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Ruheloses Herz

Ruheloses Herz

Titel: Ruheloses Herz
Autoren: Nora Roberts
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1. K APITEL
    Für Brian Donnelly stand fest, dass die Krawatte die Erfindung einer rachsüchtigen Frau war, ein Folterinstrument, mit dem man einen Mann so lange würgen konnte, bis er genug geschwächt war, dass man das Ende packen und ihn hinter sich herzerren konnte. Eine Krawatte zu tragen bedeutete für Brian, dass er ständig das Gefühl hatte zu ersticken, dass er nervös war und sich irgendwie albern vorkam.
    Aber in vornehmen Countryclubs mit ihren glatten, auf Hochglanz polierten Fußböden, den Kristalllüstern an der Decke und den Blumenvasen, deren Inhalt aussah, als ob er von der Venus stammte, kam man um eine Krawatte, geputzte Schuhe und ein wichtigtuerisches Gehabe nicht herum.
    Er wäre viel lieber im Reitstall gewesen, auf der Rennbahn oder in einem gemütlichen Pub, wo man eine Zigarre rauchen und reden konnte, wie es einem beliebte. Das waren, zumindest in Brians Augen, wesentlich geeignetere Orte, um geschäftliche Angelegenheiten zu besprechen.
    Aber Travis Grant hatte ihm immerhin den Flug bezahlt, und der war von Kildare nach Amerika nicht gerade billig gewesen.
    Rennpferde zu trainieren hieß, dass man sich in sie hineinversetzen musste, wenn man wirklich gut mit ihnen arbeiten wollte. Menschen brauchte man natürlich auch irgendwie, aber eher am Rande. Countryclubs waren für Reitstallbesitzer und Leute, die sich zum Vergnügen und aus Prestige- oder Profitgründen auf der Rennbahn herumtrieben.
    Ein einziger Blick durch den Raum genügte, um Brian zu verraten, dass die meisten der hier Anwesenden noch nie in ihrem Leben einen Stall ausgemistet hatten.
    Dennoch, wenn Grant herausfinden wollte, ob er, Brian, sich in einer so feinen Umgebung anständig benehmen konnte, war er verdammt gut beraten, es auch zu tun. Bis jetzt hatte er den Job nämlich noch nicht. Und er wollte ihn.
    Royal Meadows war eine der besten Vollblutpferdefarmen nicht nur in dieser Gegend. Sie hatte sich in den letzten zehn Jahren beständig weiterentwickelt, sodass sie mittlerweile zu den besten der Welt gehörte. Brian hatte die amerikanischen Pferde, von denen jedes einzelne eine Augenweide war, in Curragh laufen sehen. Das letzte hatte er erst vor einigen Wochen beobachtet, als das Fohlen, das er trainiert hatte, das Pferd aus Maryland um eine halbe Kopfeslänge geschlagen hatte.
    Aber eine halbe Kopfeslänge genügte, um die Siegerprämie einstreichen zu können, von der ihm als Trainer ein Anteil zustand. Darüber hinaus hatte es offenbar auch gereicht, die Aufmerksamkeit des berühmten Mr. Grant auf sich zu ziehen.
    Und jetzt war er auf dessen Einladung hin in Amerika in einem eleganten Countryclub, dessen Mitglieder aus den besten Kreisen stammten.
    Die Musik fand er öde. Sie machte ihn einfach nicht an. Aber wenigstens hatte er ein Bier vor sich und eine gute Aussicht auf das bunte Treiben. Das Essen war reichlich und genauso übertrieben hergerichtet wie die Leute, die sich am Büfett bedienten. Diejenigen, die tanzten, taten es mit mehr Würde als Begeisterung, was seiner Meinung nach eine Schande war, obwohl man schlecht etwas dagegen sagen konnte, solange die Band nicht mehr Leben in sich hatte als eine Tüte durchweichter Chips.
    Trotzdem war es ein Erlebnis, den Schmuck glitzern und das Kristall funkeln zu sehen. Sein letzter Arbeitgeber in Kildare hatte seine Angestellten jedenfalls nicht in den Countryclub eingeladen.
    Obwohl der alte Mahan eigentlich ganz in Ordnung gewesen war. Und seine Pferde hatte er weiß Gott geliebt – zumindest solange sie sich am Ende auf dem Siegerpodest stolz aufbäumten. Trotzdem hatte Brian keine Sekunde überlegt und gekündigt, als sich ihm diese Chance hier geboten hatte.
    Und wenn er den Job nicht bekam, würde er einen anderen kriegen. Auf jeden Fall würde er eine Weile in Amerika bleiben, und wenn sie ihn bei Royal Meadows nicht nahmen, fand er bestimmt etwas anderes.
    Er kam gern viel herum, und er mochte das Gefühl, jederzeit seine Tasche packen und woanders hingehen zu können. Und weil er so viel herumkam, hatte er schon in einigen der besten Reitställe Irlands gearbeitet.
    Es gab keinen Grund anzunehmen, dass er in Amerika weniger Glück haben würde. Im Gegenteil. Amerika war ein großes Land.
    Er trank einen Schluck Bier, und als er wenig später Travis Grant hereinkommen sah, zog er eine Augenbraue hoch. Er erkannte Grant sofort, ebenso wie seine Frau, die aus Irland stammte und wahrscheinlich ihren Teil dazu beigetragen hatte, dass man ihm dieses Angebot
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