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Drimaxid 03 - Hypnos Feinde

Drimaxid 03 - Hypnos Feinde

Titel: Drimaxid 03 - Hypnos Feinde
Autoren: Timo Bader
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    Soldaten II
     
    Die Dunkelheit kam wieder. Vorsichtig tastete Adam die Wände der Zelle ab. An jeder Würfelseite fand er eine ungefähr zwanzig auf zwanzig Zentimeter große Fläche, die mit winzigen Löchern versehen war, durch die er mit seinen Zellennachbarn kommunizieren konnte.
    Es handelte sich dabei keineswegs um eine gnädige Geste der Präterianer, sondern um eine schreckliche, morbide Folter des barbarischen Volkes. Denn sobald einer der Gefangenen einschlief, starb er einen grausamen Tod und seine entsetzlichen Schreie hallten durch den gesamten Kerker, von Würfel zu Würfel und zum nächsten Würfel und weiter. Hundertfach verzerrt. Tausendfach verstärkt.
    Adam nutzte diese Möglichkeit kein einziges Mal, um mit seinen unbekannten Zellennachbarn oder gar mit Selene zu reden. Er fühlte sich zu müde zum Sprechen. Außerdem befürchtete er, das Gespräch könne ihn derart erschöpfen, dass er einschlafen würde.
    So begab es sich, dass einer seiner Zellennachbarn starb, ohne dass Adam jemals dessen Namen gehört oder auch nur das fremde Gesicht gesehen hatte. Er wusste nicht, ob derjenige eingeschlafen war oder nur zu lange die Augenlider geschlossen hatte, was sich aufgrund der Dunkelheit nur schwer vermeiden ließ. In jedem Fall schob sich plötzlich eine Plastikscheibe geräuschvoll vor die aufgebohrte Fläche zwischen Adams Würfel und dem seines Nachbarn.
    Dann hörte er ein lautes Plätschern und das verzweifelte Trommeln, das erklang, als der Todgeweihte mit geballten Fäusten auf die bruchsichere Kunststoffwand einschlug. Der Tod des Mannes wurde wie eine spektakuläre Show inszeniert. Projektoren warfen ein blaues Licht auf die Zelle und tauchten sie in einen schwummrigen Schein. Der Würfel wurde zu einem makabren Aquarium des Todes .
    Adam sah die hilflosen Schwimmbewegungen des Gefangenen, mit denen dieser versuchte sich über Wasser zu halten, während der Würfel sich langsam immer weiter mit dem kalten Nass füllte. Irgendwann zielte einer der Strahler direkt auf das Gesicht des Mannes – ein altes, bärtiges Antlitz, sichtbar von den Strapazen eines schweren Lebens gezeichnet. Die Zelle hatte sich zu dieser Zeit gänzlich mit Wasser gefüllt und obwohl Adam wusste, dass es unmöglich war, schien der Fremde ihn direkt anzusehen.
    Die spitzen Schreie des Mannes verwandelten sich in ein atemloses Gurgeln. Wasserblasen sprangen wie kostbare Diamanten aus dem Mund des Fremden und schwebten zur Würfeldecke. Das Klopfen war nur noch dumpf und schwach. Schließlich starb der Mann und seine Wasserleiche schwebte wie ein mysteriöser Geist durch das Aquarium des Todes .
    Ängstlich wich Adam in den hintersten Winkel seiner Zelle zurück. Das Wasser wurde nicht abgepumpt. Der Tote wurde nicht entsorgt oder bestattet. Alles blieb, wie es war. Und als Adam seinen Blick in die Ferne richtete, glaubte er in einiger Entfernung noch mehr schwach leuchtende, blaue Punkte zu sehen, die wie Irrlichter im dunklen Kerker herumirrten. Allesamt Zellen, in denen Gefangene den schrecklichen Ertrinkungstod gestorben waren.
    Der Kreis wird sich schließen, egal wie hart ich auch dagegen ankämpfe , dachte Adam niedergeschlagen.
    Er legte die Handflächen aufeinander. Die Finger schlüpften wie von selbst ineinander. Seine Hände formten eine große Faust. Adams Lippen bewegten sich ohne sein Zutun.
    »Der Herr ist mein Hirte …«, begann er zu beten.
    Besonders betonte er seine Lieblingsstelle: »Und ob ich schon wanderte im finstren Tal …«
     
    *
     
    Adam sah Cory in der nächsten Zeit nicht wieder. Vermutlich hockte der Terma'Sai in irgendeinem kleinen Überwachungsräumchen und beobachtete die Blutdruckkurven seiner Gefangenen wie ein nervöser Arzt.
    Sollte die Kurve einmal im kritischen Bereich landen, würde seine Hand unentschlossen über eine Tastatur (bei der jede Taste eine andere, niederträchtige Tötungsart auslöst) kreisen.
    Als die schmale Luke der Zelle sich schließlich ein weiteres Mal öffnete, spürte Adam irgendwie tief in sich drin, dass es nicht Cory war, der seinen Jägerhorst verlassen hatte und zu ihm heruntergekommen war. Seine Eingebung bestätigte sich, als eine schlanke, hoch gewachsene Gestalt in das fahle Licht des Aquariums des Todes trat. Hinter der zierlichen Silhouette des Fremden erschien der düstere Schatten von Adams totem Zellennachbarn, der in dem trüben Wasser wie ein schwarzer Rochen aussah.
    Wer seid ihr? , wollte Adam fragen, aber seine Kehle brannte und
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