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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers
Autoren: Terri Brisbin
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PROLOG
    Hastings, England
14. Oktober 1066
    D er Herzog der Normandie ließ seinen Blick über die weiten, wogenden Felder schweifen, die sich vor ihm ausbreiteten, und nickte seinen Heerführern zu. Er fühlte sich zufrieden wie eine satte Katze bei dem Gedanken, dass er all das, was sein Auge erblickte, nun als König beherrschte – all das und noch so viel mehr. Viel, viel mehr. Freudige Erregung überkam ihn, als er sich die Gesichter der Witan vorstellte, der höchsten angelsächsischen Amts- und Würdenträger, nun da er ihren gesalbten König und dessen Heerscharen besiegt hatte. Erst das Räuspern der Männer gemahnte ihn daran, dass noch einige Aufgaben vor ihm lagen. Die Schlacht um England schritt zu seinen Gunsten voran, war aber noch nicht geschlagen.
    William wandte sich um und begegnete den erwartungsvollen Blicken seiner Heerführer, die ein wenig abseits von ihm und seinem Zelt standen. Diese Männer und alle, die als Fußsoldaten, berittene Ritter und Bogenschützen unter ihnen kämpften, warteten auf seine Befehle. Und auf die Entlohnung für die gelungene Invasion. Schon scharten sich die Aasgeier um das Schlachtfeld, um sich an den Toten und Sterbenden gütlich zu tun.
    „Es wird Tage dauern, bis das Schlachtfeld geräumt ist“, sagte Vater Obert, Williams Geistlicher.
    „Die dort –“, William nickte in Richtung der Männer aus Normandie, Bretagne, Frankreich sowie aus den Provinzen Poitou und Maine, die sich vor seinem Zelt sammelten, „scheinen aber nicht gewillt, tagelang zu warten, Obert.“
    William stellte seinen Trinkbecher auf dem Tisch ab und streckte die Hand nach dem Pergament aus, das Obert für ihn vorbereitet hatte. In dem Schriftstück waren die wichtigsten englischen Güter und Festungsanlagen aufgeführt, zusammen mit den Namen der Männer, die in den Genuss von Williams Großzügigkeit kommen sollten. Sofern er, William, dem zustimmte. Er überflog die Liste. Mit einigen der Namen hatte er bereits gerechnet; dann jedoch las er welche, an deren Stelle er eher die seiner engsten Ratgeber und Befehlshaber erwartet hätte.
    „Wer ist der Mann, der namenlose Krieger mit solchem Lohn bedacht sehen will?“ William hatte so eine Ahnung, wer das sein könnte. Aber bevor er Land und Titel an irgendwelche Nichtskönner vergab, wollte er zumindest begreifen, warum er das tat.
    „Wie immer, Sire, ist es der Bischof, der darüber wacht, dass Eure Interessen gewahrt werden.“ Obert wich Williams Blick aus, indem er den Kopf neigte.
    Odo. Williams Halbbruder und Bischof von Bayeux. Er hätte gleich merken müssen, wessen Handschrift diese Liste trug.
    „Ah, der Bischof, stets um mein Wohlergehen bemüht.“ Die Worte, treffend und doch von leichtem Spott durchzogen, entlockten Obert ein abfälliges Schnauben. Obert entging kaum eine der Intrigen, die das Leben bei Hofe färbten – und die von der Normandie mit nach England übergesetzt waren. Es war einer der Gründe dafür, dass Obert unerlässlich für ihn war. „Das dürfte all denen gegen den Strich gehen, die lange Jahre schon an meiner Seite stehen und Leib und Leben für mich riskiert haben. Nur um nun mit ansehen zu müssen, wie ihnen die saftigsten Bissen vor der Nase weggeschnappt werden“, wandte William ein.
    Drei Namen fielen ihm ins Auge, und er wusste, dass selbst die Väter dieser Männer die Entscheidung beanstanden würden. Wobei die Beanstandung natürlich in höfliche Worte gehüllt daherkäme, auf dass nicht der eigentliche Grund für den väterlichen Groll durchschimmere – dass sie nämlich das Land für sich selbst oder zumindest ihre legitime Nachkommenschaft wollten und es nicht ihren Bastarden gönnten. William lächelte, offenbar recht grimmig, denn Obert wich zurück und blieb stumm. Das war selten der Fall angesichts einer so offenen Einladung, seine Gedanken frei auszusprechen.
    „Gewiss habt Ihr einen guten Rat für mich, Vater“, versuchte William Obert die Worte zu entlocken, die diesem auf der Zunge liegen mussten.
    „Mylord, es ist nicht im Geringsten gesichert, dass die betreffenden Güter überhaupt eingenommen werden können. Vermutlich wird es sogar überaus gefährlich sein. Gut möglich, dass der Versuch, sie in Eurem Namen zu beanspruchen, mit dem Leben bezahlt wird. Welch ein Risiko es doch für Eure treuesten Untergebenen darstellen würde, das Leben ihrer Nachkommen derart aufs Spiel zu setzen.“
    William richtete sich zu seiner vollen Größe auf, sodass sein Kopf fast das
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