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Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)

Titel: Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
Autoren: Brian Lumley
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PROLOG
    Die PS-starke, silbergraue Limousine mit Überlänge – an sich nichts Ungewöhnliches, auf einer Insel voller uralter Fiats und stotternder Lambrettas allerdings auffällig, auch wenn es durchaus noch andere davon gab – holperte vorsichtig über das schadhafte Kopfsteinpflaster unter einem barocken Torbogen hindurch in den Innenhof von Julios Café und Restaurant im Osten Palermos. Das ummauerte Grundstück hatte im Zweiten Weltkrieg als einziges einen Bombenangriff überstanden. Früher war es einmal der kleinste von vier Gärten gewesen, die eine Villa mittlerer Größe umgaben. Die übrigen drei waren nur noch trümmerübersäte Krater. Lediglich die Außenmauern hatte man wieder instand gesetzt, um im Gebiet der Via Della Magione eine halbwegs anständige Fassade zu schaffen.
    Der Hof war fächerförmig angelegt und sah von oben aus wie ein Damebrett. Auf Platten aus schwarzem Vulkangestein standen weiß gedeckte, quadratische Tische. Mitten hindurch war einmal ein breiter Fahrweg verlaufen. Nun diente er als Parkplatz, auf dem die Wagen in einer Art Fischgrätenmuster einander schräg gegenüber parkten. Eine palmengesäumte Öffnung an der Spitze des Viertelkreises markierte die Ausfahrt. Dahinter dämmerte bereits der Abend.
    Etwa drei Dutzend Gäste, allesamt Einheimische, saßen essend, trinkend oder gemütlich plaudernd an den Tischen. Zwei weißbeschürzte, schwitzende Kellner rannten zwischen Theke, Küche und ihren Tischen hin und her. Jeder der beiden kümmerte sich um seinen eigenen kleinen dreieckigen Bereich. Selbst für die dritte Maiwoche war es ungewöhnlich warm. Es war halb neun Uhr abends und das Thermometer zeigte noch immer gut fünfundzwanzig Grad.
    Die Ostwand des Hofes barg, was von der einstigen Villa übrig geblieben war: einen zweigeschossigen Gebäudeflügel, drei Zimmer breit und drei tief, mit einem auf dorischen, an bessere Zeiten erinnernden Säulen ruhenden Balkon. Vor dem mittleren Raum des Erdgeschosses nahm ein Marmortresen die gesamte Lücke zwischen den Säulen ein. Links davon stand den Gästen der Blick in die Küche offen. Erstaunlicherweise trugen in diesem ausgebombten Überrest eines Herrenhauses breite Mauerbögen zur Rechten noch immer die riesige Marmortreppe, die sich zu den Räumlichkeiten im zweiten Geschoss und dem Balkon emporschwang. Es waren in der Tat bessere Zeiten gewesen!
    Auf dem Balkon, dessen Tische Gästen von Rang und Namen vorbehalten waren, stand Julio Sclafani und beugte sich so weit vor, wie sein Bauch es ihm gestattete, um die Ankunft der neuen Gäste, zugleich seiner vornehmsten Kunden, persönlich in Augenschein zu nehmen: Antonio und Francesco Francezci, die die Höhen der Madonie verlassen hatten, eigens um bei ihm, Julio, zu speisen.
    Es war wundervoll, dass sie hierher kamen, dass derart mächtige Männer die sogenannten »erstklassigen« Restaurants links liegen ließen, um Julios schlichte, dafür aber umso achtbarere Kochkunst zu genießen. Und das ging nun schon seit sechs Wochen so, seit das Wetter zum ersten Mal besser geworden war. Oder ... lag es womöglich daran, dass einem der beiden, vielleicht sogar beiden, seine, Julios, Julietta aufgefallen war? Denn Sclafanis jüngste Tochter hatte noch keinen Ehemann und war eine richtige Schönheit. Und die Gebrüder Francezci waren äußerst begehrte Junggesellen ...
    Schade nur, dass es ihr nicht gut ging! Es musste an der Luftverschmutzung hier in Palermo liegen. An den Abgasen all der Autos und Mopeds, an den Ausdünstungen all der leer stehenden Gebäude, an der schlechten Luft, die sie einatmete, und der winterlichen Feuchtigkeit, die vom Tyrrhenischen Meer herüberwehte. Aber der Frühling war da und der Sommer stand vor der Tür. Julietta würde wieder aufblühen, ebenso wie die ganze Insel.
    Nur ... es war schon beängstigend, was sie sich da vor vier, fünf Wochen eingefangen hatte, was immer es sein mochte. Seither war jede Farbe, jede Lebensfreude und Lebenskraft von ihr gewichen, all das, was sie zur Sonne von Julios Leben machte. Da hinten lag sie nun auf dem Sofa, völlig erschöpft, mit einer alten Schachtel, die als Krankenschwester neben ihr saß – um ihr »aufzuwarten«, wie es hieß –, als läge jemand auf dem Sterbebett! Ausgerechnet Julietta? Fort mit diesem Gedanken! Und was die alte Krähe anging, sollte Julio sich wahrscheinlich glücklich schätzen, dass er ihre Dienste so günstig in Anspruch nehmen konnte. Alles dank der Francezcis, denn sie
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