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Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu

Titel: Jerry Cotton - 0555 - Der Moerderboss von Honolulu
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Es war ein Zufall, daß ich den Toten sah. Ich hatte gerade eine Mission in Frisco beendet und war mit dem Taxi zum Flugplatz unterwegs, als Nelson Algren vor mir eine Kreuzung überquerte Erst vor einer Woche hatte ich mit seiner Witwe gesprochen. Sie hatte geweint. Nelson hatte ihr einfach alles bedeutet. Sie kam nicht darüber hinweg, daß er tot sein sollte. Und nun sah ich, daß ihre Trauerkleidung und ihre Tränen nicht begründet waren. Nelson Algren lebte.
    »Warten, Sie da drüben auf mich«, stieß ich hervor und wies auf den Parkplatz eines Supermarktes. Dann jumpte ich ins Freie. Ich kümmerte mich weder um die Fragen des Taxifahrers noch um meinen Koffer, den ich in dem Wagen zurückließ. Ich hetzte hinter Nelson Algren her.
    Als ich mich ihm bis auf wenige Schritte genähert hatte, verlangsamte ich mein Tempo. Ich war mir meiner Sache plötzlich nicht mehr ganz sicher. Ich hatte Nelson Algren als einen Mann von gut sechs Fuß Länge in Erinnerung, als einen blonden breitschultrigen Hünen. In der Dienststelle hatten wir ihn den »Wikinger« genannt, nicht nur wegen seines Aussehens, sondern auch wegen seiner Wasser- und Segelleidenschaft.
    Dabei hatte es ihn erwischt. Er war von einem Sommerurlaub im Pazifik nicht zurückgekehrt. Die Wrackteile seines Bootes waren irgendwo an Land gespült, später hatte man auch Algrens Kleidung und seine Anglerausrüstung aus dem Wasser gefischt. Nelson Algren selbst war nicht gefunden worden. Nach einem halben Jahr verzweifelten Wartens hatte seine junge Frau ihn für tot erklären lassen.
    Der Mann, dem ich jetzt folgte, wirkte eher etwias kleiner als unser Wikinger. Er ging leicht gebückt. Sein Haar war nicht mehr blond, es war von einem stumpfen Grau. Er trug eine hellbraune, etwas fleckige Hose und einen offenbar brandneuen graugrünen Tweedsakko. Seine Füße steckten in bequemen Wildledermokassins. Alles in allem sah er weder elegant noch heruntergekommen aus. Er hätte ein wohlhabender, zur Nachlässigkeit neigender Junggeselle sein können.
    Er stoppte vor einem Schaufenster. Ich trat hinter ihn. In dem Fenster lag ein ganzes Arsenal von Angelruten und Jagdwaffen. Natürlich, diese Dinge hatten schon immer Nelson Algrens Interesse erregt.
    »Hallo, Nelson«, sagte ich.
    Er wirbelte nicht herum. Er zuckte nicht einmal zusammen. Es schien eher so, als würde er um einen Inch kleiner. Ich sah und spürte, wie sich seine Muskeln spannten. Dann erst wandte er sich um, ganz langsam und beherrscht, als versuche er herauszufinden, ob die Worte ihm gegolten hatten.
    »Bitte?« fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Ich erkannte seine Augen sofort wieder. Diesen grüngesprenkelten, dunkelbraun unterlegten Augenkranz gab es nur einmal.
    »Wo hast du bloß gesteckt, Nelson?« fragte ich und streckte ihm meine Hand entgegen.
    Er übersah sie. »Ich kenne Sie nicht«, sagte er.
    Kein Zweifel, es war seine Stimme, auch wenn sie jetzt spröde und seltsam gespannt klang. Sein Gesicht blieb völlig unbewegt. Das überraschte mich nicht. Nelson Algren war durch unsere Schule gegangen, er war ein Produkt des FBI — egal, was ihm in der Zwischenzeit widerfahren sein mochte.
    Ich lächelte dünn. »Ich bin froh, daß ich dich wiedergefunden habe, alter Junge«, sagte ich. »Vor acht Tagen habe ich mit deiner Frau gesprochen. Karen ist noch immer schön, Nelson, und sie hat niemals auf gehört, dich zu lieben.«
    Nelson Algrens Backenmuskeln traten so deutlich hervor, daß die Haut, die sich darüber spannte, glatt und blank wurde. Er war tief gebräunt und machte den Eindruck eines Mannes, der viel an der frischen Luft ist.
    »Sie müssen sich irren, Sir«, sagte er abweisend. »Ich habe keine Ahnung, mit wem Sie mich verwechseln. Ich kenne Sie nicht!«
    Er drehte sich um und marschierte los. Ich blieb an seiner Seite. »Jetzt machst du einen Fehler, Nelson«, sagte ich. »Du solltest mich besser kennen. Ich lasse mich nicht mit ein paar Phrasen abspeisen. Ich bleibe am Mann.«
    Er stoppte abermals. »Würden Sie bitte auf hören, mich zu belästigen?« fragte er.
    »Da drüben steht ein Patrolman«, spottete ich und wies auf einen Polizisten, der gelangweilt auf seinen Schuhspitzen wippte. »Warum rufst du ihn nicht?«
    »Gehen Sie zum Teufel!« sagte Nelson.
    »Wir haben deinetwegen Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt«, sagte ich. »Wir haben gesammelt, um deiner Frau helfen zu können. Wir haben sogar einen Saal im Headquarter nach dir benannt — den
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