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Die Oger - [Roman]

Die Oger - [Roman]

Titel: Die Oger - [Roman]
Autoren: Bastei Lübbe
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Prolog
 
    Auszug aus der Enzyklopaedia Mystica
 
    Aufzeichnungen des Hofmagiers und Gelehrten der Universität zu Turmstein, Rodasan Libricus
 
    Über die Rassen Nelbors
 
    Oger:
 
    Die Oger sind eine Rasse von riesenhaften Barbaren mit menschenähnlichem Aussehen. Ihre geistigen Fähigkeiten sind äußerst beschränkt, und ihr Umgang miteinander ist derb und oft gewalttätig. Oger sind grobschlächtig, scheuen das Wasser und die körperliche Reinigung und verhalten sich gegenüber allen anderen Rassen sehr feindselig. Ihre Kleidung ist auf das Nötigste beschränkt und lässt auf ein mangelndes Schamgefühl schließen. Zum Zweck der Vermehrung bilden männliche und weibliche Oger meist in vorgeschrittenem Alter eine kurzfristige Partnerschaft, die mit der Geburt des Nachwuchses endet. Durch ihre körperlichen Attribute - sie sind bis zu zehn Fuß groß und wiegen mehr als achthundert Pfund - sind sie äußerst gefährlich. Die Bekämpfung von einzelnen Exemplaren in der Nähe von Siedlungen sollte nur durch gut ausgebildete Krieger erfolgen. Ihre Bewaffnung besteht meist aus simplen Waffen wie Keulen, deren Wirkung man dennoch nicht unterschätzen sollte, da sie mit ungeheurer Wucht geführt werden.
    Oger jagen alles, was für sie als Nahrung verwertbar sein könnte. Sie stehlen Vieh und Haustiere, vergreifen sich aber auch an Kornspeichern, wenn sie Hunger leiden. Entgegen allen Gerüchten konnte bislang nicht bestätigt werden, dass Oger ihresgleichen verspeisen oder je einen Menschen zum Zweck des Verzehrs getötet haben.
    Die meisten Oger beherrschen unsere Sprache nur bruchstückhaft, und eine Verständigung mit ihnen ist nur schwer möglich.
    Weibliche Oger sind recht selten und äußerst scheu. Sie verschanzen sich hoch oben in den Bergen und hüten die Jungen, bis diese ausgewachsen sind, was ungefähr nach fünf Jahren der Fall ist.
    Viele Oger sind recht behäbig. Durch ihre unkontrollierte Nahrungsaufnahme und ihre ausgeprägte Abneigung gegen jede Art von überflüssiger Bewegung leiden sie oft unter Fettleibigkeit.
    Versuche, sie in Gefangenschaft zu einfacher körperlicher Arbeit anzuleiten, sind bislang gescheitert. Sie huldigen dem Gott Tabal, wie andere bösartige Völker auch.
 
    Nachtrag:
 
    Einige Jahre später sollte diese Charakterisierung vollständig überarbeitet werden. Noch später entschloss man sich, den Text über Oger komplett aus den Büchern zu streichen und lieber über Rassen zu berichten, die es nicht als Sport betrachteten, Gelehrte über Stadtmauern zu werfen.

1
 
Jäger und Gejagte
 
    »Trödel nicht so rum. Was machst du da eigentlich?«
    »Ich suche Spuren, damit wir nicht in eine Falle laufen.«
    »Bist du besoffen? Die Füße dieses Viehs sind so groß wie Schweinetröge, man kann seine Spuren gar nicht übersehen. Außerdem, hast du schon mal gehört, dass eins von diesen Biestern jemandem eine Falle gestellt hat?«
    Der kleinere der beiden Männer zuckte mit den Schultern und zog verlegen mit seinem Fuß Linien am Boden.
    Der andere schüttelte den Kopf und wandte sich ab, um die Verfolgung fortzusetzen. »Los, komm schon, du Schwachkopf«, brummte er und setzte sich in Bewegung.
    Es war früher Nachmittag, und die Sonne stand an einem strahlend blauen Himmel. Dennoch ließ die Kühle dieses Herbsttages erahnen, dass ein strenger Winter bevorstand.
    Die Spur, der die beiden Jäger folgten, verlief auf einem Wildpfad. Der Wald wurde hier immer dichter, und die Laubbäume wichen großen Nadelbäumen, die dem Wald den Namen Tannenverlies eingebracht hatten. Nach einer weiteren Meile erreichten die Tannen eine Höhe von bis zu vierzig Schritt und standen so dicht zusammen, dass kaum noch Tageslicht auf den Waldboden fiel.
    Die beiden Gefährten waren bereits seit vier Stunden auf der Spur ihrer Beute, und langsam machte sich ihre Erschöpfung bemerkbar. Sie machten Rast, um sich mit Wasser und einigen Bissen Dörrfleisch zu stärken.
    »Häng deinen Bogen an eine Astgabel. Wir holen ihn auf dem Rückweg wieder ab. Er wird uns hier im Dickicht nur stören«, sagte der größere der beiden Jäger, der das Kommando hatte.
    »Meinst du nicht, es wäre besser, ihn aus der Entfernung zu erledigen, als sich zu nah an ihn heranzuwagen?«
    »Nein, denn mein Plan war es ja, ihn ins Dickicht zu treiben, damit seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist und wir leichtes Spiel haben. Aber wenn du einen besseren Vorschlag hast, dann nur heraus damit. Allerdings hört dir sowieso
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