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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall
Autoren: Matthias P Gibert
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ich ihn brauchte, und
er war auch da, um mich zum Lachen zu bringen. Das war eigentlich alles, was
ich mir immer gewünscht habe. Da ging es gar nicht so sehr um Sex oder so. Ich
habe mich einfach geborgen gefühlt bei ihm. Aber immer hatten wir Angst, weil
wir genau wussten, dass wir nirgendwo auf der Welt eine Zukunft haben.
Nirgends!«
    Sie sah den Kommissar
durchdringend an, und für einen Augenblick hatte er den Eindruck, er könne die
Frau verstehen. Dann griff sie sich an den Mund, verdrehte die Augen und
übergab sich mitten auf den Tisch. Lenz sprang so blitzartig auf, dass sein
Stuhl nach hinten umkippte und krachend auf dem Boden aufschlug, noch bevor der
Polizist neben Jutta Bade angekommen war. Die würgte noch immer, und gelber,
eklig aussehender Schleim drang aus ihrem Mund. Hinter den beiden wurde die Tür
aufgeschoben, und Thilo Hain stürmte in den Raum.
    »Alles klar?«, wollte er
überflüssigerweise wissen.
    »Ja, alles klar«,
bestätigte Lenz und bedeutete ihm mit einer Handbewegung, ihn mit der Frau
allein zu lassen.
    »Geht’s wieder?«, fragte
er vorsichtig, nachdem sein Kollege die Tür wieder hinter sich zugezogen hatte.
    Sie nickte und
betrachtete den Tisch und den Fußboden.
    »Das macht nichts«, wurde
sie von Lenz beruhigt. »Dafür haben wir Reinigungskräfte.«
    Wieder ein Nicken von
ihr.
    »Ich glaube, es ist gescheiter,
wenn wir für heute Schluss machen«, schlug der Kommissar vor.
    »Ja, wenn das geht?«
    »Natürlich.«
    Er stand auf.
    »Eine kurze Frage hätte
ich noch, Frau Bade. Warum hieß Ihr Bruder eigentlich Krug mit Nachnamen, und
nicht Winninges, wie seine Eltern?«
    »Das ist das Produkt
einer, wie er es nannte, jugendlichen Ehe. Roman hat damals den Namen seiner
Frau angenommen.«

     
    *

     
    Nachdem
die Frau sich kurz gesäubert hatte und auf dem Weg zurück in die
Justizvollzugsanstalt war, trafen sich Lenz und Hain auf dem Flur vor dem
Vernehmungszimmer. Der Oberkommissar hatte die Befragung der Frau im Raum
nebenan verfolgt.
    »Wir leben definitiv in
einer kranken Welt«, empfing Hain seinen Chef.
    »Was du nicht sagst.«
    »Wann machst du weiter
mit ihr?«
    »Das
muss der Doc in Wehlheiden entscheiden. Mal sehen, wie es ihr in den nächsten
Tagen geht«, erwiderte Lenz und fuhr sich müde über das Gesicht. Hain sah ihn
mitfühlend an.
    »Du
siehst ganz schön fertig aus. Trotzdem muss ich dich bitten, mit mir in dein
Büro zu kommen. Dort wartet jemand auf uns, der auch vernommen werden muss.«
    Der
Hauptkommissar griff sich an den Kopf. »Du hast sie wohl nicht mehr alle? Ich
vernehme heute nichts und niemanden mehr. Das schlägst du dir ganz schnell aus
dem Kopf.«
    Ohne auf seine Einwände
zu reagieren, schob Hain den noch immer protestierenden Lenz vor sich her bis
zum Fahrstuhl, bugsierte ihn hinein und fuhr mit ihm eine Etage tiefer. Dort
saß ein Mann auf dem Flur.
    »Der Mechaniker!«
    Vor der Tür zu Lenz’ Büro
wartete der junge Mann, der den beiden Polizisten auf dem Schrottplatz von
Willi Hambacher den Tipp gegeben hatte, hinter dem Haus nach den Füchsen zu
suchen. Er trug diesmal keinen ölverschmierten Overall, sondern Jeans und
T-Shirt.
    »Olaf Hambacher«, stellte
er sich vor.
    »Sie sind der Sohn von …«
    »Nein, der Neffe. Und
irgendwann muss Schluss damit sein, sich von diesem Riesenbaby immer nur hin
und her kommandieren zu lassen. Ich will aussagen, wie sich die Sache auf dem
Schrottplatz wirklich abgespielt hat. Und, dass Sie gar nichts dazu konnten,
dass der Fuchs die Treppe runtergestürzt ist.«
    »Das ist doch mal eine
wirklich gute Nachricht«, frohlockte Lenz und bat den Mann in sein Büro.

     

32
    »Und
dieser junge Mann hat wirklich alles gesehen?«, rief Maria begeistert. Sie saß
bei Lenz auf dem Schoß und tapezierte sein Gesicht mit Küssen.
    »Er sagt ja«, erwiderte
der Kommissar und schob sie sanft zur Seite, um Luft holen zu können.
    »Wichtig für uns ist,
dass er es genau so zu Protokoll gegeben hat, wie es gewesen ist. Das hat auf
Ludger Brandt, meinen Chef, so großen Eindruck gemacht, dass er sofort zu
seinem Chef gestürmt ist, dem guten Dr. Bartholdy, der in der Sache gerade den
Innenminister am Telefon hatte. Morgen bringt die Zeitung eine
Gegendarstellung, und zwar in der gleichen Größe und auf der gleichen Seite wie
die ursprüngliche Meldung. Außerdem bin ich auf dem Heimweg noch bei Uwe
gewesen. Dem geht es schon viel besser, auch wenn ihm
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