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Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien

Titel: Der böse Wulff?: Die Geschichte hinter der Geschichte und die Rolle der Medien
Autoren: Michael Götschenberg
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hristian Wulff war 598 Tage lang Bundespräsident. Es ist die
kürzeste Amtszeit in der Geschichte der Bundesrepublik. Sie
endet mit einem Desaster: Nach neun Wochen einer schweren
Krise tritt Wulff am 17. Februar 2012 zurück. In jenen Wochen beherrscht die „Causa Wulff" die Schlagzeilen und Nachrichtensendungen, sie hält das ganze Land in Atem und wird als einer der heftigsten
politischen Skandale in die deutsche Nachkriegsgeschichte eingehen.
Christian Wulff ist zwar nicht der erste Bundespräsident, der zurück
tritt, doch die Umstände seines Rücktritts sind einmalig. Wochenlang
tobt eine heftige Krise, in der der Bundespräsident um sein Amt
kämpft. Die Vorwürfe, mit denen Wulff konfrontiert ist, stammen aus
seiner Amtszeit als niedersächsischer Ministerpräsident. Am Ende
führt ein Staatsanwalt in Hannover den Sturz des Bundespräsidenten
herbei. Während dieses Buch entsteht, sind die staatsanwaltlichen Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, ob Wulff sich strafbar gemacht
hat, ist noch unklar. Bestraft wurde er aber dennoch: mit einem Absturz in Bodenlose. Am Ende einer wochenlangen Skandalisierung,
die über den Rücktritt hinaus andauerte, wurde aus dem Staatsoberhaupt ein Gezeichneter, eine Unperson. Kein politischer Amtsträger
in der Bundesrepublik ist tiefer gefallen als Christian Wulff. In der
Rückschau erscheint die Krise fast unwirklich. Wie konnte es dazu
kommen? Und warum hat sie sich mit solcher Wucht entladen?

    Dieses Buch erzählt die Geschichte einer Präsidentschaft, die von
Anfang an unter keinem guten Stern stand. Zu Beginn steht der
Rücktritt von Bundespräsident Horst Köhler, der am 31. Mai 2010
völlig unerwartet hinschmeißt. Bundeskanzlerin Angela Merkel entscheidet sich in dieser Situation dagegen, mit der Opposition nach
einem parteiübergreifenden Kandidaten zu suchen, sondern für die
Wahl eines neuen Bundespräsidenten mit schwarz-gelbem Profil.
Ihre Wahl fällt auf den niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff. Merkels Koalition ist auf dem Tiefpunkt ihres Ansehens,
die Bundesversammlung soll mehr als nur einen neuen Bundespräsidenten wählen - sie soll die Autorität der Kanzlerin unter Beweis
stellen. Doch Merkels Kandidat vermag die Rollenerwartungen an
einen Bundespräsidenten nur schwer zu erfüllen - vor allem in der
Wahrnehmung der Medien. Umso mehr, als SPD und Grüne mit
Joachim Gauck einen rot-grünen Gegenkandidaten präsentieren, der
innerhalb kürzester Zeit nahezu die gesamte deutsche Medienlandschaft hinter sich vereinigen kann. Schwarz-Gelb und Rot-Grün
erklären die Präsidentenwahl zur Machtprobe. Christian Wulff ist
der Bundespräsident, den die Medien nicht wollten. Er startet mit
einer schweren Hypothek ins Amt, das sich nach dem Rücktritt von
Köhler in einer Ausnahmesituation befindet. Es ist ein Amt, von dem
die meisten Menschen wenig wissen, das so schwierig wie einzigartig
ist. In einer Zeit permanenter Krisen wird der Bundespräsident mit
Erwartungen konfrontiert, die das Amt kaum erfüllen kann. Gleichzeitig befindet es sich in einem wachsenden Spannungsverhältnis zu
einer sich immer schneller drehenden Medienwelt. Als Christian
Wulff dieses Amt Ende Juni 2010 antritt, hat er Probleme im Gepäck, die zunächst nicht sichtbar sind: ein gegenüber dem niedersächsischen Landtag verschwiegener Privatkredit zur Finanzierung
seines Hauses und Urlaube bei oder mit Unternehmerfreunden, die
Wulff angreifbar machen. Hinzu kommen Probleme, für die der
neue Bundespräsident nichts kann, wie die üblen Gerüchte über das
angebliche Vorleben seiner Frau Bettina, die unter der Oberfläche
schwelen.

    Als die Bild-Zeitung am 13. Dezember 2011 erstmalig die Hausfinanzierung der Wulffs zum Thema macht, holen Christian Wulff
diese Probleme ein. Der Bundespräsident schlittert kopf- und planlos
in eine schwere Krise, deren Management sich als zu anspruchsvoll für
ihn erweist. Wulff begeht schwere Fehler, vor allem, als er bei der BildZeitung interveniert, um den Bericht über seine Hausfinanzierung zu
stoppen und dabei Bild-Chef Diekmann auf die Mailbox spricht. Das
lange Zeit enge Verhältnis zwischen Wulff und der Bild-Zeitung kulminiert, und der berühmte Ausspruch von Springer-Vorstandschef
Mathias Döpfner entfaltet seine Wirkung: „Wer mit Bild im Aufzug
nach oben fährt, der fährt auch mit ihr im Aufzug nach unten." Jahrelang hatte Bild in Niedersachsen ein positives Image von Wulff
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