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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall
Autoren: Matthias P Gibert
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abwesend. »Kaltblütig ermordet.« Offenbar
dachte sie über etwas nach.
    »Warum den dritten? Warum
Martin Melchers?«
    Jutta Bade sah den
Kommissar lange und eindringlich an, bevor sie antwortete. »Er war ein Schwein,
der sich auf Kosten von Petra ein schönes Leben gemacht hat. Seit die beiden
aus dem Karlshof gekommen waren, hat er sie permanent angebettelt und
angepumpt. Sie hat ihn immer durchgefüttert und nie auch nur eine Kleinigkeit
zurückbekommen. Nichts, nicht das Schwarze unter dem Nagel!«
    »Er hat uns das ganz anders
geschildert. Er behauptete, Ihre Mutter bis zu ihrem Tod gepflegt zu haben.«
    Sie fing laut an zu
lachen. »Dieses verlogene Schwein. Wir haben sie gepflegt, Roman und ich. Er
hat ihr nur den Kühlschrank leer gefressen. Wenn er denn mal in der Wohnung
war.«
    »Wusste Herr Melchers,
dass Sie und Ihr Bruder Petra Soffrons Kinder sind?«
    »Nein. Sie wollte es
nicht. Außerdem hat er Roman zu dieser Zeit gar nicht kennengelernt. Erst, als
er … Er war doch sowieso die meiste Zeit nicht da.«
    »Aber was haben Sie ihm
dann erzählt? Immerhin waren Sie nach Ihrer eigenen Aussage relativ häufig in
der Wohnung.«
    »Sie hat ihm erzählt,
dass ich für eine gemeinnützige Stiftung arbeiten würde. Eine Ehrenamtliche
sozusagen. Das hat er gefressen, weil ihn außer seinem Drückerfreund sowieso
nichts interessiert hat.«
    Lenz fuhr sich durch die
Haare. »Sie wollen mir also erzählen, dass Martin Melchers sterben musste, weil
er nach Ihrer Meinung Ihre Mutter angepumpt und ausgebeutet hat?«
    »Ja. Aber das allein
hätte vermutlich nicht für sein Todesurteil gereicht. Er hat nach Petras Tod
ihre gesamten Sachen, die etwas wert waren, verkauft und ihr Konto abgeräumt.
Und das war dann wirklich zu viel.«
    »Wie meinen Sie das, er
hat ihr Konto abgeräumt?«
    »Petra wusste schon
lange, dass sie sterben würde. Sie hat es wohl geahnt. Und deswegen hatte sie
mehr als 3.000 Euro gespart, damit sie, wie sie es genannt hat, würdevoll diese
Welt verlassen kann. Die Kohle hat er sich mithilfe ihrer EC-Karte unter den
Nagel gerissen, dieser miese Scheißkerl.«
    »Aber ihn deswegen
töten?«
    »Ja, deswegen ist er
gestorben«, antwortete sie lakonisch.
    »Und warum haben Sie bei
ihm keine Nachricht hinterlassen, dass es sich nicht um einen Raubmord
gehandelt hat, wie bei Dieter Bauer und Ruth Liebusch?«
    »Weil es bei diesem
kleinen Schwuli nichts zu holen gab. Wer sollte diesen Arsch ausrauben wollen,
der sowieso nur von der Kohle anderer Leute gelebt hat? Außerdem war es doch
klar, bei der Verletzung, die er hatte.«
    »Aber bei den anderen
beiden mussten Sie darauf hinweisen?«
    »Ja. Wir wollten nicht,
dass irgendjemand auf die bescheuerte Idee kommt, dass es dabei nur um Geld
oder so was geht. Ich wollte, dass jeder über diese Schweine Bescheid weiß.
Jeder.«
    Lenz lag auf der Zunge,
ihr zu erklären, dass sie das auch unter Zuhilfenahme wesentlich weniger
blutrünstiger Methoden hätten schaffen können, aber er war sich sicher, dass
die Frau seinen Argumenten nicht zugänglich sein würde. Also ließ er es.
    »Sie haben zu Roman Krug
eine Liebesbeziehung unterhalten. Wie kam es dazu?«
    Nun zeigte die Frau nach
einer kurzen Bedenkzeit zum ersten Mal eine wirkliche Emotion. Über ihre Wangen
liefen dicke Tränen. »Das hat nichts mit den Morden zu tun, deshalb will ich
darüber auch nicht sprechen«, erklärte sie dem Kommissar und wischte sich dabei
mit dem Ärmel ihres Shirts über das Gesicht. Dann vergrub sie den Kopf in den
Händen und fing laut an zu weinen.
    Lenz wartete, bis sie
sich wieder ein wenig besser unter Kontrolle hatte. »Ich kann verstehen, dass
es sehr schwer für Sie ist, darüber zu sprechen, aber …«
    »Was können Sie
verstehen?«, fauchte Jutta Bade. »Gar nichts können Sie verstehen, rein gar
nichts. Sie wissen nicht, wie es ist, wenn man seine Liebe zu einem Menschen
verstecken muss.«
    Gewagte These, dachte
Lenz.
    »Mit Roman habe ich zum
ersten Mal in meinem Leben so etwas wie Glück erlebt. Ich war glücklich,
verstehen Sie?«
    »Hatten Sie dieses Gefühl
vorher nie?«
    »Nein, nie. Mit meinem
Mann bin ich zusammen, weil er es so wollte. Ich hätte ihn nie geheiratet, wenn
er nicht so darauf gedrängt hätte. Dann habe ich Roman kennengelernt.« Wieder
wurde ihr zierlicher Körper von einem Weinkrampf geschüttelt. »Wir wollten das
alles gar nicht, es hat sich so ergeben. Er war da, wenn
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