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PR 2682 – Schlacht an der Anomalie

PR 2682 – Schlacht an der Anomalie

Titel: PR 2682 – Schlacht an der Anomalie
Autoren: Michael Marcus Thurner
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1.
     
    Wie so oft in seinem Leben war Perry Rhodan mit einem Phänomen konfrontiert, für das es keine Erklärung gab. Das sich jeglicher – ihm bekannten – wissenschaftlichen Betrachtung entzog und einfach nur da war.
    Die Anomalie. Für die Rechner und für das menschliche Auffassungsvermögen stellte sich dieses ... dieses Bauwerk als Schlauch dar, rot und glühend, der sich in die Unendlichkeit erstreckte. Der kein Ende hatte und erst recht keinen Anfang.
    Und doch steckten zig Millionen Wesen in der Anomalie. Waren Gefangene – oder Touristen –, die durch ein räumliches Medium kreuzten und dabei Phänomene zu sehen bekamen, die unerklärlich blieben und ihre Sinne bis zum Äußersten belasteten.
    »Zeit und Raum«, hörte er Mondra Diamond andächtig sagen, »was haben diese Worte für eine Bedeutung angesichts dieses Chaos? Müssten wir sie nicht vollkommen neu definieren? Oder übereinanderlegen, um nach dem Trennenden und nach dem Gemeinsamen zu suchen?«
    »Das hier ist tatsächlich ein klein wenig ... seltsam«, meldete sich Nemo Partijan zu Wort, in seinen Worten wesentlich nüchterner als Mondra. »Aber die Existenz der Anomalie bedeutet nicht, dass wir gleich alles über Bord werfen sollten, was wir über Höherdimensionalität wissen. Auch sie folgt gewissen Regeln.«
    »Leider wissen wir nicht, um welche es sich handelt.« Perry Rhodan ließ sich in seinen Pilotenstuhl fallen. »Und ich zweifle, dass wir diese Rätsel in der wenigen zur Verfügung stehenden Zeit lösen können.«
    »Spielt Zeit denn eine Rolle?« Mondra deutete auf ein analoges Laufwerk, ein archaisch wirkendes Relikt, das Teil einer Wandverkleidung in der Kommandozentrale von MIKRU-JON war.
    Die Zeiger bewegten sich vor und zurück, vor und zurück. Datumsanzeigen schwankten zwischen dem 2. und dem 12. Januar 1470 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, und für einen Augenblick wusste Rhodan nicht, ob wirklich der 6. Januar war.
    Er atmete dicke, nach Rauch schmeckende Luft. Sie erschwerte das Sprechen und machte ihn glauben, kurz vor dem Ertrinken zu stehen. Er meinte, von winzigen Sonnensystemen umschwirrt zu werden. Sie einzuatmen, durch die Lungen treiben zu fühlen und sie letztlich wieder auszuspucken als tote und erkaltete Massen.
    Nemo Partijan wurde zum konturlosen Schatten. Alles war in Umkehrung, was Rhodan stets als allgemeingültig angesehen hatte. Mondra Diamond hingegen stellte sich spiegelbildlich dar. Rechts wurde zu links, und die Worte, die sie sagte, ergaben keinen Sinn. Guckys Nagezahn war zu einem meterlangen Ding geworden, das im Boden MIKRU-JONS steckte und Energien daraus hervorzog. Ennerhahl – nun, Ennerhahl sah aus wie immer. Er wirkte unbeteiligt, fast gelangweilt.
    Rhodan schloss die Augen. Dies alles war zu viel für menschliche Sinne, war nicht mehr zu ertragen! Die Anomalie griff nach ihnen, trotz der Schutzschirme, die sie umgaben, und aller anderen Vorkehrungen, die sie getroffen hatten.
    Die Verwirrung legte sich abrupt und machte wieder der ihnen bekannten Realität Platz. Es war, als wollte ein durch die Anomalie treibender Gott mit ihnen spielen. Als wüsste er ganz genau, wie viel er der Besatzung des kleinen Schiffs zutrauen konnte.
    War die Wirklichkeit denn besser, so, wie sie sich darstellte? Rhodan sah Energiewolken, die die Schutzschirme MIKRU-JONS zu perforieren drohten; Aufrisszonen, weit voraus und doch ganz nahe, die an Viibad-Klüfte erinnerten, an gewaltige Trichtererscheinungen, die zum Teil auf sechsdimensionaler Basis wirkten. Überall tobten energetische Gewitter, deren Gewalten selbst der Lichtzelle Ennerhahls gefährlich werden konnten.
    Rhodan galt als Sofortumschalter. Als Mensch, der trotz widrigster Umstände rascher als andere Wesen handelte und meist das Richtige tat. Und was war richtiger in diesen Sekunden, als das Leben zu umarmen? Er zog Mondra Diamond an sich und küsste sie. Oh ja, das fühlte sich gut an! Er tat es mit einer Leidenschaft, die er meist hintanhielt, die ihm aber nun passend erschien. Sie sollte ihn spüren. Wissen, dass sie im Hier und Jetzt verankert waren – und dass es sie beide noch gab.
    Rhodan fühlte ein Kribbeln auf seinen Lippen wie von einer geringen elektrischen Entladung, und er meinte, für einige Sekunden in die Vergangenheit gerissen zu werden. Um den Kuss nochmals anzusetzen und ein weiteres Mal einen elektrischen Schlag versetzt zu bekommen.
    »Das schmeckt gut«, murmelte Mondra und erwiderte seine Zärtlichkeiten, bevor sie
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