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GK379 - Das Auge des Bösen

GK379 - Das Auge des Bösen

Titel: GK379 - Das Auge des Bösen
Autoren: A.F.Morland
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mischen sich ein. Ich kann dir sagen, das war ein Aufsehen, so etwas hast du noch nicht erlebt, Noel.«
    Wynn lachte. »Mensch, schade, daß ich nicht dabeigewesen bin.«
    »Mir wiederum wäre es lieber gewesen, wenn ich hier Dienst getan hätte. Damit hätte ich mir eine Menge Ärger erspart.« Kenneth Eggar blickte auf seine Armbanduhr und seufzte.
    Es war Zeit, daß er seinen Job tat.
    Die Aussichtsplattformen des Empire State Building waren von 9.30 Uhr bis Mitternacht geöffnet, und nach Mitternacht gehörte es zu Eggars Obliegenheiten, dort oben nach dem Rechten zu sehen.
    »Dann wollen wir mal«, sagte er und nickte dem immer noch amüsiert grinsenden Kollegen zu.
    »Wenn wieder mal eine Fete steigt, an der du teilnimmst, nimm mich mit«, sagte Noel Wynn. »Du verstehst es, dafür zu sorgen, daß was los ist.«
    Eggar lächelte schief. »Okay, wenn du einen Schneidezahn zuviel hast, kann ich bei Gelegenheit ja mal an dich denken.«
    Er betrat einen der vielen Aufzüge und fuhr zum 86. Stockwerk hoch. Hier mußten die Besucher, die die Aussichtsplattform in der 102. Etage erreichen wollten, umsteigen. Da die Lifts mit fast 90 Stundenkilometern fuhren, brauchte man bis ganz oben nur knapp zwei Minuten, die Umsteigezeit schon mitgerechnet.
    Im 86. Stock war alles in Ordnung, das stellte Kenneth Eggar während eines kurzen Rundganges fest.
    Er war ein großer kräftiger Mann in der Hochblüte des Lebens.
    Einige Jahre hatte er keine schlechte Figur im Boxring gemacht, aber dann war seiner Karriere ein Mädchen in die Quere gekommen, das er schon lange wieder aus den Augen verloren hatte.
    Die Niederlagen hatten sich gehäuft, und als ihm ein Gegner den Unterkiefer brach, warf er das Handtuch und sagte dem Boxsport und jenem Mädchen für immer ade.
    Beides hatte er bis heute nicht bereut.
    Auch im 102. Stock erwartete Kenneth Eggar nichts Außergewöhnliches. Seit vier Jahren tat er hier seinen Job, und noch nie war es zu irgendeinem unliebsamen Vorfall gekommen.
    Er betrat wieder den Aufzug. Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, setzte sich die Kabine in Bewegung und blieb erst in der 102. Etage stehen.
    Gelangweilt trat Eggar auf die Aussichtsplattform.
    Bei klarem Wetter sah man von hier oben bis zu 130 Kilometer weit. Eine kühle Brise zerzauste Eggars Haar. Er versuchte seine Frisur mit den Fingern, die er wie einen Kamm gebrauchte, in Ordnung zu bringen, doch sobald er damit fertig war, verwirrte ein neuer Windstoß wieder die Frisur. Also gab er es auf.
    Obwohl ihm das nächtliche Panorama vertraut war, faszinierte es ihn immer wieder aufs neue.
    Nach Süden sah man auf den »Bug« Manhattans, den man mit einem Riesenschiff von 22 Kilometer Länge vergleichen konnte – an der Spitze der Wolkenkratzerbezirk um die Wall Street, die Bucht des Hafens mit der Freiheitsstatue…
    Irgend jemand hatte einmal behauptet, New York wäre der größte Misthaufen der Welt. Kenneth Eggar stimmte dem zu, aber er konnte sich trotzdem nicht vorstellen, in einer anderen Stadt zu leben.
    Er ging weiter.
    Plötzlich stutzte er.
    Dort, wo man den Blick nach Norden auf die 260 Meter hohen Türme des Rockefeller Center richten konnte, stand jemand.
    Ein Mann!
    Er regte sich nicht, stand bloß da und genoß die Aussicht.
    Kenneth Eggar räusperte sich, um sich bemerkbar zu machen. Der Mann reagierte nicht darauf. Er wandte sich nicht um.
    Heiliger Bimbam! schoß es Eggar durch den Kopf. Vielleicht interessiert ihn die Aussicht gar nicht. Was mach’ ich, wenn das ein depressiver Typ ist, der sich das Leben nehmen will? Lieber Himmel gib, daß das kein Selbstmörder ist. Du weißt, ich hasse Scherereien, und ein Mann, der sich das Leben nehmen will, kann für eine Menge Ärger sorgen.
    »Hallo, Mister!« sagte Eggar.
    Weiterhin keine Reaktion.
    Schwerhörig ist er auch noch! mutmaßte Kenneth Eggar.
    »Mister, es ist 24 Uhr durch. So schön die Aussicht hier oben auch ist, ich muß Sie leider bitten, sich von ihr loszureißen.«
    Der Mann bewegte sich nicht.
    Eggar näherte sich ihm. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. »Ist Ihnen nicht gut? Fehlt Ihnen etwas? Kann ich etwas für Sie tun?«
    Jetzt kam Leben in die Gestalt. Der Mann drehte sich um. Er sah distinguiert aus, war Brillenträger. Ein feindseliger Ausdruck war in seinen Augen. Etwas Gefährliches, Unheimliches war in seinem durchdringenden Blick.
    Er schien Eggar damit auf Distanz zu halten.
    Kenneth Eggar konnte plötzlich keinen weiteren Schritt mehr tun, und obwohl
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