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Goethe, Männer, Knaben - Ansichten zur "Homosexualität"

Goethe, Männer, Knaben - Ansichten zur "Homosexualität"

Titel: Goethe, Männer, Knaben - Ansichten zur "Homosexualität"
Autoren: Insel Verlag
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Vorwort
    Wer heute Goethe liest, staunt, wie vielschichtig und modern er in seinem gesamten Werk die Themen Geschlecht und Begehren behandelt. Es verwundert daher, dass sich die wenigen Bücher über Goethe und die ›Homosexualität‹ vorwiegend auf seine eigenen angeblichen Neigungen beschränkt haben. Wie sehr die ›griechische Liebe‹ ihn fesselte, wie anhaltend er über sie nachdachte, wie überraschend er sie ›modernisieren‹ wollte – all das ist von der Literaturwissenschaft bislang nur unzureichend aufgearbeitet worden. Das vorliegende Buch ist die erste umfassende Studie zu Goethes Haltung gegenüber einem Phänomen, dem die Mehrheit auch in den westlichen Gesellschaften weiterhin zurückhaltend begegnet und das weltweit immer noch angefeindet wird. Zu Grunde liegt dieser Untersuchung ein reiches Korpus von Texten aus allen Phasen von Goethes Schaffen einschließlich bislang unveröffentlichter Quellen.
    Befragt nach seiner Haltung zur gleichgeschlechtlichen Liebe, erscheint der mehr verehrte als gelesene Dichterfürst lebendiger als je, geradezu verjüngt. Er erschüttert das antike Muster von Herrschaft und Unterwerfung in der griechischen Liebe und verleiht dem traditionell passiven und stummen ›Geliebten‹ erstmalig eine Stimme. Schrittweise verwischt er in seinen Werken die Grenzen zwischen gleichgeschlechtlicher und gegengeschlechtlicher Liebe. Letzten Endes betrachtet Goethe die Liebe zwischen Männern als eine Art höherer Existenz, den banalen, auf Fortpflanzung angelegten ›heterosexuellen‹ Beziehungen überlegen. Mit Wärme und Achtung begegnete er Männerliebhabern und verlangte Gleiches von der Gesellschaft.
    Ein solches Thema darf auf Interesse auch jenseits streng akademischer Kreise hoffen. Diese selektive Werkbiographie mit Blick aufs andere Ufer ist nach wissenschaftlichen Standards erarbeitet, doch für die breitere Öffentlichkeit geschrieben. Um den Lesefluss nicht zu stören, findet die Auseinandersetzung mit der Forschung zumeist nur in den Anmerkungen statt, wo Fragen und Probleme für die Literatur- und Kulturwissenschaften vertieft aufbereitet werden.
    Die Arbeit an diesem Vorhaben wurde durch mehrere Freisemester ermöglicht, die mir das Royal Holloway, University of London großzügig gewährte, sowie durch ein Stipendium des Arts and Humanities Research Council. Mit großer Freude danke ich zahlreichen Kollegen für ihre selbstlose Unterstützung. Zu den Germanisten, die Teile des Manuskripts gelesen und mit wertvollen Hinweisen bereichert haben, zählen Matthew Bell (King’s College, London), Susanne Kord (University College, London), Horst Lange (Nevada), Angus Nicholls (Queen Mary, University of London), Jim Reed (Oxford) und Hans Rudolf Vaget (Smith College, Massachusetts). Vorträge in Berkeley, Birmingham, Edinburgh, Halberstadt, London, Manchester, Oakland, Pittsburgh, Oxford, Swansea, Toronto und Weimar beschenkten mich mit fruchtbaren Diskussionen. Kollegen aus anderen Disziplinen halfen mir durch unvertrautes Gelände: Jane Everson, John O’Brien und Ahuvia Kahane (Italienische, Französische bzw. Klassische Philologie am Royal Holloway, University of London), Nima Mina (Iranistik, School of Oriental and African Studies, University of London) und Caroline Vout (Kunstgeschichte, Cambridge). Susanne Schäfer (Freie Universität Berlin) machte deutsche Übersetzungen antiker Autoren ausfindig. In Weimar unterstützten mich von der Klassik Stiftung Weimar: Wolfgang Albrecht, Georg Kurscheidt, Elke Richter (Abteilung Editionen), Katharina Krügel (Kustodin Plastik), Bettina Werche (Kustodin Gemälde), Jochen Klauß (Goethes Bibliothek im Goethe-Nationalmuseum), Bernhard Fischer (Direktor des Goethe- und Schiller-Archivs) und besonders sein Vorgänger Gerhard Schmid. Der Direktor des Stadtarchivs Weimar, Jens Riederer, stand mir über viele Jahre hilfreich bei. Die Archivarinnen und Bibliothekare in Weimar (einschließlich des Thüringischen Hauptstaatsarchivs), in der British Library sowie in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz waren mir stets eine große Stütze. Meine Frau, die Historikerin Christina von Hodenberg, war mir eine geduldige und unschätzbare Gesprächspartnerin.
    Eine wahre Mitstreiterin gewann ich in der Autorin und Literaturwissenschaftlerin Angela Steidele. Nach dem Erfolg ihrer Geschichte einer Liebe: Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens (Insel, 2010) machte sie Thomas Sparr (Suhrkamp/Insel) auf mein Projekt
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