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Ruheloses Herz

Ruheloses Herz

Titel: Ruheloses Herz
Autoren: Nora Roberts
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Pokale ins Gesicht geschleudert hätte. »Falls Sie hier bleiben, würde das eine große Umstellung für Sie bedeuten. Ein neuer Job, ein fremdes Land, eine andere Kultur.«
    »Ich liebe Herausforderungen.« Irgendetwas an seinem Tonfall, irgendetwas an der Art, wie er seine Hand auf ihrem Rücken spreizte, veranlasste sie, ihn wachsam zu betrachten.
    »So jemand zieht nach einer bestandenen Herausforderung oft weiter, schon wieder auf der Suche nach der nächsten. Es ist das Spiel eines Menschen, dem es an Ernst und Verantwortungsgefühl mangelt. Mir sind Leute lieber, die sich dort, wo sie leben, etwas Lohnenswertes aufbauen.«
    Das war zweifellos richtig, deshalb hätten ihm ihre Worte eigentlich nicht so einen Stich versetzen dürfen. »So wie Ihre Eltern.«
    »Ja.«
    »Das ist leicht gesagt, wenn man sich nie etwas mit eigenen Händen aufbauen musste.«
    »Mag sein, ich ziehe trotzdem diejenigen vor, die sich mit langem Atem etwas erarbeiten, als die, die ständig nur irgendeine Gelegenheit oder Herausforderung beim Schopf ergreifen.«
    »Und Sie glauben, dass ich aus diesem Grund hier bin?«
    »Das weiß ich nicht.« Gleichmütig zuckte sie die Schultern. »Ich kenne Sie nicht.«
    »Richtig. Aber Sie glauben, mich zu kennen. Der Stallbursche, der dauernd nur nach dem nächsten Pokal schielt, mit Dreck unter den Fingernägeln, der nicht weggeht, egal wie oft er sich auch die Hände schrubbt. Und viel zu weit unter Ihnen stehend, als dass Sie auch nur Notiz von ihm zu nehmen bräuchten.«
    Überrascht, nicht nur von den Worten, sondern auch von der Vehemenz, mit der sie vorgebracht worden waren, versuchte sie, einen Schritt zurückzuweichen, aber er hielt sie fest. Ganz so, als hätte er ein Recht dazu.
    »Das ist lächerlich. Es ist unfair und unwahr.«
    »Es spielt keine Rolle, für keinen von uns beiden.« Er würde es nicht zulassen, dass es eine Rolle für ihn spielte, obwohl sie zu halten in ihm eine völlig irrwitzige Sehnsucht hervorrief, die er unter keinen Umständen dulden durfte.
    »Weil ich nicht davon ausgehe, dass wir uns oft über den Weg laufen werden, selbst wenn mir Ihr Vater diesen Job anbieten und ich ihn annehmen sollte.«
    Sie sah, dass seine grünen Augen vor Zorn loderten. »Sie irren sich, Mr. Donnelly. Und zwar sowohl in mir und meiner Familie als auch darin, wie meine Eltern ihre Farm führen. Ihre Schlussfolgerungen sind falsch und beleidigend.«
    Er musterte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Frieren Sie, oder sind Sie wütend?«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie zittern.«
    »Mir ist kalt«, stieß sie hervor, zornig darüber, dass sie sich so von ihm hatte provozieren lassen. »Ich gehe wieder hinein.«
    »Wie Sie möchten.« Er trat einen Schritt beiseite, allerdings ohne ihre Hand loszulassen, und als sie sie ihm entziehen wollte, sagte er mit zur Seite geneigtem Kopf: »Sogar der Stallbursche lernt einige Manieren.« Damit brachte er sie zur Terrassentür. »Danke für den Tanz, Miss Grant. Ich wünsche Ihnen noch einen unterhaltsamen Abend.«
    Er wusste, dass es ihn den Job kosten konnte, aber er musste einfach herausfinden, ob hinter dieser Wand aus Eis nicht wenigstens ein kleines Feuer brannte. Deshalb zog er ihre Hand an seinen Mund und streifte mit den Lippen ihre Knöchel. Provozierend langsam, vor und zurück, wobei er ihr tief in die Augen schaute.
    Das Feuer loderte ganz kurz auf. Und glomm immer noch tief in ihr, als sie sich von ihm losriss, um sich wieder unter die sogenannte feine Gesellschaft zu mischen.

2. K APITEL
    Es hatte etwas Magisches, wenn das bleiche Licht der Morgendämmerung über den Reitställen heraufzog und sich der Nebel über den Weiden erhob. Das Klirren der Pferdegeschirre und das dumpfe Stampfen der Hufe klang wie Musik, sobald sich Stallburschen, Trainer und Pferde an die Arbeit machten. Es duftete nach Pferden, Heu und Spätsommer.
    Brian stellte sich vor, dass die Anhänger wahrscheinlich bereits beladen waren. Bestimmt hatte der Verantwortliche die Pferde bereits ausgesucht, die zu ihrem täglichen Training zur Rennbahn gebracht oder für ein Rennen hergerichtet wurden. Aber auf der Farm gab es andere Arbeit.
    Hier mussten verstauchte Knöchel behandelt, Medikamente verabreicht und Ställe ausgemistet werden. Helfer würden im Oval Hürden errichten oder umstellen.
    Er entdeckte nichts, das auf etwas anderes als beste Qualität hingedeutet hätte. Da war diese gewisse adrette Ausstrahlung, auf die nicht alle Reitstallbesitzer Wert legten
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