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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert
Autoren: brisbin
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Küche und beruhigte alle, die dort arbeiteten. Auch wenn sie keine Nonne war und offiziell keine Verantwortung trug, machten ihre starke Persönlichkeit und ihre Intelligenz es ihr leicht, die Ehrwürdigen Schwestern so zu lenken, dass sie taten, was sie wollte. Margriet hatte herausgefunden, dass Menschen zu führen, Spaß machte und sehr befriedigend sein konnte. Und da sie wusste, dass sie nur zum Besten der Nonnen handelte, war sie überzeugt, dass ihre Gegenwart und ihr Tun für die Klostergemeinschaft von Vorteil waren. Da nichts mehr sie ablenkte, widmete Mutter Ingrid jeden Tag mehr Stunden dem Gebet. Und das machte sie sehr glücklich. Und so erging es auch Margriet.
    Sie öffnete die Tür zur Kammer der Ehrwürdigen Mutter und suchte auf dem Schreibtisch nach einem unbenutzten Blatt Pergament oder nach einem, das sie abkratzen und wieder benutzen konnte. Als sie eines fand, setzte sie sich hin und verfasste einen Brief an ihren Vater. Sie erklärte, wie sehr sie sich wünschte, bei den Schwestern zu bleiben und ein Leben der religiösen Betrachtung und des Gebets zu führen. Er würde ihr doch sicher nicht die Erlaubnis verweigern, auf diese Weise Gott dem Herrn zu dienen?
    Margriet brauchte fast die ganze Stunde, um zuerst die alte Tinte von dem Schreibpergament zu kratzen und dann sorgfältig ihre Worte zu wählen und niederzuschreiben. Als sie den Brief beendet hatte und Sand über das Pergament streute, wusste sie, dass ihr Plan funktionieren würde. Sie rollte das Blatt sorgsam zusammen. Dann ging sie nach draußen, legte erneut die Nonnentracht an und sah sich nach einer Gefährtin um, die sie vor die Klostermauern begleiten sollte.
    Vermutlich würde keine der Schwestern bei dieser Maskerade ihren Anweisungen folgen. Also machte Margriet sich auf die Suche nach dem Mädchen, das in der Wäscherei arbeitete und kaum je ein Wort mit irgendjemandem sprach. Wenn der Soldat aus dem Norden glaubte, Gunnars Tochter wäre immer noch ein junges Mädchen, dann würde sie ihm auch ein junges Mädchen präsentieren, und zwar eines, das beständig schwieg. Sie würde für das Mädchen sprechen. Nachdem die Magd zustimmend mit dem Kopf genickt hatte, ging Margriet mit ihr im Schlepptau zum Tor. Während Margriet darauf wartete, dass Elspeth das zweite Habit anlegte, das sie besorgt hatte, konnte sie die Männer auf der anderen Seite reden hören. Es ging Margriet nur noch darum, das Versprechen eines Waffenstillstands zu erhalten.
    „Schwört Ihr, dass Ihr keine Gewalt gegen Lady Margriet anwenden werdet?“, rief sie den Männern, das heißt, rief sie diesem Soldaten zu.
    „Bei Gott, Schwester, Ihr würdet selbst die Geduld der Heiligen, zu denen Ihr betet, auf eine harte Probe stellen! Bringt endlich das Mädchen heraus.“
    Elspeth lächelte bei seinen Worten. Margriet hegte den Verdacht, dass andere im Kloster das Gleiche von ihr behaupteten. Margriet musste sich aber noch gegen die Stärke und die Waffen der Männer draußen rückversichern. Sie wusste, dass die Eitelkeit eines Mannes gegen ihn eingesetzt werden konnte. Und so beschloss sie, eine andere Taktik anzuwenden.
    „Dies ist ein Gotteshaus, Sir. Gewiss stimmt selbst ein so gewaltiger Krieger wie Ihr im Namen des Allmächtigen einem Waffenstillstand zu.“
    Die bösen, unflätigen Flüche, die selbst durch die dicken Mauern zu ihr drangen, kündeten ihr von ganz anderen Interessen, die er hatte. Doch Margriet wartete schweigend ab. Nach etlichen Minuten wilden Flüsterns und einigem Gelächter der anderen Männer gab ihr Anführer schließlich nach.
    „Ihr bekommt Euren Waffenstillstand, Schwester. Und jetzt bringt das Mädchen heraus!“
    Er brüllte schon wieder, und Margriet konnte das erneute Jammern der Schwestern hören. So zog sie sich den Schleier tiefer ins Gesicht und hob den Riegel des Tors. Sie schob es ein Stück weit auf und trat, gefolgt von Elspeth, durch den engen Spalt. Das Mädchen hielt den Kopf gesenkt, wie sie es ihm befohlen hatte.
    „Lady Margriet?“, fragte er.
    Er trat einen Schritt näher und hob das Kinn des Mädchens an, um dessen Gesicht besser sehen zu können. Der Teufel sollte den Kerl holen! Margriet befürchtete, dass Elspeth Reißaus nehmen könne. Aber das Mädchen blieb an ihrer Seite und hielt seiner Prüfung stand. Als dann allerdings sein Blick auf sie fiel und er sie anstarrte, fürchtete Margriet, in Ohnmacht zu fallen.
    Seine Augen schienen bis ins Innerste ihrer Seele vorzudringen. So stark und bohrend war
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