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Spuk aus dem Jenseits

Spuk aus dem Jenseits

Titel: Spuk aus dem Jenseits
Autoren: Stefan Wolf
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1. Unheimliche Ereignisse
     
    Mittags um zwei trafen die
Jungs ein.
    Jörg stand am Tor und lächelte
gequält. Er war der Gastgeber für Tim, Karl und Klößchen, und erfreute sich
irre, daß die drei Quartier bezogen bei ihm und seiner Mutter in der Demonius-Villa.
Trotzdem kam er sich lächerlich vor.
    Denn wer glaubt schon an Spuk?
    Früher hätten Jörg und seine
Mutter Elsa darüber gelacht. Jetzt zitterten sie.
    Seit Tagen wurde der Terror
immer schlimmer. Terror aus dem Jenseits — Spuk aus dem Reich der Toten.
    Dr. Albrecht Demonius, Jörgs
Stiefvater, war vor einem Jahr gestorben. Doch jetzt nahm er Rache — an Elsa,
seiner Frau, die er zuletzt nur gehaßt hatte.
    Zwangsläufig traf diese Rache
auch Jörg.
    Aber der hatte Glück. Er
gehörte zur Klasse 9b in der Internats-Schule draußen vor der Stadt, war also
Klassenkamerad der TKKG-Bande. Ihr vertraute er sich an, und nun nahte die
Hilfe auf drei Tretmühlen, beladen mit Reisetaschen, die das Nötigste
enthielten für ein langes Wochenende auswärts.
    Es war ein Freitag — der dritte
oder vierte nach den Sommerferien; und die Sonne zeigte nochmal, was sie
konnte. Die Hitze war mörderisch — der Ozon auch.
    Tim, der mit seinem Rennrad
voranfuhr, hielt neben Jörg.
    „Hallo, Kohli!“ Jörg wurde so
genannt wegen seiner kohlblättrigen Ohren. Aber er nahm das nicht krumm.
    „Mann, ist das stark! Ich finde
es wirklich unheimlich stark, daß ihr das macht für uns.“
    „Aber deine Mutter weiß
nichts?“
    „Nichts. Sie denkt, ihr kommt
nur mal so — weil ihr die Internatsbuden satt habt. Naja, Karl als Externer (Stadtschüler) hat eben seine Bude zu Hause satt.“
    „Es macht immer Spaß“, sagte
Karl, „bei Freunden zu übernachten.“
    „Hängt aber sehr ab von der
Verpflegung“, meinte Klößchen und schob sich ein Stück Schokolade hinter die Zähne.
    Tim, den man früher Tarzan
genannt hat, setzte einen Fuß auf den Boden und musterte das Grundstück.
    Die Gegend — im Südwestern der
Großstadt — verlor ihr Gesicht. Früher ein Villen-Viertel, in dem große Namen
zu Hause waren, heute ein Stadtgebiet mit steigender Kriminalitätsrate.
Einbrüche nahmen zu und Raubüberfälle. Billige Kneipen, in denen auch Drogen
gehandelt wurden, schossen aus dem Boden. Aber zwei, drei Straßen waren noch
wie damals; und die großen, alten Villen — erbaut um die Jahrhundert-Wende —
boten dem Niedergang die Stirn und bewahrten den Hochmut auf ihren Fassaden.
    Die Demonius-Villa gehörte
dazu.
    Mindestens zwölf Zimmer, dachte
Tim. Hohe Fenster, Efeu auf den Mauern, zwei Obergeschosse. Viel Platz für Jörg
und seine Mutter. Und erstmal der Garten! Übern Daumen gepeilt 1600
Quadratmeter. Alles verwildert. Wie Dschungel. Das ist nicht erst seit gestern
so. Der Demonius — Friede seiner Asche! — hat am Gärtner gespart. So ein
Stiefvater! Hat schon zu Lebzeiten eine Schraube locker gehabt. Und jetzt
erstmal!
    Jörgs Lächeln verlor den
gequälten Ausdruck.
    Die Sorge, man könnte ihn für
bescheuert halten, schwand. Natürlich wußte er: Der TKKG-Bande ist jeder Anlaß
recht für ein Abenteuer. Trotzdem: Wenn sie ihn für den totalen Spinner
hielten, wären die drei nicht gekommen. Und Gaby, das einzige Mädchen im
Verbund, wollte auch noch dazu stoßen — später.
    „Kommt erstmal rein“, sagte
Jörg und schlurfte voran.

    Auffahrt zur Garage. Die sah
aus wie ein Bahnwärter-Häuschen von 1901.
    Portal der Villa. Wie eine
Kirchentür, dachte Tim.
    Sie ließen die Drahtesel bei
der Garage, wo auch der staubbedeckte Golf stand, den Jörgs Mutter fuhr.
    In der Diele war es dunkel —
auch wieder wie in einer Kirche. Dielen, Holztäfelung, Balken — alles schien zu
knarren. Der Blick in den Wohnraum wurde aufgefangen von einem großen Kamin.
    „Tolles Haus“, sagte Tim. „Aber
mehr eine Burg. Und ziemlich triste in den Farben. Fühlst du dich wohl hier?“
    „Ich kenne nichts anderes“,
erwiderte Jörg. „Ist Mamas Elternhaus. Der Demonius hat reingeheiratet — zwei
Jahre, nachdem mein Vater gestorben war. Mama hat’s wohl bald bereut, weil der
wirklich was Teuflisches hatte tief drin im Charakter, aber mit der Trennung
ging das nicht mehr so einfach. Wegen der Fabrik. Mein Vater hat sie aufgebaut.
Demonius wurde auch dort sein Nachfolger und hatte sie voll im Griff.“
    „Elektronik?“ fragte Tim.
    „Elektronik, Computerbau. Ich
blicke da selber nicht durch. Bin ja mehr musisch interessiert.“
    Jörg konnte
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