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0111 - Lockruf aus dem Jenseits

0111 - Lockruf aus dem Jenseits

Titel: 0111 - Lockruf aus dem Jenseits
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Aus!« schrie der Bärtige und wedelte wild mit den Armen. Das Surren der beiden Kameras, die das Geschehen aus zwei verschiedenen Perspektiven aufgenommen hatten, erstarb jäh.
    »Großartig, Mädchen. Du bist super!« röhrte der junge Mann mit dem Bart in tiefstem Baß. »Einfach Spitze!«
    Birgit Hansen wischte sich über die schweißnasse Stirn. Unbarmherzig brannte die Sommersonne auf sie nieder. Am liebsten hätte sie sich Jeans und Pulli vom Körper gerissen und wäre im Bikini herumgelaufen. Aber das ging im Moment nicht. Es mußten noch ein paar Einstellungen abgedreht werden, und in denen wurde sie angezogen gebraucht.
    »Puh«, stieß das knapp zwanzigjährige, fast knabenhaft schlanke Girl hervor. »Das war ja Schwerarbeit. Was meinst du, was ich für einen Horror hatte.« Sie sah zu den ineinanderverkeilten Wagen hinüber. »Ich dachte nur: hoffentlich ist die Knautschzone lang genug!«
    Peter Brandt grinste. »Bei einem Volvo - aber klar. Sonst hätten wir die Szene in den Wind schreiben können.«
    Langsam ging er, den Arm um die Schultern des Mädchens gelegt, um den Schrottklumpen herum, den mittlerweile auch der Rest der Gruppe umringt hatte und dabei wild diskutierte. Von der anderen Seite sah der Volvo geradezu grotesk aus; seitlich zusammengeschoben und zerbeult. Ein schweres Fahrzeug mußte den Stahlkoloß schwungvoll von der Seite her erfaßt und eingedrückt haben.
    Sie hatten alle drei Wagen für zwei Blaue auf einem Schrottplatz ersteigert. Billiger hatte der Besitzer der Autoverwertung es nicht machen wollen, und zähneknirschend hatten sie in den sauren Apfel gebissen. Aber egal - das Geld kam ohnehin aus dem Fachbereichsbudget der Hochschule.
    Sie waren sieben Studenten, die im Rahmen eines Kunstgestaltungspraxis-Seminars einen Film drehten. Er hatte ein bizarres, fantastisches Thema zum Inhalt, die Spekulation über das Phänomen des Möbius-Streifens. Die Szene mit den ineinanderrasenden Wagen gehörte mit hinein.
    Peter Brandt brachte den »wilden Haufen« wieder auf Trab. »Auf, auf!« röhrte sein Baß. »Nächste Szene. Alles klar, Frank?«
    Der Angesprochene winkte müde grinsend ab. »Bevor wir weitermachen, schmeiß erst mal ‘ne Cola her«, forderte er.
    Peter Brandt stand passend neben der Kiste, die im Schatten unter einem Baum abgestellt war. Er griff zu und warf Franz Wrantisek die Flasche zu. Der Student fing sie geschickt auf und kappte den Verschluß mit einem Schraubenschlüssel, mit dem er Minuten zuvor noch an dem schrottreifen Volvo herumgewurstelt hatte.
    Brandt, der so etwas wie den Regisseur darstellte, klopfte Birgit Hansen auf die schmale Schulter. »Mach dich schon mal bereit.«
    Das schwarzhaarige Mädchen mit den katzenhaften Augen nickte ernsthaft. Sie sah zu jenem skurrilen Gebilde, das Franz, Ina und Peter in mühevoller Kleinarbeit aufgebaut hatten.
    Franz setzte die Colaflasche ab und nahm die Kamera zur Hand. »Einstellung 84-1.« kommandierte Peter profihaft. Ina hielt die Klappe vor die Kamera, und Franz ließ den Film sekundenlang surren. Dann zog das Mädchen die Klappe zurück.
    Die Kamera nahm Birgit auf, die wieder aus Richtung der beiden Wagen getaumelt kam, das Gesicht im gespielten Entsetzen verzerrt. Klasse, dachte der Kameramann. Das Mädchen ist Spitze, wir brauchen nichts zu wiederholen - gar nichts!
    Er zoomte, bis er ihr Gesicht in Großaufnahme hatte, dann schwenkte er die Kamera auf dem Stativ herum und richtete sie auf eine im Moment freie Fläche des großen Hochschulparkplatzes. Im Moment war jede Menge Freiraum auf dem sonst viel zu kleinen Gelände; es war Mittag, und der größte Teil der Studenten befand sich zu Hause oder im Wohnheim.
    »Aus!« bellte Peter.
    Das Surren erstarb wieder.
    Ina und Walter begannen, das seltsame Gebilde anzuschieben, dorthin, wo die Kamera zielte. Peter begann zu schwitzen. Hoffentlich wirkte das Ding echt genug!
    Es handelte sich um eine gefährlich aussehende Raubechse, die aus der fernsten Vergangenheit der Erde zu stammen schien. Ein Gestell aus Metall, Holz und Pappe, bunt angestrichen, mit Stoff und Papier verkleidet, das war die Wirklichkeit! Und in dem Gestell saß Conny Waltmann und sorgte dafür, daß das Pappviech den Rachen aufreißen und die Pranken bewegen konnte.
    Jetzt stand das Monstrum richtig.
    »Okay«, sagte Peter Brandt leise. »Weiter.«
    Die Kamera surrte wieder los.
    Das Ungeheuer in Großaufnahme riß den Rachen auf. Spitze Zähne wurden erkennbar, eine rote Zunge
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