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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall
Autoren: Matthias P Gibert
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Hain.
»Aber die Uhrzeit ist mir ziemlich schnuppe. Ich bin vor zwei Minuten
genauso unsanft geweckt worden wie du jetzt. Wobei, wie aus dem Tiefschlaf
gerissen klingst du nicht gerade.«
    »Hör auf, bei deinem Boss zu ermitteln und erklär mir,
weshalb du anrufst.«
    »Wir müssen nach Baunatal. Dort gibt es eine Leiche.
Vermutlich Tötungsdelikt.«
    »Warum machen das nicht die Jungs vom Kriminaldauerdienst?«
    »Weil die bis zu den Ohren in anderen Sachen stecken.« Hain
fluchte leise. »Soll ich dich nun abholen oder soll ich allein rausfahren?«
    Lenz überlegte einen Augenblick. »Weder noch. Wir treffen uns
in einer halben Stunde vor Ort. Gib mir die Adresse.«
    Aus dem kleinen Lautsprecher drang ein kurzer Laut der
Erkenntnis. »Hab ich’s doch gewusst, du bist überhaupt nicht zu Hause.«
    »Und wenn?«
    »Na ja. Es …«
    »Die Adresse, Thilo!«
    Der junge Oberkommissar nannte seinem Vorgesetzten eine
Adresse in Baunatal. »Es ist in Kirchbauna.«
    »Mein Navi wird es schon finden. Bis gleich.« Damit legte
Lenz auf.
    »Was Schlimmes?«, wollte Maria besorgt wissen.
    »Nein, nur das Übliche«, erwiderte er mit einem
Kopfschütteln. »Eine Leiche in Baunatal. Ich fürchte, du musst den ersten Teil
der weiteren Nacht ohne mich verbringen.«
    »Kann ich mich schon mal daran gewöhnen, wie das Leben als
Frau eines Kriminalbeamten so ist.«
    »Sorry«, erwiderte er traurig, »dass das gerade heute Nacht
passieren muss. Das ist wirklich nicht die Regel. Normalerweise übernimmt
solche Sachen eine andere Abteilung.«
    »Der Kriminaldauerdienst.«
    »Ja, dafür gibt es den KDD. Aber die scheinen im Moment
wirklich keine Zeit zu haben.«
    Sie nahm ihn zärtlich in den Arm und streichelte seinen
Nacken. »Mach deinen Job, Paul. Es wäre natürlich schön, wenn ich noch ein
bisschen Zeit unserer quasi ersten Nacht als wirkliches Liebespaar mit dir
genießen könnte, aber wenn es heute nicht klappt, machen wir es ab morgen.
Einverstanden?«
    »Natürlich bin ich einverstanden, aber es darf mir doch
leidtun. Nach unserem Gespräch vorhin hatte ich mich natürlich auch darauf
gefreut, mit dir einzuschlafen.«
    »Und ich hatte mich darauf gefreut, hinter deinem Mietwagen
nach Kassel zu zuckeln, weil ich nur ungefähr weiß, wo du wohnst.«
    »Stimmt«, bestätigte er. »Du warst ja noch nie bei mir.«
    Kurze Zeit später verabschiedeten sie sich an Marias Wagen. Er
hatte ihr dabei zugesehen, wie sie die Adresse in das Navigationsgerät
eingegeben hatte und ihr zweimal erklärt, wie sie im Haus die Wohnung finden
würde.
    »Nun halt mich nicht für völlig verblödet, Paul. Wenn es im
Haus nur sechs Wohnungen gibt, werde ich mich bestimmt nicht zu einem deiner
Nachbarn ins Bett kuscheln.«
    »Ich meine ja nur«, gab er geknickt zurück.
    »Hör auf zu meinen, ich komm schon zurecht. Wir sehen uns
später, im vorgewärmten Bett. Und vergiss bitte nicht, dass ab morgen,
spätestens übermorgen, die Welle der Entrüstung über dich und mich
hereinbrechen wird, mein Liebster.«
    »Wird schon klappen«, erwiderte er, küsste sie flüchtig auf
den Mund und ging davon. Als er den Schlüssel ins Türschloss seines Wagens
steckte, hielt sie noch einmal neben ihm an.
    »Nobel, nobel. Gibt es neue Hardware bei deiner
Car-Sharing-Agentur?«
    »Nein, das ist mein Auto. Aber die näheren Umstände dazu
erkläre ich dir später, wenn ich zu dir ins Bett krieche. Jetzt muss ich
wirklich los. Bis dann.«
    Damit stieg er ein, ließ den Motor an und rollte hinter ihr
her von dem großen Parkplatz an der Fußgängerzone.
    Ich werde das hier alles auch vermissen, dachte er dabei.

     
    Thilo Hain stieg gerade aus seinem Wagen, als
Lenz in die zu normalen Zeiten wohl ausnehmend ruhige Seitenstraße einbog. Der
Hauptkommissar parkte hinter dem kleinen japanischen Cabriolet seines Kollegen,
stieg aus und blickte in die zuckenden Blaulichter der kreuz und quer in der
Straße abgestellten Streifenwagen. Die beiden Polizisten gaben sich kurz die Hand.
    »Guten Morgen«, begann Lenz vorsichtig.
    Hain sah auf seine Uhr. »Es ist Viertel nach
zwei. Vor einer halben Stunde hab ich noch selig schlummernd im Bett gelegen
und davon geträumt, morgen früh meine Vaterschaft einzutüten, was ich nun
vermutlich vergessen kann. Außerdem ist mir schlecht und ich hab
Magenschmerzen.« Er zog die Schultern hoch. »Was also sollte an diesem Morgen
gut sein?«
    Lenz kannte seinen Kollegen lange genug, um zu
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