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Ruheloses Herz

Ruheloses Herz

Titel: Ruheloses Herz
Autoren: Nora Roberts
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einen Blick?«, fragte Travis.
    »Das lese ich in ihren Augen. Sie wollen sie doch bestimmt nicht gleich decken lassen, Mr. Grant. Sie muss erst Rennen gewinnen. Unbedingt.«
    Jetzt drehte er Betty absichtlich den Rücken zu, und als die Stute den Kopf hob, schaute er sie über die Schulter hinweg an. »Ich glaube nicht, dass du mich beißen wirst«, sagte er ruhig. Sie maßen sich noch einen Moment mit Blicken, dann warf Betty den Kopf zurück, was man als ein Schulterzucken interpretieren konnte.
    Travis ging belustigt einen Schritt zur Seite, um Brian durchzulassen. »Sie terrorisiert die Stallburschen.«
    »Weil sie es zulassen, und sie ist wahrscheinlich intelligenter als die meisten von ihnen.« Er deutete auf die gegenüberliegende Box. »Und wer ist dieser würdevolle alte Herr hier?«
    »Das ist Prince, ein Sohn von Majesty.«
    »Von Majesty von Royal Meadows?«, fragte Brian, während er die Box betrat. In seiner Stimme schwang Hochachtung mit. »Na, Sir, deine beste Zeit ist vorüber, stimmt’s?« Brian fuhr dem betagten Kastanienbraunen sanft über den Kopf. »Seinen Vater habe ich vor vielen Jahren in Curragh laufen sehen, da war ich noch ein Stalljunge. So etwas wie ihn hatte ich bis dahin noch nie gesehen und später auch nie wieder. Mit einem seiner Söhne habe ich später gearbeitet. Er braucht sich seiner Nachkommenschaft nicht zu schämen.«
    »Ja, ich weiß.«
    Travis führte ihn herum und zeigte ihm die Sattelkammer, den Besamungsstall und die Geburtsställe, die hinter einer Koppel lagen, in der ein Einjähriger an einer langen Leine auf Herz und Nieren geprüft wurde, und dann das Oval, wo gerade ein bildschöner Hengst in Gesellschaft eines wohlerzogenen Wallachs seine Runden drehte.
    Bei ihrem Herankommen schaute sich ein drahtiger kleiner Mann mit einer blauen Kappe auf dem Kopf um. Aus einer seiner Taschen baumelte eine Stoppuhr, und auf seinem faltigen Koboldgesicht lag ein fröhliches Grinsen.
    »Dann haben Sie die Tour also schon hinter sich? Und wie finden Sie unsere kleine Farm hier?«
    »Sehr nett.« Brian streckte eine Hand aus. »Freut mich, Sie wieder mal zu sehen, Mr. Cunnane.«
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite, junger Brian aus Kerry.« Paddy erwiderte Brians Händedruck. »Ich habe ihnen gesagt, dass sie Zeus noch nicht laufen lassen sollen, Travis. Ich dachte mir, dass ihr euch das vielleicht ansehen wollt.«
    »King Zeus, Sohn von Prince«, erklärte Travis. »Er läuft gut für uns.«
    »Er hat Ihnen letztes Jahr den Belmont Stakes geholt«, erinnerte sich Brian.
    »Richtig. Zeus läuft gern lange Strecken. Keiths Fohlen hat ihm zwar den Derby weggeschnappt, aber beim Breeder’s Cup war er wieder da. Er ist ein starker Konkurrent und wird Champions zeugen.«
    Paddy winkte einen Jockey auf einem prachtvollen Kastanienbraunen heran. Das Fell des Pferdes glänzte dunkelrot in der aufgehenden Sonne, die schneeweiße Blesse auf seiner Stirn hatte die Form eines Blitzes. Er tänzelte zur Seite und bäumte sich auf.
    Brian erkannte mit einem Blick, was er für ein Prachtexemplar vor sich hatte.
    »Na? Was halten Sie von ihm?«, fragte Paddy.
    »Herrliche Form«, war alles, was Brian sagte.
    Zweihundert Pfund reines Muskelfleisch auf unwahrscheinlich langen, eleganten Beinen. Ein breiter Rücken, ein schlanker Rumpf, ein prächtiger Kopf. Und Augen, aus denen unbändiger Stolz leuchtete.
    »Okay, Bobbie«, sagte Paddy zu dem Jungen. »Es geht los. Und halt ihn nicht zurück. Er kann sich heute ruhig mal ein bisschen ins Zeug legen.« Eine kleine Melodie pfeifend, lehnte sich Paddy gegen den Zaun und zog seine Stoppuhr aus der Tasche.
    Die Daumen in die Hosentaschen gehakt, schaute Brian Zeus nach, der auf die Rennbahn zurücktrabte, wo er sich wieder tänzelnd aufbäumte, bis ihn der Junge zur Ordnung rief. Dann stellte sich der Reiter in den Steigbügeln auf und beugte sich über diesen langen, kraftvollen Hals. Einen Moment später schoss Zeus wie ein schimmernder Pfeil vorwärts. Diese langen Beine hoben, streckten, senkten sich, und als er die erste Kurve nahm, flogen sie so, dass die Erdklumpen unter seinen Hufen wegspritzten wie Kugeln.
    Der Donner der Hufe hallte in der Luft wider.
    Brians Herz hämmerte im selben Rhythmus in seiner Brust. Als Pferd und Reiter kehrtmachten, flog die Mütze des Burschen in hohem Bogen durch die Luft. Paddy brummte zufrieden vor sich hin, als er auf die Stoppuhr drückte.
    »Nicht übel«, sagte er trocken und hielt sie hoch.
    Brian
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