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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall
Autoren: Matthias P Gibert
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»Das hat er. Und dann das. Wer macht denn so was?«
    »Um das so schnell wie möglich herauszufinden, müssen wir
Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen, Frau Allmeroth.«
    Sie nickte wieder.
    »Zunächst ist es wichtig, ob Ihnen im Lauf des Abends irgendetwas
Ungewöhnliches aufgefallen ist. Ich meine, bevor Sie Herrn Bauer gefunden
haben.«
    Sie dachte einen Augenblick nach. »Nein, etwas Ungewöhnliches
ist mir nicht aufgefallen. Wir waren auf der Beerdigungsfeier im Café Baumbach,
etwa bis halb sieben. Dieter ist schon eine halbe Stunde früher nach Hause
gegangen, weil er sich nicht wohlgefühlt hat. Als ich hier ankam, war da drüben
aber nichts Ungewöhnliches zu sehen. Ich dachte, er hätte sich schlafen gelegt,
das hat er in der letzten Woche immer ganz früh gemacht, weil ihm einfach die
Kraft ausgegangen ist. Er war müde und erschöpft, weil er seine Frau so
aufopfernd gepflegt hat.«
    »Sie sind dann hier ins Haus gegangen?«, wollte Hain wissen,
der sich Notizen machte.
    »Ja. Ich hab mir noch eine Kleinigkeit zu essen gemacht und
dann die Nachrichten geschaut. Ich glaube, so gegen Viertel vor neun bin ich
vor dem Fernseher eingeschlafen. Es war halt ein langer und bedrückender Tag.«
    »Das macht doch nichts«, beruhigte Lenz die Frau, »das
passiert mir auch ab und zu. Wie ging es danach weiter?«
    »Um Viertel nach eins wollte ich ins Bett, und dabei habe ich
das Licht drüben gesehen. Das ganze Haus war hell erleuchtet.«
    »Was ungewöhnlich gewesen ist?«
    »Natürlich war das ungewöhnlich. Dieter ist immer ein sehr
sparsamer Mensch gewesen, dem wäre es nie in den Sinn gekommen, im ganzen Haus
das Licht anzuschalten.«
    »Dann sind Sie rübergegangen?«, fragte der junge
Oberkommissar weiter.
    »Nein. Erstmal habe ich versucht, ihn anzurufen, aber er ist
nicht drangegangen. Dreimal habe ich es durchklingeln lassen, dann wusste ich,
dass etwas nicht stimmt. Also bin ich rüber und hab geklingelt, zuerst kurz,
dann Sturm.«
    »Und als er sich
nicht gerührt hat, haben Sie sich den Notfallschlüssel geholt?«
    »Was hätte ich
denn machen sollen«, gab sie ängstlich zurück. »Ich war mir ganz sicher, dass
da was passiert ist.«
    »Aber Sie haben
doch«, mischte Lenz sich wieder ein, »alles richtig gemacht, ganz besonders
richtig sogar. Niemand macht Ihnen irgendeinen Vorwurf. Ohne Ihr mutiges
Handeln hätten wir viel Zeit verloren, die uns bei der raschen Aufklärung unter
Umständen fehlen würde, Frau Allmeroth.«
    Sie atmete
erleichtert durch. »Das ist schön, dass Sie das sagen, Herr Kommissar. Ich
hatte mir nämlich schon große Sorgen gemacht, etwas Falsches getan zu haben.«
    »Aber auf gar
keinen Fall. Ganz bestimmt nicht. Nachdem Sie sich den Schlüssel geholt hatten,
sind Sie ins Haus gegangen?«
    »Ja, aber zuerst nur bis in den Flur. Da habe ich das viele
Blut gesehen und es mit der Angst zu tun bekommen. Ich bin hierher
zurückgelaufen und habe die Polizei informiert.«
    »Dann sind Sie nicht noch einmal ins Nachbarhaus gegangen?«,
wollte Hain wissen.
    »Doch. Während ich auf die Polizei gewartet habe, dachte ich,
dass er vielleicht Hilfe brauchen würde, bin ins Haus zurück und habe ihn dort
liegen gesehen.« Wieder liefen Tränen über ihre faltigen Wangen. »Er hat so
furchtbar ausgesehen, Herr Kommissar. So furchtbar. Und überall das viele Blut.
Ich hätte nie gedacht, dass ein Mensch so viel Blut in sich hat.«
    »Und dann kamen die Kollegen?«
    Sie wischte sich mit dem Küchenkrepp über die Augen. »Ja. Es
hat gar nicht lange gedauert, bis sie hier waren.«
    »Waren Sie dabei«, wandte Lenz sich der jungen Uniformierten
zu und las dabei ihren Namen von dem kleinen Schild auf der Brust, »Frau
Bethmann?«
    Diese nickte. »Ich war zusammen mit meinem Kollegen Linge als
Erste am Tatort. Zunächst haben wir Frau Allmeroth aus dem Haus geführt, dann
alle Räume gesichert. Inzwischen waren allerdings schon vier Streifenwagen vor
Ort.«
    »Irgendwas Auffälliges?«
    Nun schüttelte sie den Kopf. »Nein. Es war rasch klar, dass
der Todeszeitpunkt schon ein paar Stunden zurückliegt, deshalb haben wir sofort
den KDD verständigt. Natürlich haben wir die nähere Umgebung abgesucht, leider
ohne Erfolg.«
    »Gut …«
    Weiter kam der Hauptkommissar nicht, weil er vom Klingeln an
der Haustür unterbrochen wurde. Er gab Hain ein Zeichen, der sich auf den Weg
machte. Keine 20 Sekunden später stand er wieder in der Tür zur
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