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1728 - Luzifers Botin

1728 - Luzifers Botin

Titel: 1728 - Luzifers Botin
Autoren: Jason Dark
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In dieser Mainacht war sie wieder unterwegs. Sie brauchte nicht zu gehen, sie konnte auf ein Auto verzichten, denn sie hatte es leichter.
    Jamila konnte fliegen. Die Luft war zu ihrem Metier geworden. Auf ihre Flügel konnte sie sich verlassen, denn sie waren so etwas wie eine Belohnung für sie.
    Und die trugen sie hin, wo immer sie wollte. Die ganze Welt war ihr Gebiet. Sie kannte alles, hatte auf ihren Ausflügen so viel gesehen. Sie war über friedliche Städte geflogen, aber sie kannte auch die bösen Ecken, wo die Menschen nach ihren eigenen Gesetzen lebten und ein Leben nichts galt.
    Immer dann, wenn sie die Todesschreie hörte und sah, dass Blut floss, ging es ihr wunderbar. Da erlebte sie die echte böse Freude, und die gehörte zu ihrer Existenz.
    Vieles hatte sie gesehen. An zahlreichen Orten der Welt hatte sie ihre Spuren hinterlassen. In den Kriegsgebieten hatte sie sich aufgehalten, sie hatte ihren Spaß gehabt, wenn Menschen in die Luft gejagt wurden, und sie hatte auch manchen Amokläufer unterstützt und sich dann gefreut, wenn er – entweder Soldat oder Zivilist – durchgedreht hatte.
    Das Leid anderer Menschen war ihre Freude.
    Zeit spielte keine Rolle. Sie musste sich nicht danach richten. Wer aus den Regionen der Finsternis entlassen wurde, dem war alles egal. Er musste sich um derartige Nebensächlichkeiten nicht kümmern und konnte sich voll und ganz auf seine eigenen und oftmals auch neuen Pläne konzentrieren.
    Sie hatte sich für eine neue Einteilung entschieden. Zwar kannte sie die großen Metropolen der Welt nicht so richtig. Sie war selten in die Städte eingedrungen, um dort das eine oder andere Zeichen zu setzen.
    Das wollte sie nun ändern.
    Die Auswahl an Millionenstädten war groß. Asien und Amerika interessierten sie nicht besonders. Jamila hatte sich Europa ausgesucht, und dort gab es genügend Ballungszentren, in die sie hineinstoßen konnte, um das Böse zu forcieren.
    Zu finden war es überall. Es gab keine Stadt, kein Dorf und keine Ansiedlung, in der nur gute Menschen lebten. Alles war gemischt. Man hatte den ersten Menschen schon die freie Wahl gelassen, sich zu entscheiden, und das hatten sie auch getan.
    Es gab die normalen, die guten Menschen, aber es gab auch die, die einen anderen Weg eingeschlagen hatten, und die sah Jamila als ihre Verbündeten an.
    Sie brauchte sie nicht lange zu suchen. Sie spürte sie auf, und sie konnte sich aussuchen, ob sie selbst eingriff oder nicht. Es war für sie wichtig, nicht sofort in die Vollen zu gehen, sie wollte langsam anfangen und sich später steigern. Dann würden die Bewohner der Stadt zittern, und sie konnte einen Sieg nach dem anderen feiern.
    London hieß die Stadt!
    Es hätte auch Paris oder Berlin sein können. Aber sie hatte sich für London entschieden und war jetzt auf der Suche nach einer passenden Gelegenheit.
    Niemand nahm von ihr Notiz, als sie durch die Dunkelheit flog. Noch befand sie sich über den Häusern und schaute hinab auf das Lichtermeer unter ihr.
    Sie sah die Autos, den Fluss und auch das gewaltige Riesenrad, das London Eye, das am Ufer der Themse stand und so etwas wie ein neues Wahrzeichen geworden war.
    Jamila ließ sich treiben. Hin und wieder breitete sie ihre Flügel aus, nutzte Aufwinde und segelte so wunderbar leicht durch die Luft, dass es eine Freude war.
    Noch hatte sie sich nicht entschieden. Sie wollte jetzt noch nicht so auffällig vorgehen. Gewisse Dinge mussten langsam reifen, und sie wollte nicht zu früh entdeckt werden.
    Und noch etwas Besonderes traf auf sie zu. Sie war sehr sensibel. Sie spürte genau, wenn jemand ihrer Seite, also dem Bösen, zugewandt war.
    Und da nahm sie die Strömungen auf. Menschen gaben sie ab. Sie hatte das Gefühl, ihre Gedanken zu erraten, und setzte dieses Wissen für sich ein.
    In London lebte so viel Böses, dass ihr die Entscheidung mehr als schwerfiel. Die Höhe passte ihr nicht mehr. Sie musste tiefer gehen, um mehr sehen zu können, und so schwebte sie bald dicht über den Dächern der Häuser.
    Unter sich sah sie den Fluss, der sich durch sein Bett wälzte. Sie sah die Kurven und Schleifen, ein Band, das die Millionenstadt in zwei Hälften teilte.
    Für eine musste sie sich entscheiden. Sie suchte beide dicht an den Ufern ab, wo eine mächtige Industrie ihren Standort gefunden hatte. Werften, Kanäle, Häfen, Lagerhäuser, sie alle gehörten in diese Umgebung. Es wurde an manchen Stellen auch in der Nacht gearbeitet. Dort gleißte dann das helle
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