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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert
Autoren: brisbin
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aufhalten und darauf warten, dass du dort erscheinst.“
    „Besucher?“, fragte Rurik.
    Mit einer Kopfbewegung rief er einen der Burschen zu sich, die um sie herumstanden. Sie hatten dem Kampf zugesehen. Er beugte sich zu dem Jungen, gab ihm einige Anweisungen und händigte ihm dann sein Schwert aus. Dann wandte er sich wieder Connor zu. Er wusste, dass es dem Laird nicht gefallen würde, wenn er erneut versuchte, Überraschung vorzutäuschen. Schließlich war er sein Freund und würde solch einen Versuch als Beleidigung betrachten.
    „Sie sind gekommen, um Rurik Erengislsson zu sehen und bringen Nachricht von den Orkneyinseln – von deinem Vater.“
    Nichts Neues also. Nichts, was Rurik nicht schon wusste.
    Ihre beiden früheren Besuche waren ihm nicht verborgen geblieben. Aber nachdem sie jedes Mal keinen Erfolg gehabt hatten, waren sie wieder in den Norden zurückgekehrt. Obwohl es ihm gelungen war, ihnen aus dem Weg zu gehen, hatte er die Gegenstände, die sie ihm brachten, nicht einfach leichten Herzens fortwerfen können wie die Briefe, die er von ihnen erhielt.
    „Ich weiߓ, sagte er. Und während er sich den Schweiß von der Stirn wischte, meinte er achselzuckend: „Ich möchte nicht mit ihnen reden.“
    Connors eindeutiger Blick über seine Schulter hinweg verriet Rurik, dass die besagten Männer bereits hinter ihm aufgetaucht waren und näher kamen. Es wäre einfach für ihn gewesen, sie zu Boden zu schlagen. Aber er wusste, dass Connor die beiden willkommen geheißen hatte und sie so mit seinem Namen und seiner Gastfreundschaft schützte. Er konnte sie jetzt nicht angreifen, um Zeit zur Flucht zu gewinnen. Denn dann hätte er sich MacLerie zum Feind gemacht. Ruriks Verlangen, einfach davonzulaufen, wuchs. Und das brachte ihn noch mehr aus der Fassung.
    „Das über mir schwebende Schwert in deiner Hand hat mir etwas anderes erzählt, Rurik.“ Connor schlug ihm auf die Schulter. „Du kannst nicht fortwährend vor deiner Vergangenheit davonlaufen. Das ist eine Lektion, die auch ich lernen musste. Du solltest darüber nachdenken.“ Er beugte sich zu ihm und senkte die Stimme. „Du musst meine Fehler nicht wiederholen, um daraus zu lernen.“
    Mit dem Schwert hatte Rurik einen Fehler begangen. Die Armbänder, auch wenn sie ihm gut gefielen, besaßen keine so große Bedeutung wie das Schwert. Er verfluchte sich dafür, schwach geworden zu sein. Warum hatte er die Waffe nicht einfach vergraben, nachdem man sie ihm überreicht hatte! Rurik sah zu dem Jungen hinüber und beobachtete, wie er seinen Anweisungen gemäß das Schwert reinigte.
    Rurik schickte sich in das Unvermeidliche, nickte Connor zu und sah dann den beiden Männern entgegen, die verbissen jeden seiner Schritte verfolgt hatten – seit drei Monaten.
    Sie mussten gar nicht erst ihre Kapuzen abnehmen. Auch so erkannte er die inzwischen erwachsenen Freunde aus seiner Kindheit. Nacheinander hielt Rurik jedem die Hand hin. Erinnerungen blitzten in ihm auf. Sie brachten ihm ins Gedächtnis zurück, in welche Schwierigkeiten drei großmäulige, mit wenig Verstand gesegnete Buben kommen konnten, wenn sie zu viel Zeit und zu wenig Führung hatten.
    „Sven. Magnus.“
    Es war nur ein kurzer Moment des Zögerns. Dann streckte Sven die Arme aus und zog Rurik in eine herzliche, freundschaftliche Umarmung. Rurik löste sich rasch wieder von ihm. Sogar sich selbst wollte er nicht eingestehen, wie gut ihm diese Begrüßung tat. Magnus’ Reaktion hätte ihn eigentlich nicht überraschen dürfen. Trotzdem raubte ihm der Schlag, der ihn jetzt traf, fast die Besinnung. Im Hof war es totenstill, während er sich wieder hochrappelte und sich den Schmutz von den Hosen klopfte. Danach brach er in lautes Gelächter aus.
    „Connor, komm her und begrüße diese beiden nutzlosen
    “
    Als er sich zu dem Laird umwandte, warfen sich Sven und Magnus auf ihn. Rurik konnte nicht aufhören zu lachen, während alle drei zu Boden stürzten. Einige Minuten lang behauptete er sich gegenüber den beiden. Dann schob er sie von sich und machte so der Rauferei – und der anfänglichen Unbehaglichkeit – ein Ende. Connor trat jetzt näher, und Rurik stellte sie auf Gälisch einander vor. Das war die Sprache des hiesigen Clans. Aber als der Laird sie einlud, es sich in der Halle bequem zu machen, schüttelte Rurik den Kopf. Er wollte nicht, dass das bevorstehende Gespräch vor allen Leuten dort stattfand.
    Während er die beiden durch den Hof und durchs Tor hinaus ins Dorf führte, fühlte Rurik,
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