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Herzensangelegenheiten

Herzensangelegenheiten

Titel: Herzensangelegenheiten
Autoren: Mathilda Grace
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- Prolog -

    Langsam verstand er die Welt nicht mehr. Das war jetzt schon die dritte Einladung, die Devin Felcon mit einem rigorosen 'Nein!' und wütend blitzenden Augen abgeschmettert hatte. Was macht er bei diesem Sturkopf bloß verkehrt? Samuel schüttelte ratlos den Kopf, während er in die Straße einbog, die ihn zum Haus seiner Eltern bringen würde, und runzelte dabei die Stirn. Dabei war er extra zu der Werkstatt von Devins Freund Colin McDermott gefahren, an deren Aufbau Devin mitbeteiligt war, um ihn nicht in der Reha vor allen anderen anzusprechen. Privatsphäre war für Devin Felcon wichtig, das wusste er von seinem Bruder Kendrick, und trotzdem hatte Devin ihn gar nicht richtig zu Wort kommen lassen, sondern gesagt, dass er nicht interessiert war.
    Eine Lüge, das wusste Samuel, immerhin waren ihm Devins Blicke in der Rehaklinik, wenn er Kendrick bei dessen Übungen half, bereits vor einigen Wochen aufgefallen. Was also machte er verkehrt, dass Devin sich strikt weigerte mit ihm auszugehen? An dessen Rollstuhl konnte es nicht liegen, denn sein kleiner Bruder saß seit seiner Geburt im Rollstuhl und Samuel hatte sich noch nie daran gestört, ob ein Mensch behindert war oder nicht. Wo lag also der Fehler bei ihm? Hatte er Devins Signale falsch verstanden? Aber wenn er nicht interessiert war, wieso beobachtete Devin ihn dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit? Samuel fand eigentlich, dass er eine gute Menschenkenntnis besaß, was auch mit ein Grund gewesen war, warum er zur Armee gegangen war, aber aus Devin Felcon wurde er einfach nicht schlau.
    Samuel seufzte und fuhr in die Einfahrt. Sein Vater stand in der offenstehenden Garage vor der Harley, die er derzeit aufmotzte und starrte die Maschine mit finsterem Blick an. Samuel lächelte. Sein Dad hatte die Hände in die Seiten gestemmt, also ärgerte er sich über irgendetwas. Samuel lächelte noch mehr, als ihm einfiel, dass er diese Gestik schon vor Jahren von seinem Vater übernommen hatte und oft genauso dastand, wenn er wütend war. Er parkte den Wagen und gesellte sich zu seinem Vater.
    „Will sie nicht so wie du?“
    „Seit wann wollen heiße Ladys so wie wir Männer es gern hätten?“, fragte sein Vater ohne aufzusehen zurück und brachte ihn damit zum Lachen. „Und? Wann stellst du uns den Jungen nun vor?“
    Die Frage hatte kommen müssen. Samuel verdrehte laut seufzend die Augen, weil in diesem Haus einfach nichts geheim blieb. „Dad.“
    Sein Vater fing an zu lachen und zwinkerte ihm zu, bevor er sich wieder der Harley zuwandte. „Aha, er hat deine Einladung also zum dritten Mal abgelehnt? Kein Wunder, so wie du immer rangehst.“
    „Ich hätte dir nicht davon erzählen sollen“, murmelte Samuel und musste erneut lachen, als sein Vater ihm dafür tadelnd gegen die Schulter schlug. „Dad!“
    „Du bist nun mal genauso direkt und gerade heraus wie ich, damit kann nicht jeder umgehen“, konterte sein Vater schulterzuckend und wandte sich ihm zu. „Was ist los, Sam?“
    Es hätte ihn auch gewundert, wenn sein Vater ihm die Unruhe nicht angemerkt hätte. Als hochdekorierter Ex-Marine gab es recht wenig, was Nathaniel Becks entging, und wenn es um seine Söhne ging, war sein Vater wie eine Radarantenne auf Dauerempfang, der einfach gar nichts entging. Als Teeanger hatte Samuel das oft genervt, weil es ihm nie gelungen war, etwas lange vor seinem Vater zu verbergen, was besonders in puncto Sex und Liebschaften zu einigen peinlichen Gesprächen zwischen ihnen geführt hatte. Mittlerweile war Samuel alt genug, um seine Vorteile daraus zu ziehen, denn Gespräche mit seinem Vater waren im Allgemeinen sehr hilfreich, um die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Vielleicht half ihm das ja auch bei Devin.
    „Ich verstehe ihn einfach nicht“, gab Samuel deswegen ehrlich zu. „Wieso lehnt er alle meine Einladungen ab und beobachtet mich bei Kendricks Reha trotzdem bei jeder sich bietenden Gelegenheit?“
    „Hm“, machte sein Vater überlegend und runzelte die Stirn. „Hast du mal in Betracht gezogen, dass er schüchtern sein könnte?“
    „Schüchtern?“ Samuel sah seinen Vater verblüfft an. „Du solltest ihn bei der Reha reden hören. Der Mann ist alles, aber garantiert nicht schüchtern.“
    „Dann wirst du dich wohl mehr anstrengen müssen, mein Junge“, war alles, was sein Vater darauf erwiderte und irgendwie wurde Samuel auf einmal das Gefühl nicht los, dass er mit etwas hinter dem Berg hielt. „Warst du bei
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