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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall
Autoren: Matthias P Gibert
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ändern. Deshalb hisste Lenz die weiße Flagge. »Sie wissen doch, wie der gemeine
Kriminaler tickt, Doc. Wenn der Kollege Hain Sie nicht gefragt hätte, hätte ich
es getan, also. Lassen wir doch diese nervigen Spielchen. Wenn Sie nichts zu
der Frage sagen können, warten wir eben auf Ihren Bericht.«
    »Ich habe es ja auch gar nicht böse gemeint«, lenkte der
Rechtsmediziner zur Überraschung aller Beteiligten ein. »Wenn es Sie verletzt
haben sollte, Herr Hain, bitte ich Sie hiermit um Entschuldigung.«
    »Schon gut«, murmelte der Oberkommissar hörbar genervt.
    »Vermutlich«, fuhr Franz fort, »ist der Alte an den vielen
Schlägen gestorben, die der Täter ihm zugefügt hat. Es gibt zwar ein paar
Einstiche am Bauch und im Rücken, vermutlich von einem Messer, aber die sind
meiner Meinung nach nicht tief genug ausgeführt, um tödlich gewesen zu sein.«
    Lenz sah ihn überrascht an. »Das würde bedeuten, dass der
oder die Täter ihn gefoltert haben?«
    »Den Eindruck könnte man bekommen, wenn man sich die
Faktenlage anschaut. Angefangen haben dürfte das alles im Flur, danach ging es
in die Küche und im Anschluss hierhin zum Finale.«
    Hain deutete auf den Leichnam. »Ist er vor seinem Mörder
geflüchtet oder hat er es wenigstens versucht?«
    »Das kann ich Ihnen nicht mit Gewissheit sagen, Herr Hain.
Aber ich würde es vermuten, ja.«
    »Er ist schon ziemlich alt gewesen, nicht wahr?«
    »Das wiederum kann ich Ihnen mit absoluter Gewissheit sagen.
Er war 72 Jahre alt. Und ich würde bestätigen, dass das ein ziemlich
fortgeschrittenes Alter ist. Nicht uralt, aber auch nicht mehr in den guten
Fünfzigern. Sein Ausweis liegt übrigens drüben auf dem Küchentisch; nur für den
Fall, dass Sie sich fragen, woher ich sein Alter weiß.«
    Lenz und Hain drehten sich um und standen ein paar Sekunden
später vor dem mit alten Zeitungen, Papieren und jeder Menge Krimskrams
zugemüllten Tisch. Auf einem Stapel Zeitungen lag ein weißes, unbeschriftetes DIN-C4-Kuvert,
darauf der Personalausweis.
    »Sieht ein bisschen so aus, als sei der Haufen hier für uns
drapiert worden«, meinte Hain.
    »Hm«, machte Lenz, griff nach der Plastikkarte und
begann, laut vorzulesen. »Dieter Bauer, geboren am 13. Januar 1938 in Felsberg.
Der Mann ist wirklich 72 Jahre alt.«
    Er legte den Ausweis zurück auf den Tisch, griff nach dem
Kuvert und nahm es in die Hand. Mit vorsichtigen Bewegungen drehte er es und
betrachtete die Rückseite. Auch hier gab es keine Beschriftung.
    »Es ist zugeklebt.«
    »Mach’s halt auf«, ermunterte Hain seinen Kollegen, doch der
zögerte.
    »Lass uns warten, bis Heini es sich angesehen hat. Ich will
nicht, dass hier irgendwas schiefgeht.«
    »Was soll denn schiefgehen, wenn wir das Ding vorsichtig
aufmachen?«, wollte Hain wissen, griff in seine Jackentasche, zog ein
Taschenmesser heraus, klappte es auf und hielt es Lenz hin.
    »Stimmt auch wieder«, bestätigte der Hauptkommissar und
reichte seinem Kollegen den Umschlag.
    »Feigling«, murmelte Hain, setzte die Klinge an, ritzte das
Papier auf und lugte ins Innere.
    »Es steckt was drin«, ließ er wissen, und zog ein einzelnes
DIN-A4-Blatt aus dem Kuvert. Als die beiden Beamten sahen, was darauf zu lesen
war, lief ihnen ein Schauer über den Rücken.
    ›K E I N   R A U B M O R
D‹, stand auf dem Blatt, nichts weiter. Hain hielt es gegen die Leuchte über
dem Tisch.
    »Laserdrucker. Normales, handelsübliches Papier, kein
Wasserzeichen.«
    »Und, wie es aussieht, für uns bestimmt.«
    »Definitiv ja. Aber hat es der Täter geschrieben oder das
Opfer?«
    »Interessante Frage, wobei ich aber nicht glaube, dass der
alte Mann da drüben es in weiser Voraussicht seines bevorstehenden Todes
verfasst hat. Steck es zurück, damit Heini und seine Jungs uns nicht den Kopf
abreißen, weil wir ihnen zuvorgekommen sind.«
    Lenz griff nach einem Stapel Post auf dem Tisch,
nahm ihn hoch und blätterte die einzelnen Briefe durch. »Anscheinend war das
mehr sein Schreibtisch als sein Küchentisch. Das Zeug hier muss Blatt für Blatt
durchgesehen werden, vielleicht liefert es uns einen Hinweis auf seinen
Mörder.«
    »Alles, was nicht Spurensicherung oder Mediziner ist, raus
aus der Hütte«, hörten sie die polternde Stimme von Heini Kostkamp aus dem
Flur.
    »Jetzt wird’s Zeit«, zischte Hain und trat dem Leiter der
Spurensicherung entgegen, der mit zwei Mitarbeitern im Schlepptau das Haus
betreten hatte. Alle
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