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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Autoren: Unknown
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auch von ‘Undine’. Vielleicht hast Du auch die Kritik im heutigen Sonntagsblatt gelesen. Vater soll für Leni und Frau Kühn für die nächste Vorstellung Karten besorgen, ich glaube, es wird Leni bestimmt gefallen, Schöne Tänze, Ernstes und Heiteres und prima Bühnenbilder. Trotzdem ich gar keine Lust hatte, muß ich sagen, es war kein verlorener Abend. Dann lege ich Dir von Leni zwei Päckchen Zigarettenpapier bei, sie hatte es vergessen mit zu den Zigaretten, die sie Dir heute geschickt hat, beizufügen. Dann läßt Dich Leni noch fragen, wie es mit den Bildern steht. Von der Butter habe ich zweieinhalb Pfund behalten und Kaffee ein halbes Pfund, für Elli habe ich noch ein halbes Pfund genommen und hat sie sich sehr darüber gefreut. Auch die Kämme waren willkommen, da man hier ja keine bekommt. Hast Dich mal wieder redlich für uns geplagt und danke ich Dir herzlich.
    Vater hat von der Straßenbahn Uhren zu Reparaturen erhalten, und ist er wirklich fleißig, während ich wirklich nicht viel mache, ich bin faul und habe doch viel Arbeit liegen. Es fehlt der rechte Trieb, trotzdem ich mir immer vornehme fleißig zu sein. Ich bin Dir wirklich manchmal froh, wenn Leni mir eine Besorgung macht und ich unser kleines Kerlchen betreue, da fühle ich mich am wohlsten. Nur meine Arbeit wird nicht fertig. Ich wünschte, es kämen mal Heinzelmännchen, ich würde gewiß nicht neugierig sein, wie sie es schafften. Gestern war Tante Ida mit der kleinen Monika da. Es ist auch ein kleines liebes Dingelchen. Ich soll Dich von Tante Ida grüßen. Lieschens Mann ist nun frei vom Militär, entlassen wegen seiner Augen. Er geht nun wieder arbeiten. Rente bekommt er nicht, weil es ein Geburtsfehler ist.
    Am 27. Januar war ich bei Tante Seydel zum Geburtstag. Von Heinz haben sie keine Nachricht und ist die Weihnachtspost zurückgekommen. Ich möchte nur wissen, was er ausgefressen hat, ich hatte Dir ja bei Deinem Urlaub davon erzählt. Tante Anna tut mir sehr leid, denn sie bangte und kränkt sich doch um ihren Jungen. Ob er zu einer Strafkompanie versetzt ist?
    Gestern Nachmittag kam auch Tante Gretchen, sie wollte Heidi spazierenfahren. Es geht nun so hin mit ihr, gut sieht sie nicht gerade aus.
    Da habt Ihr wohl jetzt gar keine Abwechslung, wenn das Kino kaputt ist. Na, es wird wohl nicht lange dauern, bis es wieder in Ordnung ist. Wie steht es denn mit dem Lehrgang, und hast Du etwas wegen der Fernschreiberstelle gehört? Hat sich nun bei Euch das Wetter geändert, wir haben hier wirklich sehr schönes Wetter, nicht kalt. Wie ist die Besichtigung verlaufen, war alles in Ordnung?
    Ja, weißt Du mein lieber Junge, es waren schöne Tage, als Du daheim warst und zähle ich schon manchmal bis zum nächsten. Aber dankbar bin ich sehr, daß Du nicht im Osten bis jetzt zu sein brauchst, denn dort haben die Menschen Schweres durchzumachen. Nun wollen wir hoffen und wünschen, daß doch bald einmal das Ende dieses Krieges kommt.
    Nun will ich schließen, bleib recht gesund und recht viele Grüße von Vater und mir. Auch liebe Grüße von Leni und Heidi.
    In aller Liebe Deine alte Mutter.
     
     
     
    d. 24.2. 43.
    Mein lieber Junge!
    Gestern erhielten wir Deinen lieben Brief, für den wir Dir herzlich danken. Ich habe immer mit Absicht nicht geschrieben, denn ich dachte, wenn Du ja viel zu tun hast und Du bekommst doch Post von uns, so würdest Du doch trotz aller Arbeit schreiben. Es kam mich manchmal sehr hart an, das Warten, hatte ich doch immer viel Sorge mit Elli. Darüber wird Dir wohl Leni geschrieben haben und brauche ich Dich nicht noch damit zu belasten. Ich glaube, ich habe es doch trotz all meiner Liebe für meine Kinder nicht richtig gemacht. Elli sagte es mir in kurzen Worten. Nun bin ich wieder mal mit mir selbst in Zweifel und bin innerlich ganz auseinander. Aber mein lieber Hans, ich habe Euch doch immer von Herzen lieb, und wenn ich nicht alles so tun konnte, wie ich wollte, so lag es gewiß nicht an mir. Heute will ich mit Frau Kühn zu Elli gehen, mal sehen, wie es ihr geht. Ich sprach mit Frau Oberin, sie meinte, sie stünde vor einem Rätsel und kann sich die Ursache gar nicht denken, die Elli seit vorigem Jahr so verändert hat.
    Du scheinst es ja schwer in diesem Lehrgang zu haben, aber ich glaube sicher, daß Du auch dieses meisterst, es ist doch schon manches Schwere in Deinem Leben vorgekommen. Es ist Dir oft nicht leicht geworden, und siehst Du, da denke ich, ich hätte Dir vielleicht öfter noch mehr sein
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