Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert
Autoren: brisbin
Vom Netzwerk:
hinter seinem Platz hängen. Fünf Generationen von Kriegern in seiner Familie haben dieses Schwert benutzt.“
    Connor trat einen Schritt zurück und ergriff mit beiden Händen das Heft. Er schwang das Schert hoch über seinen Kopf. Rurik wusste, dass die Waffe perfekt ausbalanciert und genauso tödlich wie schön war. Schweigend sah er zu, wie Connor einige Kampfbewegungen machte. Nur ein Krieger wusste eine Waffe wie diese zu würdigen. Connor konnte es.
    „Und jetzt gehört es dir?“, fragte er.
    „Ja, wie es scheint.“
    „Wann brichst du auf?“, fragte Connor. Und fügte dann rasch hinzu: „Hast du es Jocelyn schon gesagt?“
    Rurik schüttelte den Kopf. Die Gattin des Lairds war ihm eine gute Freundin geworden, doch sie würde die Nachricht seiner Abreise nicht gut aufnehmen. Und auch er würde sie vermissen.
    „Feigling!“, sagte Connor. Er war einer der wenigen, der Rurik so nennen und doch weiterleben durfte, um davon zu erzählen. „Nun gut, ich werde es ihr sagen, wenn du fort bist.“
    Rurik nickte und schob das Schwert zurück an seinen Platz. Worte reichten nicht, um auszudrücken, was er fühlte, und so streckte er Connor nur die Hand hin. „Laird“, sagte er und neigte den Kopf.
    „Freund“, erwiderte Connor, umfasste die Hand mit festem Griff und schüttelte sie. „Bei den MacLeries wird es immer einen Platz für dich geben, Rurik. Vergiss das nicht.“
    Rurik wurde die Kehle eng. Connor ließ seine Hand wieder los. Mit einem kurzen Nicken wandte Rurik sich ab. Er verließ den Laird und ging seinem Schicksal entgegen.

2. KAPITEL
Kloster der Heiligen Jungfrau
    Caithness, Schotland
    Margriet saß auf den Stufen, die zu der kleinen Kapelle hinaufführten, und hielt sich die Ohren zu. Wenn jetzt noch eine der Ehrwürdigen Schwestern zu heulen anfing, bekäme sie nicht übel Lust – Gott möge ihr verzeihen –, sie zu erwürgen. Zugegeben, sie waren Novizinnen und daher noch jung. Doch Schwester Madeline und Schwester Mary jammerten so laut, wie Margriet noch nie jemanden hatte jammern hören. Schwester Susan war wieder in Ohnmacht gefallen. Wenigstens ihr Geschrei hatte aufgehört.
    Die Ehrwürdige Mutter, Mutter Ingrid, vom Anblick der Soldaten an ihrem Tor völlig aufgewühlt, war prompt zur Kirche gelaufen und auf die Knie gefallen, um zu beten. Sie würde auf keine Fragen und Forderungen reagieren. Üblicherweise zeichnete sich das Verhalten der Mutter durch Ruhe und Selbstbeherrschung aus. Margriet vermutete, dass es wohl mit jedermanns Ruhe vorbei war, wenn er sich einer Schar solch Furcht erregender Männer gegenübersah. Und so blieb die Verantwortung – wie gewöhnlich in den letzten Tagen – wieder einmal an Margriet hängen. Sie wusste nicht recht, was sie tun sollte.
    „Mylady?“ Eine leise Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
    Margriet blickte auf und sah, dass es sich um Schwester Sigridis handelte und dass sie gar nicht flüsterte, sondern schrie. Sie ließ die Hände sinken. „Was ist, Schwester?“
    „Er ruft schon wieder nach Euch.“
    „Ja, Schwester. Das tut er jetzt schon seit zwei Tagen.“
    „Meint Ihr nicht, dass Ihr ihm nicht vielleicht antworten solltet? Er klingt noch wütender als zuvor.“
    Margriet holte tief Luft und stieß sie wieder aus, bevor sie sich erhob. Jedes Mal, wenn der Soldat ihren Namen brüllte, bekamen die Nonnen wieder ihre hysterischen Anfälle. Margriet ging auf das Haupttor zu – und auf ihn. Während sie sich das braune Gewand aus dickem Stoff zurechtrückte, das sie trug, betete sie, dass er dieses Mal nachgab und sie und die anderen endlich in Frieden ließ. Bisher hatte ihr jedoch bei jeder Begegnung sein entschlossener Gesichtsausdruck etwas anderes erzählt.
    Um die Wahrheit zu sagen, unter anderen Umständen hätte sie ihn vielleicht sogar anziehend gefunden. Auf jeden Fall war er gut gebaut, und seine starken Arme garantierten denen, für die er sorgte, Schutz. Immerhin schlug er damit heftig genug an das hölzerne Tor, um es fast zu zerbrechen. Sein Kopf, den er sich gewöhnlich kahl zu scheren schien, war jetzt mit hellem, flaumigem Haar bedeckt. Doch anstatt dass es seine Erscheinung beeinträchtigte oder seine Härte milderte, verlieh es ihm ein gefährliches Aussehen. Es juckte Margriet in den Fingern, dieses Haar zu berühren, zu prüfen, ob es wirklich so weich war. Die Haare waren das einzig Weiche an ihm. Schon die Wildheit seiner tiefen Stimme ließ ihr Herz vor Entsetzen rasen.
    Da sie diejenige war, die er suchte, war Margriet höchst
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher