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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall
Autoren: Matthias P Gibert
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Tagen, also seitdem ich wusste, dass wir uns heute
Abend sehen würden, in einem Zustand freudiger Erregung war. Ich könnte auch
sagen, in einem Zustand der Dauererregung.«
    »Schön.«
    »So, findest du? Ich weiß nicht, was schön daran sein sollte,
viermal am Tag sein Höschen wechseln zu müssen.«
    »So schlimm?«
    »Schlimmer. Aber ich korrigiere meinen letzten Satz. Es ist
natürlich schön. Sehr schön sogar. Es ist geil. Es ist die ultimative Geilheit,
kombiniert mit dem Gefühl, verliebt zu sein.«
    Lenz richtete sich auf und sah ihr in die Augen. »Du bist
verliebt in mich?«
    »Total. Und in den letzten Monaten ist mir klar geworden, was
du mir wirklich bedeutest.«
    »So?«
    »Ja, verdammt!«
    »Und?«
    Sie machte eine längere Pause. »Ein bisschen bedeutest du mir
schon. Vielleicht auch ein bisschen mehr.«
    »Wie apart.«
    Wieder eine längere Pause.
    »Ich liebe dich, Paul. Und ich will mit dir leben. Wenn es eine
Erkenntnis aus diesem verdammten Unfall geben kann, dann nur die.«
    Der Kommissar schluckte. »Wie stellst du dir das vor? Und
wann stellst du dir das vor?«
    Maria drehte sich auf den
Rücken und betrachtete die Decke. »Über das Wie habe ich mir noch keine
Gedanken gemacht, das wird sich ergeben. Immerhin sind wir zwei erwachsene
Menschen. Das Wann ist die viel spannendere Frage.«
    Lenz, der in dieser Hinsicht mit ihr so seine Erfahrungen
gemacht hatte, folgte ihrem Blick zur Decke. »Die Hoffnung, dass du deinen Mann
wirklich verlässt, habe ich längst aufgegeben. Also, was soll noch passieren?«
    Sie drehte sich wieder um und küsste ihn auf die Brust. »Da
hast du leider ein wenig früh die Nerven verloren, mein Geliebter. Ich lebe
nämlich seit genau …«, sie versuchte, im Dämmerlicht ihre Armbanduhr zu
entziffern, »… zwei Stunden und 40 Minuten in Scheidung.«
    Der Kommissar hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen.
»Maria, mach keinen Scheiß. Ich will mir nicht wieder Hoffnungen machen, die
unerfüllt bleiben.«
    »Vielleicht werden deine Hoffnungen ja diesmal erfüllt?«
    Lenz hasste dieses Spiel. Er sah ihr dabei zu, wie sie sich
aufrichtete und mit dem Rücken an die Wand setzte. Dann zog sie seinen Kopf auf
ihren Bauch.
    »Gut«, begann sie. »Ich war vor ein paar Monaten tot. Nicht
richtig, aber doch schon ganz schön tot. Ich habe mich fast ein halbes Jahr mit
Ergotherapeuten, Krankengymnasten und Ärzten herumgeplagt, die dafür gesorgt
haben, dass ich wieder so halbwegs auf die Beine komme. Das hat alles geklappt.
Zurückgeblieben ist jedoch die Erkenntnis, dass ich nur ein Leben habe. Ein
Leben, mit dem ich umgehen, das ich mir einteilen muss.«
    Sie strich über seinen Kopf. »Ich bin mir darüber klar
geworden, dass ich dieses Leben mit dir verbringen will, dem Bullen, der manchmal
schlecht gelaunt nach Hause kommt und nicht mehr zu erzählen hat als eine ganz
miserable, armselige Jerry-Cotton-Geschichte.«
    Lenz bekam immer schlechter Luft.
    »Aber ich bin halt ein Angsthase. Das war ich immer, und das
werde ich immer sein, zumindest in manchen Dingen. Ich habe mich seit Jahren
geweigert, Erich zu verlassen, aus welchen Gründen auch immer, aber das ist nun
vorbei. Seit genau zwei Stunden und 43 Minuten.«
    »Er weiß, dass du ihn verlassen willst?«
    Er konnte ihr Nicken mehr ahnen als sehen.
    »Richtig. Und ich wusste, dass ich es ihm heute, mit der
Vorfreude auf dich im Herzen, sagen würde.«
    »Du hast es ihm schon gesagt?«
    »Ja. Zuerst hab ich für uns gekocht, dann hab ich mich mit
ihm an den Tisch gesetzt und ihm eröffnet, dass er seine Zukunft ohne mich
planen muss. Und warum.«
    »Wie, warum?«
    »Ich hab ihm erklärt, dass ich mich in einen anderen Mann
verliebt hab. Nicht wann, aber dass.«
    Lenz glaubte mehr und mehr, in einem Traum gelandet zu sein.
Einem sehr intensiven Traum allerdings.
    »Und was hat er dazu gesagt?«
    »Zuerst war er ganz ruhig, was wiederum mich ein bisschen
beunruhigt hat. Als ich ihm dann aber gesagt habe, um wen es sich bei dem Mann
handelt, in den ich mich verliebt hab, ist er richtig, richtig und ganz böse
ausgerastet.«
    »Du hast ihm … ich meine … dass wir beide …?«
    »Klar. Er würde es früher oder später ja doch erfahren.«
    Lenz bemerkte, dass sich Schweißperlen auf seiner Stirn
bildeten. »Wie ging es weiter?«
    »Wie schon? Er hat mir erklärt, dass er mich fertigmachen
würde, wenn ich das ernst meine. Dich übrigens auch. Ich hab es dann
vorgezogen,
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