fragte Noel Wynn neugierig.
    »Tränen des Zorns. Der Bräutigam, mein verdammter Schwager, hat sich vollaufen lassen. Daraufhin hat ihm meine Schwester Vorhaltungen gemacht.«
    »Mit Recht.«
    »Sag’ ich auch«, knurrte Kenneth Eggar. »Die beiden fangen zu streiten an. Ich gehe dazwischen, lange dem Bräutigam eine, als er mir dämlich kommt…«
    »Hätte ich auch getan.«
    »Ein Pech, daß er dabei einen Schneidezahn einbüßte. Ich muß ihn mit dem Siegelring getroffen haben. Als meine Schwester die Zahnlücke sieht, dreht sie durch. Sie kriegt einen Weinkrampf, stellt sich auf die Seite dieses blöden Kerls, zieht einen Schuh aus und drischt damit auf mich ein. Ein paar Hochzeitsgäste
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