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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert
Autoren: brisbin
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verärgert über sein Benehmen und die Art, wie er ihre Zustimmung zu erhalten versuchte. Schwester Sigridis blieb zurück und hielt sich in einiger Entfernung vom Tor auf, während Margriet in den Wachturm hinaufkletterte, um über die Mauer zu blicken.
    „Ich bat Euch doch, die guten Schwestern nicht länger in Angst und Schrecken zu versetzen, Sir.“
    In ihren Ohren hörten sich die Worte sehr tapfer an. Jetzt wartete sie auf seine Antwort. Margriet trat einen kleinen Schritt vor, sodass sie auf ihn hinunterblicken konnte. Der Mann trat einige Schritte zurück, damit er zu ihr hinaufsehen konnte. Da sie das Gewand einer Nonne trug, wusste sie, dass er nicht viel mehr als einen kleinen Teil ihres Gesichts erkennen konnte. Das stoffreiche Gewand bedeckte sie von den Schultern bis zu den Füßen, der Wimpel und der lange Schleier bedeckten alles andere.
    „Und ich bat, Lady Margriet möge sich zeigen, damit man sie nach Hause geleitet, Schwester. Tritt das eine ein, erfolgt gewiss auch das andere“, rief er ihr zu. Wenn er nicht so brüllte, konnte seine Stimme ganz angenehm sein – für einen Barbaren.
    „Lady Margriet hat ein Gelübde abgelegt
    ein Schweigegelübde
    “, antwortete sie. Das war doch ein ausgezeichneter Grund, nicht mit ihm zu sprechen, dachte sie. „Und sie fürchtet um ihre Seele, sollte sie es brechen.“
    Das schallende Gelächter der Männer unter ihr erfüllte die Luft. Offensichtlich hielten sie eine Frau nicht für fähig zu schweigen.
    „Bringt sofort das Mädchen her!“ Jetzt brüllte er wieder und hämmerte gegen das Tor. Margriet befürchtete, das Tor würde seiner Kraft bald nicht mehr standhalten.
    „Nur einen kleinen Aufschub, bitte, Sir. Lasst mich sehen, ob ich sie überzeugen kann, Euch zu treffen“, schlug Margriet vor.
    Unten brach unter den Männern ein heftiges Gemurmel aus, und sie besprachen sich eifrig. Dann kam die Antwort. „Eine Stunde, gute Schwester. Ihr habt nur eine Stunde Zeit, das Mädchen davon zu überzeugen, dass es mit mir sprechen muss. Sonst werde ich dieses Kloster niederbrennen und es eigenhändig herausholen.“
    Sie wusste genau, welche Folgen seine Drohung gleich haben würde. Schon fingen ihr linkes Auge und die Augenbraue an zu zucken. Im nächsten Moment kniff Margriet die Augen zu und knirschte mit den Zähnen.
    Lautes, hysterisches Geschrei und Gejammer hub in der Kapelle an und breitete sich aus, als die Novizinnen und auch einige der Frauen, die keine Nonnen waren, in den entsetzlichen Chor einstimmten. Die wenigen Männer, die hier arbeiteten, die Felder bestellten und die schweren Arbeiten ausführten, welche die Frauen nicht tun konnten, sahen Margriet besorgt an. Sie konnten das Kloster nicht gegen den Angriff dieses Soldaten verteidigen. Neben ein paar Messern, einem Bogen und einem Köcher Pfeile für die Jagd besaßen sie keine Waffen außer einigen bäuerlichen Werkzeugen.
    Margriet stieg rasch wieder hinunter und winkte Schwester Sigridis zu sich. Die Nonne schüttelte aber den Kopf. Das einfältige Mädchen glaubte womöglich, Margriet wolle sie hinausschicken, um auf die Forderungen des Soldaten zu antworten. „Bitte, Schwester, sagt der Ehrwürdigen Mutter, dass ich mit diesem Rurik sprechen werde und sehen will, ob ich ihn davon überzeugen kann, mich hierzulassen.“
    „Seid Ihr sicher, Mylady? Wenn Ihr diese Mauern verlasst, könnte er Euch mit Gewalt nehmen.“
    Obwohl es bestimmt Schwester Sigridis Absicht war, ihr Trost zu spenden, spürte Margriet bei dem Mädchen auch ein Gefühl der Erleichterung darüber, dass es nicht mit dem Mann sprechen musste. Sie machte der Schwester keinen Vorwurf daraus. Aber sie wusste jetzt, dass nur sie allein einen Kompromiss aushandeln und die Belagerung beenden konnte, bevor sie richtig begann.
    „Das bin ich, Schwester.“
    Margriet zog sich das Habit über den Kopf und löste Wimpel und Schleier. Sofort umfächelte sie kühle Luft. Zurzeit vertrug ihr Körper die Hitze nicht. Es war eine Erleichterung für sie, das Gewand abzulegen. Während sie einem Bediensteten die jetzt nicht benötigte Kleidung zuwarf, überlegte sie, wie sie ihre Aufgabe lösen sollte. Wie konnte man diesen Mann dazu bringen, seine Belästigungen einzustellen und fortzugehen?
    Während all der langen Jahre hatte Margriet nur schriftlichen Kontakt mit ihrem Vater gehabt. Also beschloss sie, eine Botschaft vorzubereiten, die dieser Soldat anstatt ihr mitnehmen und ihrem Vater überreichen konnte.
    Sie betrat das Kloster durch die
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