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In den Haenden des Eroberers

In den Haenden des Eroberers

Titel: In den Haenden des Eroberers
Autoren: Terri Brisbin
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ließ.
    „Mylord“, setzte sie an und wand sich, um ihm in die Augen blicken zu können. Da sein Griff sie nach wie vor wie Eisenzwingen umschloss, erreichte sie damit nur, dass sein Blut sich noch mehr auf ihrem Umhang verteilte. Erst als Giles seinen Griff lockerte, konnte sie lauter sprechen.
    „Ich flehe Euch an, Mylord, ihn trifft keine Schuld, bitte glaubt mir. Habt Erbarmen, Mylord, ich bitte Euch.“ Sie ließ den Kopf nach hinten sinken und bot sich damit seinem Zorn selbst als Opfer dar.
    Später würde er sich einzureden versuchen, dass er nur nachgab, weil er dem Blutvergießen ohnehin ein Ende hatte setzen wollen. Er würde sich einreden, dass er den Mann eigentlich gar nicht hatte töten wollen, der sich sicherlich nur von seiner Braut hatte umgarnen und auf ihr Geheiß hin zu dem törichten Plan hatte verleiten lassen, Giles’ Recht auf sie wie auch auf das Anwesen anzufechten. Die Wahrheit aber war, dass er ihr in diesem einen Moment, als ihre Blicke sich trafen, kaum eine Bitte hätte abschlagen können. Hörbar atmete er aus und nickte.
    „Bringt ihn und seine Männer zur Grenze meines Grund und Bodens und lasst sie frei“, sagte er für alle vernehmlich. „Und sollten sie künftig auch nur ein einziges Mal in Versuchung kommen, Fuß auf meinen Grund und Boden zu setzen oder sich meiner Gemahlin zu nähern, dann tötet sie, ohne zu zögern.“
    Nachdem Roger den Gefangenen aus der Kapelle gezerrt hatte, entließ Giles Lady Fayth aus seinem Griff. Sie rang noch nach Atem, als Giles sie auch schon einem seiner Männer zustieß. Er hatte viel zu tun und keine Zeit, sich weiter mit ihr abzugeben.
    „Sucht einen Ort, an dem sie sicher verwahrt ist.“
    Fayth fasste sich an die Kehle und wandte sich um, als wolle sie noch etwas einwenden, schwieg dann aber. Ein blutiger Abdruck entstellte ihren Hals, und Giles wusste, dass dort, wo seine schwerterprobten Hände auf ihrer weißen Haut gelegen hatten, Blutergüsse entstehen würden. Doch jede Spur von Mitgefühl schwand, sobald er zwei seiner Männer tot im hinteren Teil der Kapelle entdeckte.
    Als Giles erneut ihrem Blick begegnete, sagte der Hass, der im dunklen Grün ihrer Augen blitzte, mehr, als Worte es vermocht hätten. Grimmig lächelte Giles ihr zu und nahm damit die stumme Herausforderung an.
    „Niemand legt Hand an sie, es sei denn, auf mein Wort hin“, sagte er.
    „ Aye , jawohl, Mylord“, entgegnete der Soldat, der Lady Fayth mit sich zog.
    Nachdem Giles die Kapelle begutachtet und sichergestellt hatte, dass man sich um die Toten und Verwundeten kümmerte, schritt er zum Wohnturm, um sein neues Zuhause in Augenschein zu nehmen.
    Das Blut an ihr roch metallisch. Fayth spürte es klebrig an ihrem Hals, wo Sir Giles’ raue Hände sie umklammert hatten. Es war, als habe er auf diese Art und für alle sichtbar seinen Besitz markiert. Fayth brannte die Kehle und ihre Brust schmerzte von seinem festen Griff. Während sie von seinen Soldaten über den Hof geführt wurde, sah sie, wie man Edmund und seinen Männern Ketten anlegte. Fayth stemmte sich gegen ihren Wärter und blieb stehen, wagte es jedoch nicht, Edmund etwas zuzurufen. Nachdem die Gefangenen in Ketten gelegt waren, zerrten die Soldaten sie über den Hof und durchs Tor hinaus.
    Würde sie Edmund je wiedersehen? Würde der neue Lord, ihr künftiger Herr, Wort halten und die Männer gehen lassen? Bei dem Gedanken, ihren Freund aus Kindertagen nie mehr lebend wiederzusehen, musste Fayth gegen Tränen ankämpfen. Wenigstens sein Leben hatte sie retten können, doch damit waren nun alle fort, die sie einst beschützt hatten – und sie stand den Eindringlingen allein gegenüber.
    Ein Tumult in der Nähe riss Fayth aus ihren Gedanken, und entsetzt sah sie, wie die Bediensteten und Leibeigenen des Anwesens in dem Gehege zusammengetrieben wurden, in dem für gewöhnlich die Pferde standen. Männer, Frauen und Kinder – Sir Giles’ Männer durchstöberten systematisch ein Gebäude nach dem anderen und zwangen alle, die sie fanden, sich auf dem Hof zu den anderen zu gesellen.
    Wollte Sir Giles sie etwa alle töten? Die Menschen riefen angstvoll ihren Namen, die Augen vor Furcht geweitet. Aber was konnte sie schon tun? Sie war doch selbst eine Gefangene.
    Als aber einer der normannischen Soldaten die junge Tochter des Kochs zu Boden stieß, konnte Fayth nicht länger tatenlos zusehen. Mit einer Kraft, die sie selbst überraschte, befreite sie sich aus den Klauen ihres Wärters, lief
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